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Kein Aus für IG Farben

Das Nachfolgeunternehmen des Nazikonzerns verzögert Auflösung weiteres Mal. Tumulte auf Hauptversammlung

BERLIN taz ■ Die endgültige Auflösung der „IG Farben AG in Abwicklung“ wird sich bis 2004 verzögern – mindestens. Das kündigten gestern die Liquidatoren Otto Bernhardt und Volker Pollehn auf der Hauptversammlung in Frankfurt an. Grund: Immobilien seien noch nicht verkauft. Sie machen den größten Teil des Vermögens des Nachfolgers des Todesgasproduzenten der Nazis aus. Dabei hatten die beiden Vorständler bereits im vergangenen Jahr angekündigt, 2003 einen Schlussstrich unter das Unternehmen zu ziehen.

Genau das forderten gestern die 120 DemonstrantInnen ein – unter ihnen ehemalige ZwangsarbeiterInnen. Sie beteiligten sich an einer Kundgebung, zu der unter anderem das Auschwitzkomitee und die Bundestagung der Chemiefachschaften aufgerufen hatten. Als zu Beginn der Hauptversammlung 30 kritische AktionärInnen die sofortige Auflösung forderten, wurden sie von Ordnern aus dem Saal gezerrt. Die Organisation Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V. erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen den Versammlungsleiter. Er habe die Kritiker als „geistige Väter von Gewalt“ und „Psychopathen“ beschimpft. Mehrere AktionärInnen forderten dann unter Protesten der Mehrheit die Nichtentlastung des Vorstandes wegen jahrelanger Verschleppung der Auflösung.

Seit 20 Jahren kämpfen etwa das Auschwitzkomitee und die VVN/BdA (Vereinigte der Verfolgten des Naziregimes/ Bund der Antifaschisten) für die Auflösung der IG Farben und die Entschädigung der Opfer aus dem Konzernvermögen. Die IG Farben kooperierte im Dritten Reich mit dem NS-Regime und unterhielt in Auschwitz ein werkseigenes Konzentrationslager für ZwangsarbeiterInnen.

In „Abwicklung“ befindet sich die IG Farben seit fast 50 Jahren, nachdem die Alliierten ihre Zerschlagung beschlossen hatten. Die Auflösung aber hatte die Hauptversammlung vor zwei Jahren beschlossen. Bisher habe sich nichts getan, kritisierte gestern Axel Köhler-Schnura, der als kritischer Aktionär natürlich vergeblich für den Aufsichtsrat kandidierte. Nicht einmal der Stiftung zur Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen sind die IG Farben bis heute beigetreten. „Jeder einzelne Tag der Weiterexistenz dieser Gesellschaft ist eine Schande für jeden demokratisch gesinnten Bürger dieses Landes“, erklärte Köhler-Schnura. PETER NOWAK

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