vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Im leeren Ausstellungraum der Galerie Schipper & Krome projiziert Ann Veronica Janssens einen fünfminütigen Loop an die Stirnwand, der in unterschiedlicher Geschwindigkeit in Form und Farbe wechselnde Lichtflächen zeigt: „Scrub Colour II“ – oder so psychedelisch sah die Welt seit dem letzten LSD-Trip nicht mehr aus. Es ist durchaus eine körperliche Leistung, die fünf Minuten durchzuhalten. Denn die Farbfelder hinterlassen auf der Netzhaut ein Nachbild, das in der raschen Abfolge der Projektion schon gleich von den nächsten Bildern überlagert wird, weswegen man bald nichts mehr über deren Farbe und Form sagen kann. Auf diesen körperlichen Effekt zielt die Künstlerin, die 1999 in Venedig den belgischen Pavillon unter Nebel setzte, denn auch ab. Hergestellt hat sie ihre „Barnett-Newman-Disco“ (Harald Fricke) mit Hilfe kommerzieller Computersoftware und heftigen Mausbewegungen („srcubbing“), die das Sampling lieferten.

Ruhig, gelassen, abstrakt dagegen Mark Prince in der Galerie Ascan Crone. Seine Text- und Landschaftsbilder schweben auf Polyesterfolie. Einerseits als Luftbildaufnahmen, wenn auch gemalte. Andererseits als geschriebene Orts- und Zeitangaben, wie man sie in einem Tagebuch finden könnte. „Quinn Avenue South Dakota 5 am“ liest man etwa auf dem großformatigen, Weiß in Weiß gehaltenen Bild. Alle Elemente, die ein Bild ausmachen, Farbe, Form, Linien, sind vorhanden, bis auf das Bild selbst. Auch die schönen pastellfarbenen Aufsichten auf Straßen, Felder und Dörfer scheinen eher abstrakte Muster als konkrete Information. Doch den Schritt, weg von der Schrift hin zur Wirklichkeit des ersten Blicks, ist Mark Prince mit ihnen schon einmal gegangen.