Nepp oder noch nützlich?

Über zwei Millionen gebrauchte Computer werden jährlich verschenkt oder verkauft: meist privat, aber auch professionell wie auf den Berliner Computertagen. Schnäppchen oder Hightech-Schrott?

von PETRA UHE

Wer über die Berliner Computertage (BCT) schlendert, sollte wissen, was er sucht: einen günstigen Einsteiger-PC, Ersatzteile, etwas zum Basteln oder einfach ein Schnäppchen. An diesem Wochenende gibt es im ehemaligen Flugzeughangar Tempelhof auf einer der bundesweit größten Messen für Gebrauchtcomputer wieder alles, was Käufer begehren: Netzwerkkarten und Adapter, Mäuse oder Spiele – Sonderposten aus alten Lagerbeständen.

Am einem Stand leuchten drei Jahre alte Notebooks, zum Preis um 400 Euro. Komplette Computersysteme mit Tastatur, Maus und 17 Zoll großem Röhrenmonitor bieten einzelne Händler bereits für 100 Euro an, Zustand variabel. Es muss verglichen werden. Die fünf, sechs Jahre alten Computer reichen für ein paar Briefe und zum Surfen im Internet. Aufrüsten aber lohnt kaum. Anders bei den jüngeren Gebrauchten bis zu drei Jahren. Pentium-III-Rechner eignen sich problemlos sogar für einfache Spiele und erste Multimediaanwendungen.

Beim Hardwaretest-Stand können Käufer alles vor Ort prüfen lassen. „Auch bei uns sind manchmal schwarze Schafe“, weiß BCT-Organisator Georg Hohmann. Zudem gibt es hier, auf Rechnung, meist ein Jahr Garantie – genauso wie im Einzelhandel. Auf Flohmärkten, über Zeitungsannoncen, in Internet-Portalen oder Online-Auktionshäusern ist diese Gewährleistung hingegen selten. Manches Angebot mit Macken wird blind gekauft, ohne Rechnung, Zeugen oder Tests.

Ein Risiko, wie selbst Profis zu berichten wissen: so erweist sich schon mal bei einem ungesehen gekauften Secondhand-PC zu Hause die Festplatte als defekt. „Sehr ärgerlich“, gesteht Mike-Andy Tamm, Computerexperte beim Berliner Hardware-Preisvergleicher www.hardwareschotte.de. So mancher Rechner ist einfach Schrott: ausgeleierte Laufwerke können keine CDs mehr lesen, alte Lüfter kühlen nicht mehr ausreichend, der Computer wird überhitzt, Mäuse und Tastaturen haken, Monitore leuchten zu schwach, die Stromversorgung ist defekt, nichts geht mehr.

Nicht nur deshalb landen jährlich zwei Millionen Computer auf dem Müll. Einige verstauben in Kellern und auf Dachböden. Viele davon wurden weit vor ihrem technischen Lebensende ausrangiert. Grund: attraktive Neuware lockt, mit noch mehr Leistung, noch mehr Möglichkeiten. Fast sieben Millionen fabrikneue Computer wurden im letzten Jahr in Deutschland angeschafft, die meisten von Firmen. Mehr als die Hälfte aller Käufer besitzen jedoch bereits einen oder mehrere Rechner, die dann entsorgt werden. Ressourcenverschwendung, meinen Experten.

Für die Herstellung eines neuen Computers werden etwa 16 bis 19 Tonnen Rohstoffe verbraucht, fast so viel wie bei einem normalen Mittelklassewagen. Diese Rohstoffe addieren sich aus allen Vorgängen, die für die Herstellung bewegt werden müssen, erklärt Christine Ax vom Institut für Produktdauerforschung. Die durchschnittliche Lebensdauer der Hardware schätzt die Forscherin bei sieben Jahren ein. Ausrangiert wird jedoch oft schon nach drei Jahren. Dabei haben diese Rechner noch einen Marktwert von zirka 20 Prozent des Neupreises. Eine Weiterverwendung macht demnach nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus finanzieller Sicht noch Sinn.

Man muss nur wissen, was man will: Computerspieler und Multimediafreaks verzweifeln an älteren Geräten – für ihre Zwecke sind sie zu langsam. Alle anderen können mit gebrauchten Computern guten Gewissens sparen, wenn sie sich ausreichend auskennen, einen EDV-Experten an der Hand haben und sich beraten lassen, vielleicht sogar auf den Berliner Computertagen.

Das ist zwar etwas teurer, aber dafür weiß man, was man hat. Hoffentlich.