„Geiler Gedanke“: Lifestyle-Vorschriften auf allen Kanälen

„bremen4u“ bietet „alles rund um die Freizeit“ – und das als Zeitung, im Netz und auf Radio Bremen 4. Logistischer Stützpunkt: das „gläserne Studio“ in der Sparkasse

Seit gestern hat Bremen ein neues Multimedia-Projekt: „bremen4u“. Es bietet – „einmalig in der BRD“ – „alles rund um die Freizeit“, definiert mit „Kino, Kontakte, Shopping, Flirten, Promis“. Und das als Printprodukt in 60.000er Auflage (14-tägig, kostenlos), im Internet und als Programmteil von Radio Bremen 4.

Ein „geiler Gedanke“, wie Bertold Brunsen im Editorial der ersten Ausgabe formuliert. Der Chef der Radio Bremen-Werbung ist Geschäftsführer der 15-köpfigen „bremen4u“ GmbH, die zu gleichen Teilen vom Sender, durch die Sparkasse und die Bremer Tageszeitungen AG („Weser-Kurier“ und „Bremer Nachrichten“) finanziert wird.

Auftakt war gestern die Einweihung eines „gläsernen Studios“ im Foyer der Sparkassenzentrale Am Brill. „So schnuppern wir schon mal am Faulenquartier“, sagte RB-Intendant Heinz Glässgen mit Hinblick auf den geplanten Gesamtumzug des Senders. Nach dem „Studio auf den Höfen“, dem „Swutsch“ und dem aktuellen Studio in der Baumwollbörse also ein neuer Stützpunkt in Innenstadtnähe. Die Riechprobe im Karstadt-Studio freilich scheiterte vor drei Jahren (dort wurde die Polizei Nachmieter) – aber das sei eben ein meistens leerstehendes Aquarium“ gewesen, erklärte Brunsen auf Nachfrage. Der neue Ort hingegen biete durchgängig „Radio zum Zugucken“, ermögliche Live-Interviews mit anschließenden Autogrammstunden und fungiere als Counter zur Abgabe von Musikwünschen. Außerdem sei es bereits durch das Sparkassen-Café belebt und freitagnachts soll sich das Sparkassenfoyer in eine Tanz- und Partyzone verwandeln. Mit einem Wort: „multimedialer Spaß“ pur.

Und die Intentionen der Sparkasse? Die schließe, so Sprecher Hajo Genzmer, ihre Alterslücke im Bereich des Girogeschäftes, mit dem sie bislang 200.000 Kunden bindet. Während die älteren Bevölkerungsgruppen diesbezüglich gut versorgt seien und es für die Sechs- bis 12-Jährigen den Knax-, danach den S-Klub gibt, wolle man sich nun speziell um die 18 bis 30-Jährigen bemühen. Die sollen das „neue junge Konto“ Girex de Luxe eröffnen, das sie gleichzeitig zu Mitgliedern bei „bremen4u“ macht.

Der Stil der trimedialen Aktion ist den Imperativen des Lifestyle verpflichtet (Titelgeschichte der ersten Ausgabe: „Was ihr schenken, was ihr kochen, wo ihr feiern solltet“), wodurch laut Pressetext „eine aufregende Verbindung der Internet-Community mit dem ,Real Life’“ entsteht. Oder, in den Worten des Radio Bremen-Intendanten: „Wir helfen den Menschen, sich im Leben zurecht zu finden.“

Henning Bleyl