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Nazis im Fußballstadion„Rassistische Hetze unterbunden“

Am Samstag kam es in Hannover zu Auseinandersetzungen zwischen Fans von Hannover 96 und VfB Lübeck. Zuvor sollen die Lübecker rassistisch provoziert haben.

Fan-Ausschreitungen im Hannoveraner Beekestadion unter verkehrten Vorzeichen: Lübeck-Fans links, 96-Ultras rechts Bild: imago/objectivo

HANNOVER/BREMEN taz | Fan-Ausschreitungen beim Regionalligaspiel zwischen VfB Lübeck und Hannover 96 II am vergangenen Samstag sind offenbar rassistische Äußerungen vorausgegangen. Laut der Fan-Initiative „96-Fans gegen rechts“ haben Anhänger Lübecks „Ausländer raus“, „Zick, Zack, Zigeunerpack“ und „Juden Hannover“ skandiert, bevor 96-Ultras unter „Nazis raus“-Rufen versuchten, in den Auswärtsblock zu gelangen.

Schiedsrichter Eric Müller unterbrach die Regionalliga-Partie daraufhin in der 75. Minute. Nach Polizeiangaben bewarfen sich rund 260 Hannover-Ultras und 75 Lübeck-Fans zunächst mit Bierbechern. Danach hätten etwa zehn „gewaltbereite Anhänger“ von 96 versucht, den Zaun zum Gästebereich zu überklettern. Die Polizei schritt schließlich mit Pfefferspray und Schlagstöcken ein.

Aus Sicht der Fan-Initiative „96-Fans gegen rechts“ zu spät: die Sicherheitskräfte hätten bereits die Nazi-Rufe aus dem Lübeck-Block unterbinden müssen. Die Fan-Initiative, die 2009 vom DFB den Julius-Hirsch-Preis für ihr Engagement gegen Intoleranz auf dem Fußballplatz erhalten hatte, geht von einem Konflikt aus, „bei dem keine Fanrivalitäten im Vordergrund standen, sondern das Entgegentreten gegenüber rassistischen Äußerungen“, so Silvia Müller von der Initiative.

Nach Gesprächen mit Hannover-Ultras, aber auch mit unorganisierten Fans der Amateurmannschaft hat sie ein klares Bild der Vorfälle vom vergangenen Wochenende: Bereits in der ersten Spielhälfte sei es zu rassistischen Äußerungen und vereinzelten Hitlergrüßen aus dem Gästeblock gekommen. Zuerst von rund zehn Personen, später sollen sich weitere angeschlossen haben, danach sei es von Seiten der Hannover-Ultras zu „Nazis raus“-Rufen, Becherwürfen und den anschließenden Ausschreitungen gekommen. Auf ihrer Facebook-Seite meldete die Initiative wenig später: „Rassistische Hetze im Beekestadion unterbunden!“

Historische Vorwürfe?

Bei der Polizei Hannover hat man von Hetze zunächst nichts mitbekommen. Die Ermittlungen dauern an. Derzeit kann Polizeisprecherin Martina Stern „rassistische Parolen nicht bestätigen“. Hannover 96 „verurteilt ausdrücklich die Krawalle und Ausschreitungen“, will zu etwaigen Nazi-Parolen mit dem Verweis auf die andauernden Polizeiermittlungen aber ebenfalls keine Stellung beziehen.

Auch beim VfB Lübeck wartet man auf die „Auswertung der Polizei“. Thomas Schikorra, Vorstandssprecher des VfB-Lübeck, sagt jedoch in Bezug auf die vermeintlichen Äußerungen: „Solche Äußerungen wären eine Katastrophe. Wenn sie so gefallen sind, werden wir dagegen vorgehen.“

Der Lübecker wehrt sich aber dagegen, die Fans generell in „die rechte Ecke“ zu stellen: „Wir haben keinerlei Erkenntnisse, dass unsere aktive Fanszene in diese Richtung geht.“ Zwar habe es „in der Historie“ diesen Vorwurf gegeben, „aber wir haben auch nicht ständig Probleme damit“, so Schikorra.

Ein Beispiel aus der jüngeren Historie: Im Januar 2012 skandierten rund 100 Lübeck-Fans bei einem Hallenturnier des FC St. Pauli ähnliche Parolen. Auch damals: „Zick, Zack, Zigeunerpack“, „Judenkinder“ und Hitlergrüße. In Folge der Provokationen, die damals eindeutig auf die Lübeck-Fans zurückgingen, kam es zu massiven Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten.

Teile von Hannovers Ultra-Szene indes sind für ihr Engagement gegen rechts bekannt. In der Vergangenheit organisierten verschiedene Gruppierungen der 96er antirassistische Fußballturniere. „Jemand mit Thor-Steinar-Klamotten wird nicht in den Block gelassen“, bestätigt Müller.

Erstaunlich, dass niemand außer den 96-Fans die Rufe gehört haben will. Nicht einmal die Vereinsführung will dazu Stellung beziehen. Vielleicht, weil Hannover mit Teilen der eigenen Fanszene auf Kriegsfuß steht. Grund dafür waren Konflikte zwischen den Vereinsbossen um Martin Kind und den Ultras, die in der Vergangenheit schwelten: Preiserhöhung von Dauerkarten, Anreisebeschränkungen zum Derby-Heimspiel gegen Braunschweig, Streit um eine Zaunfahne. Bis zu 1.000 Fans besuchen deswegen in dieser Saison ausschließlich Spiele der Amateurmannschaft.

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3 Kommentare

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  • Ich saß im Sitzblock neben den Lüneckern, zwischen UH und den Gäste-Fans.

    Die Lübecker haben in der ersten HZ tatsächlich lautstark gegen Ausländer und "Zigeuner" gewettert, worauf aber kein Hannoveraner sonderlich reagiert hat.

    Zu diesen heftigen Aktionen zwischen den Fanlagern ist es erst nach dem Ausgleich der Lübecker bekommen. Schade und komisch, dass dieses (auslösende) Ereignis in den Schilderungen der Hannoveraner nicht erwähnt wird.

    Ich finde es etwas verschroben, dass die Hannoveraner den tatsächlichen rassistischen Rufen von der Gästeseite aus den Rücken kehrten, nach dem Ausgleich den Block stürmen - vor dem Ausgleich gab es keinerlei rassistische Stimmen - und nun im Nachhinein die bloße, heftige Reaktion auf den Spielverlauf als Aktion gegen Nazis verkaufen.

  • Allein zwei inhaltliche Fehler im letzten Satz: Anreisebeschränkungen gab es zum Derby-Auswärtsspiel in Braunschweig und der Streit um die Fahne war ein Streit um eine Schwenkfahne.

    • @Horst Hartz:

      Ich bitte um Entschuldigung: die Fehler sind im vorletzten Satz zu finden.