: Saddam sagt Sorry
Diktator entschuldigt sich für Invasion und ruft Kuwaitis zum Kampf auf. US-Militär probt in Kuwait den Krieg
KAIRO taz ■ Mit der Übergabe des irakischen Berichtes über seine Rüstungsprogramme und Waffenarsenale versucht Saddam Hussein einen Krieg abzuwenden. Doch offensichtlich hat er sich bereits damit abgefunden, dass es einen militärischen Konflikt geben wird. Nur so lässt sich sein erneuter Aufruf an die Menschen in der arabischen Welt verstehen, gegen die ausländischen Besatzer Widerstand zu leisten.
In einem offen Brief, der erstmals auch eine Entschuldigung an das kuwaitische Volk für die irakische Besatzung des Emirates 1990 enthält, ruft Saddam das kuwaitische Volk dazu auf, gegen die Truppen der Ungläubigen im Land aufzustehen. Die Anwesenheit von US-Truppen in Kuwait nannte er „direkte ausländische Militärbesatzung“ und forderte die Kuwaitis auf, alles zu tun, um diese zu beenden. „Ihr sollt leben können, ohne dass Ausländer euer Schicksal, eure Entscheidungen, euren Reichtum und eure Gegenwart und Zukunft kontrollieren“, heißt es in Saddams Brief, den der irakische Informationsminister Muhammad Sahaf im staatlichen Fernsehen verlas.
Dabei lobte er all jene kuwaitischen Jugendlichen, die ihre Waffen gegen die Besatzer erheben. „Warum sollen nicht alle Gläubigen und heiligen Krieger aus dem Kuwait, anstatt unter dem Zelt Londons, Washingtons und Israel, sich mit ihresgleichen aus dem Irak unter dem Zelt Gottes treffen, um ihre Angelegenheiten und ganz besonders den Kampf gegen die Besatzung der ungläubigen Armeen zu diskutieren“, lautet eine weitere Passage.
Die kuwaitische Regierung beschuldigte er, Hand in Hand mit Besatzern zu arbeiten, um einen Krieg gegen den Irak vorzubereiten und sich im Ölreichtum des Nachbarlandes in die eigenen Taschen zu wirtschaften.
Kein Wunder also, dass der kuwaitische Informationsminister Scheich Ahmad al-Fahd al-Sabah prompt reagierte und erklärte, dass es sich bei dem Brief Saddam Husseins nicht um eine Entschuldigung für die irakische Besatzung Kuwaits handele, sondern um den Versuch, das kuwaitische Volk von seiner Führung zu spalten. Außerdem ermutige der Brief zu terroristischen Taten, die die ganze Welt verurteile. Ein Viertel des kuwaitischen Staatsgebietes ist zu einer für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Militärzone erklärt worden. Dort üben derzeit 9.000 US-Soldaten den Waffengang gegen den Irak.
Auch im Golfemirat Katar laufen die Kriegsvorbereitungen auf Hochtouren. Dort testet US-General Tommy Franks, der Feldherr eines möglichen Krieges gegen den Irak, inzwischen persönlich sein vorgeschobenes neues Hauptquartier. Der Oberbefehlshaber ist schon am Freitag in dem dortigen neuen regionalen Befehlsstand des US-Zentralkommandos (Centcom) eingetroffen, um die rund einwöchigen Manöver mit dem Namen „Internal Look“ zu überwachen.
Offiziell sollen die meisten Mitarbeiter des Zentralkommandos nach der Übung wieder abreisen. Ein Pentagonbeamter sagte dem britischen Sender BBC, die jetzige Übergabe der irakischen Waffenliste möge ein politischer Meilenstein sein. An der methodischen militärischen Mobilisierung in der Region ändere das aber weniger.
KARIM EL-GAWHARY
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