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Tennis-Pionierin aus den USAMit Rauchen zum Erfolg

Wie die Farmerstochter Alice Marble Wimbledon gewann – und einer diskriminierten Kollegin zum Durchbruch verhalf.

„Garbo des Tennis“: Alice Marble im Jahr 1937 in England Foto: Imago/TopFoto

A ls Alice Marble am 28. September 1913 im kalifornischen Dorf Beckswourth geboren wurde, deutete nichts darauf hin, dass sie eines Tages Wimbledon gewinnen würde. Ihre Eltern waren Farmer, aber als Alice fünf Jahre alt war, zog die Familie nach San Francisco. In der Schule probierte das Mädchen alle möglichen Sportarten aus, bis einer ihrer Brüder sie überredete, mit Tennis anzufangen. Mit 15 hatte Alice Marble bereits mehrere Ju­nio­renturniere gewonnen. Danach stagnierte ihre Kar­rie­re – bis sie 1931 Eleanor Tennant kennenlernte.

Tennant war damals die angesagteste Tennis-Trainerin Kaliforniens, die von Clark Gable über Errol Flynn bis hin zu Marlene Dietrich alle Stars coachte. Durch sie lernte Marble die A-Prominenz jener Zeit kennen – und ihren eigenen Spielstil zu entwickeln. Zunächst erlebte sie jedoch bei den French Open einen herben Rückschlag, den das Wiener Sport-Tagblatt am 29. Mai 1934 so beschrieb: „Alice Marble, sehr kräftig gebaut, mit der Figur eines Boxers, brach gegen Mme. Henrotin zusammen. Nach einem Doppelfehler „sank Alice in die Knie und wurde ohnmächtig“, danach habe man „das kräftige Mädchen hinaustragen und ins Hospital bringen müssen“.

Alice Marble war an Tuberkulose erkrankt, die Ärzte teilten ihr mit, dass sie nie wieder Tennis spielen könne. Nach zwei Jahren Pause gewann sie freilich den ersten von vier US-Titeln, 1939 siegte sie zudem in Wimbledon. 1941 wechselte Marble kurzfristig den Beruf und arbeitete als Redakteurin für die Comic-Serie „Wonder Woman“, wo sie 20 Ausgaben lang berühmte Frauen der Geschichte vorstellte. Zuvor hatte sie der Encyclopedia Britannica zufolge kurz als professionelle Sängerin gearbeitet und war unter anderem im Waldorf Astoria aufgetreten.

„Garbo des Tennis“

Marble, die während ihrer Sportkarriere gern als „Garbo des Tennis“ bezeichnet wurde und als solche täglich eine Schachtel Zigaretten rauchte, war schließlich selber ein Star. Und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine durchaus erfolgreiche professionelle Trainerin, die unter anderem die Spielerinnen Billie Jean King und Althea Marble coachte.

In der Juli-Ausgabe des American-Lawn-Tennis-Magazins hatte Alice Marble die schwarze Tennisspielerin Althea Gibson zum Thema ihrer Kolumne gemacht. Auf einer ganzen Seite plädierte sie für das Recht der damals 22-Jährigen, an den heute US Open genannten „Nationals“ teilzunehmen.

Gibson hatte damals keine Chance, sich dafür zu qualifizieren. An den meisten Turnieren, die die erforderlichen Punkte hätten bringen können, durfte sie nicht teilnehmen, weil sie von Clubs ausgerichtet wurden, die nur Weiße auf ihren Plätzen duldeten.

In ihrem Plädoyer argumentierte Marble für Chancengleichheit nicht nur im Tennissport: „Wenn der Sport den Weg der gesamten Zivilisation bereiten muss, dann müssen wir das eben tun.“ Andernfalls, so Marble, wäre sie „tief beschämt“. Althea Gibson durfte schließlich an den Nationals teilnehmen, unterlag allerdings bereits in der 2. Runde gegen die damalige Spitzenspielerin Louise Brough. Später gewann sie je zweimal Wimbledon und die US Open.

Als Alice Marble im Dezember 1990 im Alter von 77 Jahren starb, sagte Althea Gibson: „Sie war mein Idol.“

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Elke Wittich
Journalistin
Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.
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