piwik no script img

Zauberstab Faschismus

Über die Ideologie des radikalen Hinduverbands RSS, der großen Einfluss in der Regierungspartei BJP besitzt

AHMEDABAD taz ■ Der RSS oder Nationale Freiwilligen-Verband ist so undurchsichtig wie sein Name. Dahinter verbirgt sich eine Organisation, die seit 1924 für die Errichtung einer „Hindu-Nation“ kämpft. Wegen Verbindungen zum Mörder von Mahatma Gandhi lange verboten, gründete der RSS zahlreiche Organisationen, die seine Arbeit weiterführen. Die bekanntesten sind die BJP oder „Nationale Volkspartei“ und der „Welt-Hindu-Rat“ VHP, aber auch Gewerkschaften, Frauen-, Jugend- und Studentenverbände. Heute ist der RSS dank der Regierungsmacht seines politischen Ziehsohns, der BJP, der vielleicht wichtigste politische Machtfaktor ohne demokratische Legitimation geworden. Alle wichtigen BJP-Minister sind langjährige RSS-Mitglieder.

Die Grundphilosophie eines kulturell und rassisch gefärbten Nationalismus ist dem RSS auch heute noch eigen. RSS-Gründer Veer Savarkar bezeichnete 1940 den Faschismus als „Zauberstab“, der die „wundersame Erneuerung Deutschlands und Italiens erklärt“. Der wichtigste RSS-Ideologe, M. S. Golwalkar, schrieb 1939: „Zur Erhaltung der Reinheit seiner Rasse hat Deutschland sein Land von den Juden gereinigt. Dies ist Rassenstolz in Reinform. Es zeigt die Unmöglichkeit, Rassen und Kulturen zu assimilieren. Es ist eine Lektion, von der wir in Hindustan profitieren können.“

Golwalkars Aussagen seien nicht jene der BJP, verteidigte sich kürzlich Premier Vajpayee. Doch seine Bilder zieren die Wände des BJP-Hauptquartiers und der Ministerialbüros. Auch seine Ideen leben fort. Für Golwalkar sind Christen und Muslime „Außenseiter und verdienen keine Privilegien und Rechte. Sie leben von der Gnade der nationalen Rasse. Nur so kann das Krebsgeschwür vom Körper der Nation fern gehalten werden.“ Am 18. März 2002 erklärte der RSS nach den Massakern: „Die Muslime müssen anerkennen, dass sie vom guten Willen der Mehrheit abhängen.“ BY

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen