american pie: Das Martyrium des Quarterbacks Kurt Warner
Down and out in St. Louis
An seine berühmt-berüchtigte Supermarktkasse wird Kurt Warner wohl trotz allem nicht zurück müssen, dennoch ist sein Sturz in dieser Saison der National Football League (NFL) ziemlich spektakulär. Noch spektakulärer jedenfalls als der seines Teams, des letztmaligen Super-Bowl-Verlierers St. Louis Rams. Ob der Sensationssieger vom Januar, die New England Patriots, diesmal den Sprung in die Play-offs schaffen werden, ist völlig ungewiss; dass die Rams nur Zuschauer sind, steht hingegen seit ihrer 3:10-Niederlage gegen die Philadelphia Eagles am Sonntag so gut wie fest.
Die Art des Debakels war symptomatisch für den Niedergang eines Teams, das wegen seiner beeindruckenden Angriffsleistungen jahrelang als „Greatest Show on Turf“ galt. Symptomatisch aber auch für Quarterback Kurt Warner, mit seinen brillanten Pässen der Architekt alter Rams-Größe, vergangene Saison noch zum besten Spieler der Liga gewählt, inzwischen aber nur noch eine Art Garant für deftige Niederlagen. Fünfmal trat er in den ersten Wochen der Saison an, fünfmal verlor sein Team. Wegen eines Fingerbruchs musste er dann fünfmal pausieren, fünfmal gewannen die Rams, gelenkt von Marc Bulger, eigentlich nur dritter Mann auf der Spielmacherposition.
„Kurt bleibt meine Nummer eins“, wischte Coach Mike Martz aufkeimende Diskussionen beiseite, folgerichtig spielte Warner nach Genesung wieder – und kassierte zwei Niederlagen. Gegen Philadelphia gelang St. Louis erstmals seit zwei Jahren kein einziger Touchdown, stolze achtmal wurde Warner von den Eagles zu Boden gerissen, einer von zwei abgefangenen Pässen führte zum Touchdown für Philadelphia. Im Spiel zuvor hatte der Quarterback gegen Washington mit einem Fumble kurz vor Schluss den möglichen Sieg vergeben.
Die Fehler waren zwar nur teilweise Warner anzulasten, der von seiner durch Verletzungen dezimierten Deckungsreihe mangelhaft geschützt wurde, doch den Ruch des Unglücksbringers wurde er nicht los. Ein Makel, der an ihm nagt. Seine Hand sei in Ordnung gewesen, es seien nur „eine Menge verrückte Dinge passiert“, versicherte Warner, als er zu seiner ungewohnten Wurfschwäche befragt wurde. Röntgenaufnahmen förderten jedoch einen Haarriss zutage, die dadurch verursachten Schmerzen hatte er gegenüber Coach Martz offenbar heruntergespielt, um nicht wieder seinen Platz im Team räumen zu müssen. Das bleibt ihm jetzt nicht erspart. Zwei bis drei Wochen wird er pausieren müssen, vermutlich kann er erst am 30. Dezember im letzten Saisonspiel gegen die San Francisco 49ers wieder auflaufen. Immerhin muss er nicht fürchten, seinen Platz endgültig an Marc Bulger zu verlieren. Der ist inzwischen ebenfalls verletzt. MATTI LIESKE
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