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Apfel, Nuss und Lasershow

Deutschlands Weihnachtsmärkte führen einen gnadenlosen Konkurrenzkampf

Nachdem bekannt wurde, dass der Berliner Weihnachtsmarkt in diesem Jahr mit einer Lasershow aufwartet, empörten sich die Betreiber anderer deutscher Weihnachtsmärkte: Man lasse sich nicht die Schau stehlen, hieß es etwa vom Weihnachtsmarktverband Kampen/Sylt, der für dieses Jahr eine 25-köpfige kirgisische Tanztruppe engagiert hat. Notfalls werde halt „nachgerüstet“. Kurz darauf brach der Konkurrenzkampf unter den Weihnachtsmärkten endgültig aus. Zahlreiche Veranstalter ergänzten ihre Angebote – ein Überblick mit Dank an die tapferen Kollegen von dpa und AP.

Uslar wollte eigentlich weg vom Rummel. Auf seinem Weihnachtsmarkt bieten ausschließlich Kunsthandwerker wie Glasbläser, Drechsler, Sticker und Kerzenmacher ihre Produkte an. Nun ist die Fachwerkfassade des Rathauses in einen Riesenadventskalender verwandelt. Am 1. Adventssonntag wird die erste Tür geöffnet, hinter der sich von Geschäftsleuten gespendete Geschenke verbergen.

In Hannoversch Münden kann man von Sonntag an die Produktion der weltweit größten Herstellungsfirma für Weihnachtsmännerverpackungen besichtigen. In einer einzigartigen Ausstellung vom Entwurf bis zum Druck des Stanniolkleides werden dann auch internationale Modelle von Weihnachtsmännern und -frauen gezeigt.

Der „Engelke-Markt“ rund um den Alten Rats-Hafen in Emden ist um eine Attraktion und maritimes Flair reicher: Ein Teil des vorweihnachtlichen Angebots wird auf einem schaukelnden Ponton im Hafen präsentiert.

Vergangenen Mittwoch startete der Markt in Osnabrück, der in diesem Jahr mit dem weltweit größten Nussknacker aufwartet. Die Figur misst 6,20 Meter. Nur 20 Zentimeter niedriger ist die Spieldose mit heiliger Familie und Jesuskind. Auch dieses Objekt zählt zu den weltweit größten seiner Art.

Neu in Bremen ist eine Weihnachtspyramide. Über den Umfang konnten bis Redaktionsschluss leider keine gesicherten Erkenntnisse gewonnen werden.

Hannover beschäftigt eine Schar Kunsthandwerker aus Finnland. Ein originales Zelt der Lappen ist einer der Höhepunkte des Weihnachtsmarktes, der am Donnerstag begann. Das Zelt steht mitten in einem finnischen Weihnachtsdorf!

Der zehn Meter lange Weihnachtsstollen von Cottbus ist bereits bis auf den letzten Krümel aufgegessen. Besucher finden aber immer noch handgefertigte Trockenblumengestecke, Glühwein und Obst. Außerdem können sie auf einer 450 Quadratmeter großen Kunsteisbahn Schlittschuh laufen.

Der Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz in Berlin bietet bis zum 24. Dezember rund 250 Attraktionen, darunter Kunsthandwerkerbüdchen sowie viele Karussells und Fahrgeschäfte. Neu in diesem Jahr sind laut Sprecherin ein Etagencafé und eine Lasershow.

Jörg Hoenicke, Pressesprecher der Hamburg Tourismus GmbH, sagte, er sei „heilfroh, dass Hamburg jetzt auf der bundesweiten Landkarte der Weihnachtsmärkte verzeichnet ist“. Besonders der Historische Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus mit seinen vor Ort arbeitenden Kunsthandwerkern sei „ein wichtiges Bindeglied zwischen den Einkaufsgegenden“.

Zum Weihnachtsmarkt in Kampen/Sylt, der am Mittwoch startete, werden in diesem Jahr rund 700.000 Besucher erwartet. Kein Wunder: Aus dem größten Kamin der Welt purzeln stündlich die Mitglieder eines Weihnachtsmannballetts; Besucher können an einer Weihnachtskaraokeshow teilnehmen, ein Stück vom 30 Meter breiten Riesenlebkuchen abbrechen und in einer Sauna, die bis zu 150 Personen fasst, ins Schwitzen kommen. Für Kinder gibt es einen Rentierstreichelzoo. Zusätzlich sorgt eine Schneekanone für festliche Stimmung. Die Händler akzeptieren alle gängigen Kreditkarten.

Völlig unbeeindruckt von den Rivalitäten zeigen sich die Veranstalter des Weihnachtsmarktes in Kiel. Bis auf etwas mehr Beleuchtung bleibt hier alles beim Alten. CAROLA RÖNNEBURG

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