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Der Mann fürs Gute

Ruhm aus Peru: Das Verdienstkreuz am Bande des südamerikanischen Landes erhielt gestern Kraft-Manager Rolf Sauerbier. Grund: Der Bremer hat die Anden-Bohnen marktfähig gemacht

Mit dem Verdienstkreuz am Bande der Republik Peru können sich nur wenige schmücken: Kraft-Foods-Manager Rolf Sauerbier (57) bekam es gestern im Bremer Rathaus vom peruanische Botschafter Alfredo Novoa-Pena ans Revers geheftet – für „seinen Beitrag zur Entwicklung der peruanischen Kaffeeindustrie“. Sauerbier war gerührt: „Damit habe ich nicht gerechnet.“

Sauerbier, 57 Jahre alter Peru-Fan und bis vor kurzem PR-Manager des Konzerns, holte Anfang der 90er-Jahre Kaffeebauern aus Quillabamba nach Deutschland, um ihnen zu zeigen, „wie wir hier Qualität definieren“. Eine neue „Probenküche“ und eine Sortiermaschine sollten helfen, guten Kaffee zu erzeugen und dessen Qualität gleich vor Ort zu überprüfen.

Peruanische Kaffeebohnen waren damals bei den Importeuren in Verruf. Sauerbiers Initiative erregte die Aufmerksamkeit des peruanischen Landwirtschaftsministeriums. Das weitetete – in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und Jacobs – das Pilotprojekt zu einem „nationalen Kaffeeprogramm“ aus. Die Qualitätsoffensive gelang, die peruanischen Kaffeebauern bekommen auf dem Weltmarkt seitdem drei Dollar mehr für jeden 50-Kilo Sack – jährlich über fünf Millionen Euro. „Wir haben peruanischen Kaffee gemeinsam marktfähig gemacht“, sagt Sauerbier.

Sauerbier war es auch, der den Bremer Kaffeekonzern – der Jahresumsatz allein von Jacobs lag 1998 bei rund 1,1 Milliarden Euro – dazu brachte, wenigstens einen winzigen Teil seiner Rohware direkt von den Bauern zu kaufen. Nicht ganz uneigennützig, wie GTZ-Experte Rosskamp verrät: Kaffee mit dem „Transfair“-Siegel, damals ganz neu auf dem Markt, habe Jacobs spürbar Marktanteile geraubt.

Den direkten Kontakt zwischen dem Kaffeeröster und den Produzenten vor Ort lobt sogar Sauerbiers schärfster Kritiker, „Transfair“-Geschäftsführer Dieter Overath. Weil dabei nämlich der Zwischenhandel wegfalle, stiegen die Erlöse der Bauern. Und ein Konzern, der mit den Kaffeebauern direkt zusammenarbeite, weiß auch Sauerbier, lasse die auch in Krisenzeiten nicht so leicht hängen.

Den unter dem Namen „El Condor“ in Universitäts-Kantinen und Flugzeugen vermarkteten Jacobs-Kaffee, der inzwischen komplett aus biologischem Anbau stammt, hält „Transfair“-Chef Overath dennoch höchstens für „fair light“. Denn statt eines Mindestpreises von 126 Dollar wie „transfair“ zahlt Jacobs auch für den qualitiativ guten Kaffee nur den Weltmarktpreis von rund 60 Dollar plus Qualitätsaufschlag. „Das deckt noch nicht mal die Produktionskosten“, kritisiert Overath.

So einfach lässt Sauerbier das allerdings nicht auf sich sitzen. Ja, auf dem Weltmarkt und in den Supermarktregalen herrsche bei Kaffee derzeit eine „Schweinepreis-Situation“, gibt er zu. Das „Transfair“-Konzept jedoch, das den Bauern Mindestpreise garantiert, sei „nicht nachhaltig“, weil es nur in begrenztem Umfang funktioniere: Wenn die Verbraucher freiwillig mehr Geld für den Kaffee zahlten. Seit Oktober ist Sauerbier bei Kraft für „stützende Kaffee-Projekte“ zuständig. Den Direktkauf bei den Bauern will er „deutlich ausweiten“. Weitere Projekte in Vietnam hat er bereits angeleiert, am Montag fliegt er nach Äthiopien. Soziale und ethische Aspekte müssten in Zukunft eine größere Rolle spielen, fordert er. Leider, sagt der Manager, gebe es dafür zurzeit „wenig Druck von außen“.

Armin Simon

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