piwik no script img

Sanierungsspezialist vorn

Hemelingen ist mehr als nur Mercedes und Großindustrie, sagt der frisch gewählte Hemelinger Ortsamtsleiter Höft. Mehr Einwohner und mehr kleine Läden sollen dem Stadtteil auf die Füße helfen

Der frischgebackene Ortsamtsleiter Ullrich Höft hat eine breite Basis: Bei seiner Wahl am Donnerstagabend stimmten 17 von 19 Hemelinger Beiratsmitgliedern für den 53jährigen Volkswirt. Er tritt sein Amt am 1. Februar an, Geschenke gibt es keine. Davor liegt die Ernennung durch seinen Dienstherrn, Innensenator Kuno Böse (CDU).

taz: Was hat Sie bewogen, den Beruf zu wechseln?

Ullrich Höft: Ich habe die kommunalpolitische Arbeit immer als sehr spannend empfunden, wenn ich in meiner bisherigen Funktion als Projektleiter bei der Wohnungsbaugesellschaft Gewoba damit zu tun hatte. Man verhandelt über sehr konkrete Dinge, die das unmittelbare Umfeld betreffen.

Es heißt, sie machen einen finanziellen Rückschritt.

Wer sagt das? Ich werde weder reich noch arm.

Vielen fällt zu Hemelingen nur Mercedes und das Industriegebiet Hemelinger Marsch ein – alles keine sehr wohnlichen Assoziationen.

Hemelingen ist ein sehr großer Stadtteil, der auch sehr vielgestaltig ist. Zu Hemelingen gehört natürlich auch die Großindu-

strie. Das Problem der Wohnlichkeit haben wir an den Grenzen, eine von ihnen stellt Daimler dar. Da gibt es zwangsläufig Interessenskonflikte. Aber die Entwicklung von Daimler ist in eine gewisse Ordnung gekommen: Die Grenzen sind eindeutig gesteckt. Und das Wohnen dahinter ist ganz erträglich.

Ein anderes Thema in Hemelingen ist die Sanierung des Stadtteilkerns. Bis 2006 soll unter anderem mit Hilfe der Gewoba nachgerüstet werden. Welches sind die Bedingungen für den Erfolg?

Eine Bedingung ist natürlich der Hemelinger Tunnel, der ja bald fertig ist und der den Schwerverkehr insbesondere aus dem südlichen Teil herauslenkt. Im Norden, also etwa in der Hemelinger Bahnhofstraße, müssen wir den Schwerlastverkehr durch den Neubau des Ahlring-Tunnels mindern. Dieses Projekt müssen wir finanziell und planerisch absichern. In die Verhandlungen mit der Bahn – denn ohne deren Beteiligung geht es dort nicht – sind wir eingetreten. Den alten Bahnübergang Brauerstraße kann man dann aufgeben.

Zu einem Stadtteilzentrum gehört eine funktionierende Einzelhandelsstruktur, Hemelingen ist aber eingeklemmt zwischen den großen Märkten Hansa Carree, dem Wal-Mart in der Vahr und dem Weserpark.

Richtig, das sind viele Märkte in kurzer Entfernung. Wir müssen im Kern auf kleinteiligen Einzelhandel zur Nahversorgung der Anwohner setzen.

Die Einwohnerzahl in Gesamt-Bremen sinkt, wie wollen sie in Hemelingen gegenhalten?

Die Bevölkerungszahl ist über etliche Jahre ziemlich stabil in Hemelingen und wir wollen das durch die Sanierungsmaßnahmen jetzt natürlich positiv beeinflussen. Wenn die geplanten Baugebiete voll gelaufen sind, haben wir im Ortsteil Hemelingen bis zu 400 neue Wohneinheiten. Mal drei hieße, dass wir 1.200 Einwohner mehr haben oder 10 Prozent mehr als jetzt.

Fragen: Elke Heyduck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen