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Offener Brief für einen WaffenstillstandWir Israelis fordern von der Welt mehr Druck auf unser Land

Mehr als 3.000 Israelis haben diesen offenen Brief unterzeichnet. Sie fordern, „jede mögliche Maßnahme“ zu nutzen, um „uns vor uns selbst zu retten“.

Linke Israelis protestieren am 27. Oktober in Tel Aviv gegen den Krieg in Gaza Foto: Violeta Santos Moura/reuters

W ir, israelische Staats­bür­ge­r*in­nen, die in und außerhalb Israels leben, rufen die internationale Gemeinschaft – die UN, die USA, die EU, die Arabische Liga und alle Staaten – auf, sofort einzugreifen und jede mögliche Maßnahme zu ergreifen, um einen sofortigen Waffenstillstand zwischen Israel und dessen Nachbarstaaten zu erreichen. Das ist geboten, um die Zukunft beider Völker in Israel/Palästina und aller Völker der Region sowie ihr Recht auf Sicherheit und Leben zu wahren.

Viele von uns setzen sich seit Jahrzehnten gegen die Besatzung und für Frieden und eine gemeinsame Zukunft ein. Wir sind von Liebe zu diesem Land und seinen Be­woh­ne­r*in­nen angetrieben, und wir machen uns um seine Zukunft Sorgen. Wir sind entsetzt über die Kriegsverbrechen, die von der Hamas und anderen Organisationen am 7. Oktober begangen wurden, und wir sind entsetzt über die zahllosen Kriegsverbrechen, die von Israel seither begangen werden. Leider unterstützt die Mehrheit der Israelis die Fortsetzung des Krieges und der Massaker, und ein Wandel von innen ist derzeit nicht möglich. Der Staat Israel befindet sich auf einem selbstmörderischen Kurs und sät Zerstörung und Verwüstung, die Tag für Tag zunehmen.

Die israelische Regierung hat ihre entführten Bür­ge­r*in­nen im Stich gelassen (und manche davon getötet). Sie hat die Bewohner des Südens und des Nordens Israels vergessen, und sie hat das Schicksal und die Zukunft aller ihrer Bürger aus dem Auge verloren. Die palästinensischen Bürger Israels werden von den staatlichen Behörden und von der breiten Öffentlichkeit verfolgt und zum Schweigen gebracht. Wir sind der Meinung, dass die Repression, die Einschüchterung und die politische Verfolgung viele, die unsere Ansichten teilen, davon abhalten, sich diesem Aufruf anzuschließen.

Stoppt die Massaker!

Jeder Tag, der vergeht, lässt jegliche Aussicht auf Versöhnung, Frieden und eine Zukunft, in der jüdische Israelis in Sicherheit leben können, in weitere Entfernung rücken. Dies zu erreichen, wird langwierige Prozesse erfordern. Die ständigen Massaker und Zerstörungen aber müssen sofort gestoppt werden!

Das Fehlen eines wirklichen internationalen Drucks, die Fortsetzung der Waffenlieferungen an Israel, die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Partnerschaften sowie die wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit lassen die meisten Israelis glauben, dass die israelische Politik internationale Unterstützung genießt.

Die Staats- und Regierungschefs vieler Länder geben immer wieder Erklärungen ab, in denen sie die israelischen Operationen verbal anprangern. Aber diese Verurteilungen werden nicht durch konkretes Handeln gedeckt. Wir haben genug von leeren Worten und Erklärungen.

Bitte, für unsere Zukunft und die Zukunft aller Bewohner Israels und der Region, retten Sie uns vor uns selbst und üben Sie wirklichen Druck auf Israel aus, um einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen.

Anmerkung: Der offene Brief ist auf Französisch in der Libération sowie auf Englisch im Guardian erschienen.

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8 Kommentare

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  • Wer hat doch gleich Netanjahu zur Ministerpräsidentschaft verholfen, also gewählt? Und jetzt ist fehlender internationaler Druck Schuld am verbrecherischen Tun dieser Regierung? Schon krass.

  • "...um die Zukunft beider Völker in Israel/Palästina und aller Völker der Region sowie ihr Recht auf Sicherheit und Leben zu wahren."

    Das ist wunderschön formuliert.

  • Israel muss so lange umfassend sanktioniert werden, bis es die illegale Besatzung und Apartheid beendet und sich auf die international anerkannten Grenzen von 1967 zurückzieht. Alle Kriegsverbrechen (natürlich auch auf palästinensischer Seite) müssen aufgearbeitet werden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Zudem müssen Reparationen für die angerichtete Verwüstung gezahlt werden und eine Regelung für die Rückkehr Vertriebener getroffen werden.



    So verlangt es der internationale Gerichtshof.

  • Laut einer kurzen Google Recherche gibt es weltweit momentan 8.904.373 Israelis.



    3000 von 8904373 sind: 0,03369 %

    Sorry, aber das deckt sich nicht mit der Meinung der absoluten Mehrheit von Israelis. Und das weiß ich nicht weil ich diese Zahlen verglichen hab ...

    Es handelt sich hier ganz offensichtlich nicht um eine von der Mehrheit der israelischen Staatsbürger*innen vertretene Haltung.

    Ansonsten schließe ich mich weitestgehend dem Kommentar von "shanetivanille" an.

  • "Dies (Friede) zu erreichen, wird langwierige Prozesse erfordern".

    Noch langwieriger?

    Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt.

    Arafat bekam von Israel spätestens 1993 die Chance durch das Oslo-Abkommen sowie 2000 und 2001, Camp David und Taba, einen Palästinensischen Staat zu bekommen, mit 97 Prozent des Westjordanlandes plus Ost-Jerusalem plus Gaza. Abbas bekam 2005 mit Israels Rückzug aus Gaza die Chance und 2008 unter Olmert. Alles verpasst.

    Unverdrossen wird aber behauptet: Israel hätte sich seit jeher geweigert. Nein, die PLO ist gescheitert. Und erst recht Hamas. Die Tragödie des palästinensischen Volkes besteht darin, dass es von seinen eigenen Führungen als Kanonenfutter missbraucht wurde.

    Und der Grauen für Palästinenser und Israelis geht weiter.



    "Der 7. Oktober war nur die Generalprobe", so Yahiye Sinwar.

    Seine Nachfolger und Iran werden weiter an einer "Endlösung" arbeiten.

    Die im Moment darin besteht Israel bis 2040 zu vernichten.

    Wann protestieren diese Leute gegen den Iran? Den Kriegstreiber.

    • @shantivanille:

      Die Lösung des Konflikts besteht nicht darin, Fehler und Unrecht aus der Vergangenheit gegeneinander aufzurechnen.

      Israel ist im Moment der überlegene Konfliktteilnehmer, also derjenige, der die militärische Richtung bestimmt.



      Die aktuelle Richtung der israelischen Regierung scheint recht offen ebenfalls eine (ich zitiere Sie) "Endlösung" zu verfolgen.

      Der relevante Unterschied besteht darin, dass Israel zumindest momentan auch über die Ressourcen verfügt - dank Deutschland und der USA übrigens - dieses Blutbad auch durchzuziehen.

      Die Hamas möchte das gerne auch, ist aber über gut 1000 israelische Opfer nicht hinausgekommen.

      Es ist auch ein Unterschied, ob die Konfliktgegner eine von uns abhängige Demokratie (Israel) oder eine verhältnismäßig autarke Diktatur (Iran) ist. Da bringt Protestieren dann auch wenig.

    • @shantivanille:

      "Wann protestieren diese Leute gegen den Iran? Den Kriegstreiber."

      Vielleicht, wenn das von diesen (ebenfalls verbrecherischen) Staat verursachte Leid, ein ähnliches Ausmaß annimmt, wie das, was Isreal momentan veranstaltet?



      Der Iran hat meines Wissens bisher nicht ca. 50.000 oder Isrealis getötet, mehr als 1,5 Millionen Menschen vertrieben und auch keine 2-Millionen Stadt über ein Jahr lang belagert, bombardiert und unbewohnbar gemacht.

      Es mag sein, dass er dies gerne täte, aber es auch wirklich umzusetzen ist schon etwas anderes.

  • Dröhnende Stille.