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Hohle Bauchredner

Nabu verlangt zum autofreien Tag umweltverträgliche Verkehrspolitik. Senat baut unzulässige Radwege

Der Umweltverband Nabu hat den Senat aufgefordert, seine Verkehrspolitik endlich an Umweltschutzzielen zu orientieren. Anlässlich des europaweiten Aktionstages „In die Stadt – ohne mein Auto“ am Sonntag wirft der Nabu-Vorsitzende Rolf Bonkwald der Rechtskoalition vor, sie entscheide in Verkehrsfragen „nur aus dem hohlen Bauch heraus“. Das reiche nicht aus, um die Lebensqualität in Hamburg zu erhalten. Der Senat hat sich unterdessen einen weiteren verkehrspolitischen Schildbürgerstreich geleistet: In Hohenfelde stimmte die Straßenverkehrsbehörde dem Bau eines unzulässigen Radweges zu.

Der Nabu wendet sich gegen die Politik des Senats, den Autoverkehr zu bevorzugen. „Wer das Autofahren in der Metropole fördern will, gefährdet zwangsläufig die Verbesserungen, die in den vergangenen Jahren bei Bus und Bahn erreicht worden sind“, argumentiert Bonkwald. Der Nachholbedarf bei öffentlichen Verkehrsmitteln sei größer als beim Autoverkehr.

Die Pläne von Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) für eine neue U-Bahn-Linie von der Hafencity nach Bramfeld (siehe auch Seite 21) hält der Nabu für eine „Verschwendung von Steuergeldern“. Nach dem Bau der A 26 durchs Alte Land würden noch mehr Autos die Straßen verstopfen. Auch der von den Koalitionsparteien geforderte Autobahnring gehe am Problem vorbei: Der größte Teil des Verkehrs sei kein Durchgangsverkehr. Bonkwald: „Daran ändert auch ein Autobahnring nichts.“

Praktische Auswirkungen der neuen Politik zeigen sich in der Hohenfelder Papenhuder Straße: Der eben erst erneuerte Radweg ist nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) nur einen Meter breit. Vorgeschrieben sind mindestens 1,50 Meter. Der ADFC verlangt von der Innenbehörde, die blauen Radweg-Schilder zu entfernen, so dass die Radler auf der Straße fahren dürfen. Mit einem Kinderanhänger auf dem erneuerten Radweg zu fahren, sei ohnehin unmöglich. knö

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