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Letzte Frist für „Bremer Hilfe“ vorbei

Der Drogenhilfe-Verein „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“ steht mit seinen 100 Beschäftigten vor dem Konkurs. Wegen dubioser Finanztransaktionen will das Sozialressort nicht mehr mit dem Träger von Drogenhilfe-Einrichtungen zusammenarbeiten

Am Montag dieser Woche ist die letzte Frist abgelaufen: Für den Verein „Bremer Hilfe zur Selbsthilfe“ scheint jede Hilfe zu spät zu kommen. Der Trägerverein diverser Drogenhilfe-Angebote war in eine finanzielle Schieflage geraten, als die Kripo Mitte der 90er Jahre diverse Unregelmäßigkeiten in den Finanzströmen aufdeckte. Insbesondere hatte die Geschäftsführung der Drogenhelfer für dieselben Projekte doppelt kassiert – die betrogenen Träger stellten Rückforderungen in sechsstelliger Höhe. Der Hamburger Träger „Therapiehilfe GmbH“ wäre bereit, die Projekte der Bremer Hilfe fortzuführen, aber die Altschulden wollen die Hamburger nicht übernehmen. Zehn Prozent würden sie anerkennen, das war das letzte Angebot mit Frist zum vergangenen Montag. Was nun bleibt, ist nach der Ankündigung des Geschäftsführers der Bremer Hilfe der Konkurs (vgl. taz 12.9.).

Vom Vorstand der Bremer Hilfe wird die Schuld dem Sozialressort gegeben: Mit einer neuen Finanzspritze oder Bürgschaft wäre der Verein zu retten. Im Ressort hat sich aber die Skepsis gegenüber der Bremer Hilfe durchgesetzt: Nicht alle Transaktionen sind frei von dem Verdacht, dass es mehr um „Selbsthilfe“ ging als um Drogenhilfe.

Vor Jahren hatte die Bremer Hilfe mit einem Scheck 240.000 Mark an das Sozialressort zurückbezahlt mit dem Ziel, das Verhältnis zu dem wichtigen Geldgeber wieder glatt zu ziehen. Damals waren Insider verwundert, woher auf einen Schlag so viel Geld zur Bremer Hilfe kam. Heute ist bekannt: Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremerhaven hat das Geld als Kredit gegeben.

Eigentlich gehören derartige Großzügigkeiten nicht zum Aufgabenkatalog der Arbeiterwohlfahrt, in diesem Fall gibt es einen verbindenden Namen: Volker Tegeler. Er ist Vereinsvorsitzender der Bremer Hilfe und gleichzeitig Geschäftsführer der AWO Bremerhaven. Da die Buchführung der Bremer Hilfe bei ihm in der AWO passiert, ging der Kredit aus der linken Tasche – Geber – praktisch nur in die rechte Tasche – Nehmer. Die AWO Bremerhaven kann heute auf die Forderung nicht verzichten – sie käme selbst in Finanzschwierigkeiten.

Der andere Gläubiger, der auf Forderungen nicht verzichten kann, ist die Tagungsstätte Kramelheide. Alleiniger Inhaber der Kramelheide GmbH: Klaus Dyck, früher Geschäftsführer der Bremer Hilfe. Als Dyck Geschäftsführer der Bremer Hilfe war, verkaufte der Verein sein Bürohaus in der Schmidtstraße für stolze 700.000 Mark an Dycks Privatfirma, die Kramelheide GmbH. Deren Geschäftsräume mietet die Bremer Hilfe seitdem für stolze 5.250 Mark Kaltmiete im Monat. Und da Dycks GmbH den Kauf nicht finanzieren konnte, hat der Vorstand der Bremer Hilfe durch eine „selbstschuldnerische Bürgschaft“ über 720.000 Mark der Kramelheide GmbH den Kauf ihres Bürohauses ermöglicht.

Der heutige Geschäftsführer, Hans-Jürgen Schiak, weiß von einer derartigen Bürgschaft nichts. „Das müsste in den Büchern der Bremer Hilfe stehen, wenn der Verein für diese Summe bürgen würde“, sagt er. Aber da steht nichts. Die damaligen Vorstandsmitglieder erinnern sich auffällig schlecht an ihre damalige Bürgschaft. Vorstandsmitglied war damals auch der derzeitige AWO-Bremen-Geschäftsführer, Burghard Schiller. Auf Nachfrage der taz erinnerte der sich nicht einmal, dass er Mitglied des Vereins Bremer Hilfe ist.

Eigentlich hätte längst das Strafverfahren gegen die früheren Verantwortlichen der Bremer Hilfe beginnen müssen. Jahrelang hat die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Gericht gab die Anklageschrift aber kürzlich zurück mit der Aufforderung, doch die beschlagnahmten Behördenakten auszuwerten – um insbesondere die Frage zu klären, ob die Sozialbehörde, die damals vertrauensvoll, d.h spendabel, mit der Bremer Hilfe zusammengearbeitet hat, wirklich nichts gewusst hat von den betrügerischen Transaktionen. K.W.

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