Tür auf, Tür zu

Seit Dezember wird in Hamburg nach zwanzig Jahren wieder auf angeblich Altbewährtes im Umgang mit minderjährigen, jugendlichen StraftäterInnen zurückgegriffen: die geschlossene Heimunterbringung. Dafür beschloss der Senat aus CDU, Schill-Partei und FDP bereits am 3. September ein Dreiphasenkonzept, das den Maßnahmenkatalog um die geschlossene Unterbringung erweitert. „Damit sollen die Möglichkeiten der Jugendhilfe im Sinne des Kindeswohls verbessert werden“, so Senatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Drei Phasen, drei mühsame Schritte zurück in die Freiheit. Phase eins: ständige Begleitung und Kontrolle, zeitliche Vorgaben, auferlegte Pflichten. Phase 2: zwei Stunden Ausgang pro Woche. Phase 3: Mehr individuelle Freiheit, unbegleitete Ausgänge.

Die Konzeption des Hamburger Beschlusses entspricht dem bundesweiten Standard für geschlossene Einrichtungen. Die Kosten pro Tag und Platz liegen ungefähr bei 220 bis 250 Euro, vergleichbar mit Heimplätzen in Bayern oder Baden-Württemberg. Erst nach richterlichem Beschluss (§ 1631 b BGB) ist die Einweisung in ein geschlossenes Heim möglich. Bildungsangebote gehören zum Integrationsweg: Soziale Kompetenz soll durch Qualifikation erworben werden. Mindestens für ein Jahr werden die Kinder und Jugendlichen aus dem gewohnten Umfeld gelöst.

Ein Gesamtkonzept, das viele Gegner auf den Plan ruft – mit Hinweis auf die bundespolitische Brisanz einer solchen Entscheidung. 140 Heimplätze in geschlossenen Einrichtungen gibt es heute noch in Deutschland; neunzig neue Plätze sind allein in Hamburg geplant. In anderen Bundesländern wird das Thema aktuell hitzig diskutiert. Das „Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Hamburg und anderswo“ hat rund 1.600 Unterschriften gesammelt. Die Kritikpunkte: Das vorgelegte Konzept sei rechtlich umstritten, ignorant gegenüber allen fachlichen Stellungnahmen, verpulvere Geld und leite mit Hilfe durch Einsperren eine Tendenzwende in der Jugendhilfe ein. „Die Erziehung im Käfig erzieht zum Leben im Käfig“, heißt es auf dem Flugblatt des Aktionsbündnisses. Und weiter: „Geschlossene Heime schaffen genau die Probleme, deren Behebung sie versprechen: Bandenbildung, Aggressivität.“ HEIKE SCHMITT