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Muslima über das Kopftuch-Tragen„Nur eine Verpackung, mehr nicht“

Das Tuch gehört für viele muslimische Frauen zur Identität. Ein Gespräch über Opferrollen, gute Ausländerinnen und die Emanzipation durch das Verschleiern.

Vier erfolgreiche Frauen: Nemi El-Hassan, Malika Boukraf, Zeynep Mutlu-Iskender, Jasamin Ulfat (v.l.n.r.) Bild: Lia Darjes

taz: Frau Ulfat, Frau Boukraf, Frau El-Hassan, Frau Mutlu-Iskender, das Wichtigste zuerst: Wie machen muslimische Frauen das Handy zum Telefonieren an ihrem Kopftuch fest?

Jasamin Ulfat: Das frage ich mich auch immer.

Zeynep Mutlu-Iskender: Ich glaube, das ist irgendwie ins Untertuch integriert.

Ulfat: Bei mir würde das nicht halten.

Nemi El-Hassan: Meine Tante macht das. Sie bindet das Kopftuch einfach sehr eng, sodass nur noch ein kleiner Spalt frei ist, und da wird das Telefon rein geklemmt. Das ist keine große Magie.

Es gibt also noch ein Untertuch?

Bild: privat
Im Interview: Jasamin Ulfat

lehrt an der Universität Duisburg-Essen britische Literatur, forscht zum Themengebiet Orientalismus, Männlichkeitsbilder und Afghanistan als Ort britischer Militär- und Kolonialgeschichte. Zudem arbeitet sie als freie Autorin für die taz, für Deutschlandfunk Kultur und andere Medien.

Mutlu-Iskender: Das ist eine Haube, wie man sie auch zum Schwimmen aufsetzt.

Malika Boukraf: Nur aus Baumwolle.

Im Interview: Malika Boukraf

geboren 1983 in Duisburg, ist Lehrerin an einem Gymnasium. Sie unterrichtet Biologie und Sozialwissenschaften.

El-Hassan: Auf Arabisch heißt sie Amta. Bonne auf Türkisch.

Boukraf: Die kann man entweder kaufen, oder man schneidet Nylonstrumpfhosen zurecht. Dann hat man mehr Farbauswahl.

Gedöns.taz

Gedöns ist Umwelt, ist, was wir essen, wie wir reden, uns kleiden. Wie wir wohnen, lernen, lieben, arbeiten. Kinder sind Gedöns, Homos, Ausländer, Alte. Tiere sowieso. Alles also jenseits der „harten Themen“. Die taz macht drei Wochen Gedöns, jeden Tag vier Seiten. Am Kiosk, eKiosk oder direkt im Probe-Abo. Und der Höhepunkt folgt dann am 25. April: der große Gedöns-Kongress in Berlin, das taz.lab 2015.

Und wozu dient die Haube?

Ulfat: Es ist nirgendwo festgelegt, dass man sie tragen muss. Ich mache es, weil mir sonst meine Haare ins Gesicht rutschen.

Im Interview: Nemi El-Hassan

geboren 1993 in Bad Saarow (Brandenburg) und aufgewachsen in Fürstenwalde/Spree, studiert Medizin an der Charité in Berlin. Sie ist Slampoetin und engagiert sich bei i,Slam.

Mutlu-Iskender: Außerdem kann man sich so frei bewegen und muss keine Angst haben, dass das Tuch abfällt und man dann ohne dasteht.

Jede von Ihnen trägt das Kopftuch auf sehr unterschiedliche Weise. Warum?

Im Interview:  Zeynep Mutlu-Iskender

geboren 1984 in Rendsburg (Schleswig-Holstein), arbeitet im Vertrieb und Marketing eines großen Konzerns für Berufsbekleidung in Hamburg. Sie betreibt den Modeblog happyzeyno.blogspot.de.

Boukraf: Ich vergleiche es mit der Handschrift. Auch die verändert sich im Laufe des Lebens. Man probiert verschiedene Stile aus. Anfangs war ich sehr unsicher. Ich wollte es ganz besonders richtig machen und habe das Tuch sehr straff gebunden und so viel wie möglich verhüllt, weil ich dachte, dass es meinen Eltern gefällt.

Heute weiß ich, wie ich ticke, kenne mich besser und kann deshalb auch mit dem Tuch lockerer sein. Auch meine Eltern hatte ich falsch eingeschätzt. Das Strenge war ihnen gar nicht so wichtig, wie ich dachte. Aber es spielen auch ganz praktische Gründe eine Rolle: Was geht am schnellsten? Was steht mir? Für jede Gesichtsform ist eine andere Art, das Tuch zu binden, ideal.

Teilen Sie das?

Ulfat: Ja. Als ich noch jünger war, wusste ich überhaupt nicht, wie ich das Tuch am besten binden soll. Es war total unpraktisch. Ich konnte mich damit nicht bewegen, keinen Sport machen. Mittlerweile habe ich eine Form für mich gefunden, mit der ich auch zum Zug rennen kann, ohne dass mir das Tuch davonfliegt.

Nun sieht man aber Ihren Hals, Frau Ulfat …

Ulfat: Es gibt bestimmte Hinweise im Koran, wie das Tuch zu tragen ist. Die lassen sich von Vollverschleierung bis kopftuchlos unterschiedlich auslegen. Für mich ist es in Ordnung, wenn man den Hals sieht. Andere sind da strikter.

El-Hassan: Mir ist es schon wichtig, dass der Hals bedeckt ist. Auch dass man die Arme nicht sieht. Aber meine Kollegin hat recht. Es gibt viele religiöse Strömungen und Rechtsschulen im Islam. Die Mainstreamauslegung lautet: Gesicht und Hände dürfen frei bleiben. Der Rest wird verhüllt. Aber es gibt keine Autorität, die einem reinreden könnte, wenn man das anders sieht.

Haben Sie alle selbst entschieden, ein Kopftuch zu tragen?

Mutlu-Iskender: Ja. Ich habe mit 14, 15 Jahren damit angefangen. Ich habe vier Schwestern. Die waren meine Vorbilder. Auch meine Mutter trägt Kopftuch. Ich wollte dazugehören. Meiner Mutter wäre es lieber gewesen, ich hätte das erst nach der Ausbildung oder nach dem Studium begonnen. Umso später, umso besser, sagte sie. Damit ich es leichter habe und nicht immer die Kämpferin sein muss, wie meine Schwestern. Aber ich habe es trotzdem gemacht.

Wogegen muss man denn kämpfen?

Ulfat: Gegen Vorurteile, gegen Anfeindungen.

Wann haben Sie damit angefangen?

Ulfat: Mit 13 Jahren. Ich komme aus einer sehr strengen islamischen Familie. Meine Mutter ist deutsche Konvertitin, mein Vater stammt aus Afghanistan. Ihm war es immer sehr wichtig, dass seine drei Töchter eine gute Ausbildung machen, aber auch dass wir Kopftuch tragen. Mit 16, 17 Jahren hätte ich es trotzdem fast abgelegt.

Weshalb?

Ulfat: Ich bin in der hessischen Provinz aufgewachsen. Meine Schule besuchten 1.700 Schüler, ich war die Einzige mit Kopftuch. Das war sehr schwer für mich. Ich konnte mich nicht modisch kleiden, fühlte mich fast wie ein drittes Geschlecht. Auf der Straße wurde ich beschimpft, angespuckt, ins KZ gewünscht, manchmal sind ältere Damen angewidert aufgestanden, wenn ich mich im Bus neben sie setzte.

Aber ich habe mich durchgebissen. Meine Schwestern haben das Tuch irgendwann ausgezogen. Man bekommt viele Jobs nicht, hat Probleme bei der Wohnungssuche. Das erzeugt Zukunftsängste. Ich verstehe jede Frau, die es nicht tragen möchte. Mein Vater hat, trotz seiner strengen Auslegung des Islam, auch Verständnis für uns. Meine Mutter, die es selbst trägt, sowieso.

Haben Sie alle so früh damit angefangen?

El-Hassan: Ich habe erst mit 17 Jahren entschieden, Kopftuch zu tragen. Und es war ein langwieriger Prozess, bis es so weit war. In den Wochen zuvor habe ich viel geweint.

Warum?

El-Hassan: Ich hatte Angst. Ich bin in Brandenburg aufgewachsen. Frauen mit Kopftuch gibt es dort kaum, schon gar keine jungen. Und die Ressentiments sind groß. Meine Eltern sind Muslime, die ganz normal beten und fasten. Meine Mutter trägt auch Kopftuch. Aber mein Vater wollte nicht, dass ich das Tuch trage. Im Osten sei das zu schwer, meinte er. Ich bin auch auf ein katholisches Gymnasium gegangen. Ich hatte Angst um meine Noten, dass ich schlechter bewertet werde, wenn ich ein Kopftuch trage. Ein gutes Abitur war mir total wichtig.

Warum haben Sie sich trotzdem für das Kopftuch entschieden?

El-Hassan: Ich habe in der 11. Klasse die Religion für mich entdeckt. Und zwar mehr oder weniger zufällig.

Wie das?

El-Hassan: Unsere Gemeinde organisiert einmal im Jahr eine Fahrt nach Hamburg zur Blauen Moschee. Meine Cousine und ich wollten nur mitfahren, weil wir uns die Stadt ansehen wollten. Weil ich aber am selben Tag erst von einer Klassenfahrt zurückgekommen war, war ich so müde, dass ich am Ende in der Moschee hängen geblieben bin.

Was ich dort erlebt habe, hat mich emotional sehr berührt. Die Menschen, die so sehr ins Gebet vertieft waren. Und alle waren so nett zueinander. Danach habe ich begonnen, mich mit dem Islam zu befassen, und bin jeden Freitag nach Berlin gefahren, um einen Islamkurs zu besuchen. Zwei Jahre später, in der 13. Klasse, war ich für das Kopftuch bereit.

Wurden Ihre Befürchtungen bestätigt?

El-Hassan: An der Schule nicht. Als alle überzeugt waren, dass ich zu nichts gezwungen werde, habe ich dort fast nur gute Erfahrungen gemacht. Außerhalb der Schule war das anders. Ohne Kopftuch hat man mich für eine Italienerin oder Spanierin gehalten, also für eine gute Ausländerin. Mit Kopftuch sieht man nun sofort, welcher Religion ich angehöre und aus welchem Kulturkreis ich stamme. Rassismus kenne ich, seit ich 17 bin.

Was haben Sie erlebt?

El-Hassan: Es passiert so viel. Drei Neonazis in Brandenburg wollten ihre Hunde auf mich hetzen. Hier in Berlin hat mich jemand angeschrien, ich Kopftuchschlampe solle dahin gehen, wo ich hergekommen bin. Und neulich in der Bibliothek hat mich ein Mann angebrüllt, was mir einfalle, mit einer Burka in die Uni zu kommen, und dass ich in der Bibliothek nichts verloren hätte. Man sieht also: Rassismus hat leider nichts mit dem Grad der Bildung zu tun.

Ulfat: Das kann ich bestätigen. Das Perfide ist: Wenn die Menschen gut ausgebildet sind, wird die Diskriminierung nur indirekter, versteckter. Man bekommt eine Stelle nicht oder nur einen Job ohne Kundenkontakt, darf nicht mit aufs Firmenfoto und all so was. Aber niemand sagt einem ins Gesicht, dass es am Kopftuch liegt. Dagegen kann man sich viel schwerer wehren als gegen offene Anfeindungen.

Boukraf: Wissen Sie, was? Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich eigentlich gar keine Lust mehr auf das Kopftuchthema.

Okay … Und wieso?

Boukraf: Weil ich nicht mehr ständig diese Opferrolle einnehmen möchte. Natürlich gibt es Vorurteile und sehr viele Probleme. Aber in den Diskussionen zu diesem Thema werden die falschen Fragen gestellt. Ich sehe keine Weiterentwicklung.

Welche Fragen finden Sie falsch?

Boukraf: Na, ob wir zum Kopftuch gezwungen werden oder ob wir es freiwillig tragen, zum Beispiel. Das Tuch ist eine Verpackung, mehr nicht. Ich finde, es sollte nicht so sehr im Vordergrund stehen. Das ist ein künstlicher Akt, den wir hier durchführen. Wir sind alle vier erfolgreiche selbstbewusste Frauen, die es zu etwas gebracht haben.

In der Modebranche, in Schule und Uni, in der Medizin. Keine von uns wird von der Familie oder von den Männern unterdrückt. Trotzdem sind wir spezielle Bürgerinnen mit Kopftuch. Warum lädt man uns nicht mal zu einem Gespräch ein, in dem wir inhaltlich zu einem anderen Thema Kompetenz zeigen können? Dass wir dabei Kopftuch tragen, sollte keine Rolle spielen.

Aber sind wir schon an diesem Punkt?

Boukraf: Ich frage mich, ob wir das erreichen, in dem wir das Thema immer so in den Mittelpunkt stellen.

Es gibt aber noch viele offene Fragen zu diesem Thema. Können wir weitersprechen?

Boukraf: Ja. Aber das war mir wichtig.

Frau Boukraf, Sie unterrichten als Lehrerin an einem Gymnasium. Das Kopftuch mussten Sie dazu bislang absetzen. Fiel Ihnen das leicht?

Boukraf: In den ersten Wochen war das sehr befremdlich. Ich trage das Tuch, seit ich zwölf Jahre alt bin. Ich fand es plötzlich ganz schön kalt um die Ohren. Was aber viel wichtiger ist: Ich fühlte mich entblößt, so, als würde ich im Bikini über den Schulhof laufen. Plötzlich musste ich Bereiche zeigen, die für mich zur Intimsphäre gehören. Eine Bekannte sagte zu mir: Du hast bestimmt schönes Haar. Den anderen wird das gefallen.

Okay. Aber für mich ist das in etwa so, als würde jemand sagen: Du hast bestimmt tolles, gewelltes Schamhaar. Zeig es mir doch mal!

Ulfat: Die Gesellschaft gibt einem manchmal das Gefühl, als habe sie ein Anrecht auf unsere Haare, als würden wir den Menschen etwas vorenthalten. Aber das ist Quatsch.

El-Hasan: Das ist absurd. Eigentlich ist es ja ein emanzipatorischer Ansatz, als Frau zu sagen: Ich möchte bestimmte Körperregionen nicht zeigen.

Frau Boukraf, warum haben Sie sich gebeugt?

Boukraf: Eigentlich wollte ich das nicht. Ich habe immer für mein Recht gekämpft und auch andere Kommilitoninnen bestärkt. Der Plan war, nach Rheinland-Pfalz zu ziehen, wo es das Kopftuchverbot für Lehrerinnen auch vor der Gerichtsentscheidung nicht gab. Dort war der Bewerbungszeitraum aber später als in NRW. Also hatte ich mich in beiden Bundesländern beworben, um auf Nummer sicher zu gehen. Noch schlimmer als der Gedanke, das Kopftuch abnehmen zu müssen, war für mich die Angst, keinen Job zu bekommen.

Ich komme aus einer marokkanischen Großfamilie. Seit ich dazu in der Lage bin, arbeite ich und unterstütze meine Eltern finanziell. Ihnen sagen zu müssen, dass ich arbeitslos bin, hätte ich nicht geschafft. Als ich die Zusage in NRW bekam, habe ich innerhalb von 24 Stunden entschieden, das Kopftuch für die Arbeit abzulegen.

Bereuen Sie das?

Boukraf: Einerseits ja. Aber wenn ich auf dem Kopftuch bestanden hätte, wäre ich mir so stur vorgekommen. Alle Kommilitoninnen zogen plötzlich an mir vorbei. Viele hatten schon irgendwo unterschrieben. Ich wollte mir meine Chance nicht verbauen.

El-Hassan: Ich bin gerade sehr traurig über das, was du sagst. Es ist so unglaublich demütigend, dass dich jemand zwingt, das Kopftuch abzulegen, nur um deinen Beruf auszuüben. Für mich wäre das, als sagte jemand zu mir: Zieh deine Unterwäsche aus. Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland. Ich hätte den Job nicht gemacht.

Boukraf: In deinem Alter habe ich genauso gedacht. Ich hoffe, du bewahrst dir diese Einstellung.

Haben Sie sich mittlerweile daran gewöhnt?

Boukraf: Ja, und wenn man ausblendet, dass ich mir in der Hinsicht nicht treu bleiben konnte, ist es sehr angenehm. Ohne Kopftuch erlebe ich die rassismusfreieste Zeit meines Lebens. Plötzlich sehen mich die anderen als Menschen und nehmen mich als Individuum wahr. Wenn ich das Kopftuch trage, bin ich das leider nicht. Dann bin ich eine Frau mit Kopftuch, der man bestimmte Attribute zuschreibt: Putzfrau, spricht kein Deutsch, wird unterdrückt. Und ich werde als Opfer wahrgenommen, an dem einige ihre Aggressionen ablassen wollen.

Warum setzten Sie das Tuch dann nicht einfach ab?

Boukraf: Weil ich das nicht bin! Das Kopftuch gehört zu meiner Identität und wäre für mich idealerweise auch Teil meiner Lehreridentität.

Glauben Sie, dass Ihre Schüler damit ein Problem hätten?

Boukraf: Im Referendariat habe ich das Kopftuch noch getragen. Die allermeisten Schüler hatten damit überhaupt kein Problem. Die sind sehr viel aufgeschlossener, als man denkt. Die meisten Eltern übrigens auch.

Ulfat: Ich möchte noch mal auf Ihre Frage zurückkommen.

Warum sie das Kopftuch nicht einfach absetzt?

Ulfat: Ja. Denn dies impliziert, dass wir in der Bringschuld sind. Als würden wir etwas falsch machen und das Problem mit unserem Verhalten hervorrufen. Das stimmt aber nicht. Wir sind nicht schuld an der Diskriminierung, die uns widerfährt, nur weil wir so aussehen, wie wir aussehen. Genauso wie die Frau, die einen Minirock trägt, niemanden zu einer Vergewaltigung provoziert.

Natürlich ist das Leben einfacher ohne Kopftuch! Mein Mann hat mich zu Beginn unserer Ehe gefragt, ob ich mir vorstellen könne, es abzusetzen, damit wir als Ehepaar auch beruflich vorankommen. Ich habe darüber nachgedacht. Aber ich habe meine Jugend mit dem Tuch durchgemacht. Wenn ich es jetzt absetze, dann müsste ich mich noch mal ganz neu erfinden. Und das möchte ich nicht.

Ich finde es wichtig, dass ich in Deutschland mit Kopftuch leben und Karriere machen kann. Das heißt für mich, dass Deutschland ein offenes Land ist, in dem alles nebeneinander funktioniert: vom Minirock bis zur Vollverschleierung, Hetero, Homo, Trans … Ich bin für eine offene Gesellschaft in jeder Hinsicht. Wenn das unmöglich wird, dann stimmt etwas nicht.

Ihr Mann möchte, dass Sie das Tuch absetzen?

Ulfat: Er will, dass ich tue, was ich für richtig halte, und unterstützt mich bei allem, was ich entscheide. Wir haben aber schon darüber gesprochen. Es wäre für uns alle einfacher, wenn ich es nicht tragen würde. Ich werde von der Gesellschaft als Opfer wahrgenommen, er automatisch als Täter, als Unterdrücker. Ich kenne Männer, die ihre Frauen bitten ,zur Betriebsfeier das Kopftuch abzusetzen, weil das ihre Aufstiegschancen im Unternehmen einschränkt. So weit wollen wir uns aber nicht verbiegen.

El-Hassan: Ich muss sagen, ich bewundere jeden Mann, der eine Frau mit Kopftuch heiratet. Das ist schon eine ziemliche Bürde. Aber was ist das für eine Gesellschaft, in der es offenbar in Ordnung ist, uns als Mülleimer für Aggressionen anzusehen? Bin ich dazu verpflichtet, den schwarzen Gürtel in Karate zu machen, um mich verteidigen zu können?

Gibt es nicht auch Menschen ohne Kopftuch, die einschreiten, wenn Sie beschimpft werden?

El-Hassan: Extrem selten. Wenn jemand hilft, dann sind es meist Männer, die selbst aus einem anderen Kulturkreis kommen. Aber warum müssen die sich verantwortlich fühlen? Warum müssen die plötzlich alle Kopftuchfrauen von Berlin verteidigen?

In New York gibt es eine Muslimin, die den World Hijab Day ins Leben gerufen hat, und propagiert, dass an diesem Tag alle Frauen – ganz gleich, welchen Glaubens – ein Kopftuch tragen. Wie finden Sie das?

Mutlu-Iskender: Das ist eine coole Idee! Wenn es den Menschen gelingt, das Tuch unter modischen Aspekten zu sehen, wenn sie es einfach schön finden, dann gelingt es ihnen auch oft, die Vorurteile hinter sich zu lassen. Mit dem Turban, den ich trage, sind die Menschen eher neugierig als ablehnend und beginnen Fragen zu stellen.

El-Hassan: Diese Aktion ist für mich echte Empathie. Es geht ja nicht darum, jemandem das Kopftuch aufzudrängen. Ich habe nicht den geringsten missionarischen Eifer. Es geht einfach darum, einen Tag lang in den Schuhen eines anderen zu laufen und so etwas besser zu verstehen. Das ist eine Aktion, die mein Herz erwärmt. Wenn Menschen, die nicht betroffen sind, freiwillig sagen: Ich bin bei dir. Ich stehe zu dir. Du bist nicht allein.

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105 Kommentare

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  • Ich glaube an die Spaghettimonster und trug deshalb ab meinem 13. Lebensjahr ein Nudelsieb auf dem Kopf. Es war hart , aber ich bin dadurch gewachsen.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Meine Oma, eine schwäbische Bäuerin, trug als Witwe ausschließlich schwarze Kleidung und ein schwarzes Kopftuch. Und das war nicht "früher" - sie ist erst 2010 gestorben!

     

    Wurde sie nun auch nach seinem Tode durch meinen Opa unterdrückt? Oder war das "gute", weil "deutsche" Tradition?

  • echt abartig wie sich Leute wegen einem Kopftuch streiten. Echt krass. Die oben haben doch ihre Gründe genannt. Ist doch ihre Sache. Eigentlich ist dann alles gesagt.

  • Wenn u.a. das Tragen des islamischen Kopftuchs lediglich eine freie Meinungsäußerung ist: Wie passt es dazu, dass Elkin Deligöz (Die Grünen) Todesdrohungen erhielt, als sie 2007 muslimischen Frauen empfahl, das Kopftuch abzusetzen?

    • @Tom Sayyid:

      Es gibt öfters Idioten die aus irgendwelchen Gründen Drohungen ausstoßen, insbesonderen wenn Frauen etwas öffentlich sagen.

       

      Eine andere Frau, namens Anita Sarkeesian hat z.B. Morddrohungen erhalten, weil sie behauptet hat, Frauen würden in Computerspielen einseitig und ungünstig dargestellt.

    • @Tom Sayyid:

      Genauso blöd wie es ist zu fordern alle sollen es aufsetzen, so blöd ist es zu fordern alle sollen es ablegen. Morddrohungen sind in beiden Fällen das Blödeste.

       

      Sonst, wie Pohlmann sagt. Das Getöse deswegen ist nur ein Katalysator und viele setzen es dann extra mit Fleiß auf, Motto: "fickts Euch alle!"

    • @Tom Sayyid:

      Sehr geehrter Herr Tom Sayyid - ich weiß, daß das Kopftuchtragen im Spannungsfeld zwischen Säkularen und religiösen Fundamentalisten liegt. Genau deshalb empfehle ich ja: Niedriger hängen! (Ich bin kein Fan vom Alten Fritzen: aber diese zwei Worte waren genial!) Regt euch - die ihr alle gar nicht vor der Entscheidung steht, ob ihr's nun tragen müßt oder nicht - doch bitte nicht so auf und laßt dem Fortschritt seinen Lauf. Dieses verbohrte Herumgehacke auf dem Kopftuch hat nämlich schon jetzt dazu geführt, daß es mindestens noch eine weitere Generation lang schon aus Stolz getragen werden wird. Hört also bitte endlich auf.

  • Die verbissene Polemik gegen das Kopftuch verstärkt das Phänomen, das sie zu bekämpfen vermeint. Denn für die Kopftuchträgerinnen ist dies ein tendenziell fremdenfeindlicher, neokolonialistischer, mitunter rassistischer Appell. Die gutausgebildeten, weltgewandten und reflektierenden unter ihnen spüren dies wohl am klarsten, spüren werden es alle. Es ist ein ständiger Appell, anders, eine ständige Anklage, rückschrittlich und von gestern zu sein. Ich erinnere gern an die bemerkenswerte TAZ-Kolumne "Das Tuch" von Kübra Gümüsay - mißtrauisch begann ich sie zu lesen und bedauerte es dann, als sie eingestellt wurde. - Zu meinen Freundinnen gehörte eine praktizierende Jüdin, deren zur Schau gestellte religiöse Symbole ich als Atheist ebenso "ertragen" mußte, wie das Kreuz am Hals und den Fisch am Ring einer katholischen Freundin. Und sie wußten, daß ich ein Ungläubiger bin und mußten es auch aushalten. Darf es also ein bißchen mehr Entspannung sein? Um so weiter die Integration voranschreitet und um so mehr die sozialen Ursachen der Unterdrückung von Frauen beseitigt werden - desto eher wird Kopftuchtragen eine freie Entscheidung wie bei den vier Frauen, die sich hier mit Marlene Halser unterhalten. - Danke für das Gespräch an alle fünf!

    • @Albrecht Pohlmann:

      Sehr richtig!

    • @Albrecht Pohlmann:

      Zitat: "Die verbissene Polemik gegen das Kopftuch verstärkt das Phänomen, das sie zu bekämpfen vermeint. Denn für die Kopftuchträgerinnen ist dies ein tendenziell fremdenfeindlicher, neokolonialistischer, mitunter rassistischer Appell. "

       

      Man könnte auch sagen, dauerhafte und verbissen wirkende Propaganda für das Kopftuchtragen verstärkt die Ablehnung desselben. Für Nicht-Muslime bedeutet das Kopftuch einen tendenziell diskriminierenden Appell. Die Kopftuchträgerin diskriminiert die Nicht-Kopftuchträgerinnen. Es ist ein Apartheidssymbol.

       

      Es ist bemerkenswert, dass Sie sich zwar die Mühe machen, sich in die Gedankenwelt der Kopftuchträgerinnen hineinfühlen, solcherart Empathie aber für die Nicht-Kopftuchträgerinnen missen lassen. Das gilt auch für die o.g. kopftuchtragenden Damen. Kein Gedanke wird daran verschwendet, wie sich die nicht-kopftuchtragenden Frauen fühlen in ihrer Gegenwart fühlen, immer nur "ich, ich, ich"....

      • @phaedra:

        Schwachsinn! Wenn dann ist es ein Differenzsymbol. Wie im übrigen auch jedes Fußballtrikot. Ich misstraue zum Beispiel jedem Menschen im Deutschlandtrikot. Trotzdem finde ich nicht, dass das Trikottragen verboten werden sollte!

      • @phaedra:

        2.versuch

        wir sind ja soo empathisch+sensibel...

        aber wenn die geliebte der tochter kopftuch trägt und der geliebte des sohnes beschnitten ist, dann wird's eng und wir rufen nach der fremden-polizey!

        mit "ich, ich, ich" hat das natürlich garnichts zu tun...

      • @phaedra:

        Es tut mir leid, wenn ich mich nicht klar ausgedrückt habe. Jedenfalls haben Sie offenbar nicht verstehen können, worum es mir geht. Mir geht es um Respekt untereinander und - auf lange Sicht - um "Wandel durch Annäherung". Ich denke, daß die Gesellschaft - und auf die kommt es mir an! - schneller zusammenwächst, wenn wir nicht ständig den anderen unsere Sichtweise einreden wollen. Zumal wenn dies von der "weißen" Mehrheitsgesellschaft kommt. Das hilft ohnehin nichts, bei mir würde solch Missionieren erst recht Abwehr erzeugen. Der Grundkonsens sollte sein, daß sich alle an die Gesetze halten müssen. Es gibt kein Gesetz gegen Kopftuchtragen (meine Oma wäre als erste darunter gefallen), wie es keins gegen das Tragen und Zurschaustellen christlicher, buddhistischer, hinduistischer ... jüdischer Symbole usw. gibt.

    • @Albrecht Pohlmann:

      aufgeschlossene Unternehmer könnten ihren Mitarbeitern Kopftücher mit Firmenlogo zur Verfügung stellen.

       

      Bei käuflich zu erwerbenden T-Shirts ist schon seit Jahrzehnten der Aufdruck der merkwürdigsten Einrichtungen, die keiner so recht kennt, gang und gäbe.

       

      Ich könnt mir dies auch gut als Werbematerial für den Wahlkamp vorstellen. Ein Kopftuch für die Frau oder den Mann mit dem Aufdruck „CDU“.

       

      Ich würde es "ertragen" und "aushalten".

      • @Tecumseh:

        Nett gemeint...

        Ein Kopftuch mit Firmenlogo im Einheitslook, typisch deutsch. Fehlt nur noch der Gartenzwerg. Frag mal die Frauen oben was die davon halten :-)

         

        Lasst die halt ihre Tücher tragen so wie sie es wollen, wenn sie es wollen. Vier verschiedene Tücher oben, vier verschiedene Frauen. Überfordert das irgendwen?

         

        Die CDU...mhmmhmm...

        • @Durchsage:

          Erstaunlich! Es scheint noch keine Gartenzwerginnen mit Kopftuch zu geben. Das ist ne echte Marktlücke!

  • DAS bewegt die deutsche Spießer-Seele:

     

    Frauen, die sich FREIWILLIG anders anziehen.

    • @pippilotta_viktualia:

      Zum einen ziehen die Frauen sich nicht "anders" an, sondern so wie Millionen andere (in islamischen Ländern) auch. Sie tragen Uniform. Zum anderen geht es im Artikel nicht darum, was die deutsche "Spießer-Seele" bewegt, sondern was in der muslimische Spießer-Seele vorgeht. Denn das ist das Hauptmerkmal aller im Artikel erwähnten Frauen: Sie sind konservativ, altmodisch und spießig. Würden sich nicht muslimische, ev. katholische, Frauen so kleiden und so äußern, hätten die Kommentatoren im taz-Forum kein Problem, diese mit solchen Adjektiven zu beschreiben. Da es sich um Musliminnen handelt, findet man das alles irgendwie interessant oder "exotisch".

      • @phaedra:

        Hat jeder das Recht "konservativ, altmodisch und spießig" zu sein. Das sehen Sie so, deswegen ist es aber nicht unbedingt so. Eigentlich geht es Sie gar nichts an was andere tragen oder nicht tragen.

      • @phaedra:

        Der Kommentar war mehr ironisch gemeint und auf die Kommentarspalte bezogen.

  • Etappensieg für religiöse Patriarchen: Frauen fordern ihre eigene Verhüllung !

    • @Henri Sinople:

      Skandal! Vielvögelei! So was ist seit den Kommunen der 60er Jahre ff. aber wirklich ein alter Hut...

      • @Dhimitry:

        Ja, aber im Islam darf, wenn überhaupt, nur ein Mann mit mehren Frauen, in den Kommunen durfte auch eine Frau mit mehreren Männern.

         

        Ist schon ein Unterschied.

        • @Rojas:

          Natürlich ist das ein Anachronismus, der in einer modernen Gesellschaft überflüssig ist. Historisch gibts dafür Gründe, aber ich glaube nicht, dass der Wunsch nach Polygynie Mehrheitsmeinung unter den Menschen in Deutschland ist.

  • 9G
    9076 (Profil gelöscht)

    Früher trugen viel mehr Menschen Kopftuch- keine Muslima. Bei der landarbeitenden Bevölkerung war das häufig zu sehen. Bei älteren Damen sieht man sie teilweise noch heute. Gerne auch aus transparentem Plastik- gegen Regen.

    Ich hab heute jemanden gesehen der trug eine gelbe Hose. Gelb!

    • @9076 (Profil gelöscht):

      Sie begreifen den Unterschied wirklich

      nicht, oder ?

      • @Cuchillo:

        was ist an dem Unterschied wichtig?

  • Da die taz bi lütten beginnt nach Kopf -auch Geist und Witz zu verhüllen -

    sei in die Runde gefragt -

     

    Was&eo wären diese taz

    und die embedded Apologeten ohne dieses fulminant abgrundtiefe

    Emblem - öh weiblicher Emanzipation.

    Selten war so ein feinzisiliertes Ramentern und Voltenschlagen in Verve auf derart hohem Niveau.

     

    (ps: mir entfällt jegliches anderweitiges Bauchmuskeltraining - mc fit a taz -

    Wer bitte - hätte das mal außer

    In Wahrheit - für möglich gehalten - Danke taz et al).

    • @Lowandorder:

      schönen gruß von Picabia: der kopf ist rund damit das denken die richtung wechseln kann.

      • @christine rölke-sommer:

        Ja wie? - daß wir das noch bileben dürfen - Wir sind uns einig -!!!

        Der Kopf ist zum Denken da.

        You're a winner, baby.

        You made my day.

  • Ich nehme den vier Interviewten gerne ab, dass in ihren jeweiligen Fällen das Kopftuch eine freie Entscheidung war, die jeder Außenstehende gefälligst zu akzeptieren hat.

     

    Allerdings frage ich mich schon, ob das wirklich eine repräsentative Gruppe ist.

     

    Zudem würde es mich auch interessieren ein ähnliches Interview zu lesen mit vier Muslima, die sich gegen das Kopftuch entschieden haben, und den Problemen die sie damit hatten/haben in ihrem Umfeld (oder eben nicht).

     

    Schließlich würde mich die Meinung von Muslima interessieren, die gegen ihren Willen Kopftücher tragen, inwiefern, sie sich durch "emanzipierte Kopftuchträgerinnen" (wenn ich das mal so nennen darf) beeinflußt fühlen.

     

    Am besten wäre vielleicht mal eine Diskussion/ein Streitgespräch aus allen drei Gruppen.

    • @Sowohlalsauch:

      ich kann mir schwer vorstellen, dass sich die Frauen trauen zu sprechen, die unter der Unterdrückung zu leiden haben aktuell, weil gerade dort doch auch immer wieder mit schlimmer Gewalt gedroht wird. Genau das ist der Haken an dieser Auseinandersetzung, denn es liegt in der Natur eben dieses Umstandes, dass gerade die nicht selbtbewussten Frauen und schon gar nicht die unterdrückten Töchter sich hier meldem werden bzw. können.

      • @Irene Klar:

        Gut, das spricht gegen eine öffentliche Podiumsdiskussion, aber es müsste doch möglich sein solchen Frauen (etwa anonymisiert) die Möglichkeit zu geben, sich in der taz etwa mit den Inhalten dieses Gesprächs auseinanderzusetzen.

        • @Sowohlalsauch:

          Wenn Frauen unterdrückt und auch kontrolliert werden, frage ich mich, welchen Spielraum sie haben, ehrlich gesagt. Also, ich weiß nicht wie ich es in Worte fassen soll, aber hinter dem Kopftuch steht so ein krass frauenfeindliches System, das ist davon, in meinen Augen, so furchtbar schwer zu entkoppeln. Mir tun tatsächlich in erster Linie die Kinder leid, die sich wirklich nicht wehren können und so früh doch auch sexualisiert werden dadurch, das finde ich so gruselig. Da wünschte ich mir von den Muslima die 100%tige Unterstützung, denn diese sind dann im Vergleich doch auch stärker als Kinder und haben mehr Möglichkeiten. Vielleicht ist es ein erster Schritt, dass Kopftuch zu entmystifizieren, es tatsächlich irgendwann als ein modisches Accesoiure anzusehen, denn es gibt, ohne Frage, sehr schöne Ausführungen.

  • Zum Verständnis/Nachempfinden, was der von Ihnen zitierten Frau das Kopftuch ist, können Sie bei Ihren 3 Beispielen das Ganze jeweils mit weibliche Oberkörperbekleidung bei Hitze und Freizeit durchdenken.

     

    Beispiel 1:

    "Was ist das für eine Kultur, die die ganz normale Brust der Frau derartig mit Scham behaftet? Und warum nur die der Frauen? Warum nicht auch die der Männer?"

     

    Sie könnten sich, wenn Sie lieber etwas weglassen wollen, auch einen Tag im Jahr mit Gruppen solidarisch zeigen, bei denen Männer und Frauen häufig nichts auf dem Oberkörper tragen.

     

    Und der Druck der Familien (sagen wir allgemeiner von Teilen der (primär sozialisierenden) Gesellschaft) ist wiederum der gleiche, der bei den meisten Menschen in D. dazu führt, dass Frauen nie Brüste zeigen dürfen, Männer manchmal, dass gezeigte weibliche Schultern aber normaler sind als männliche, weibliche Achselbehaarung aber wiederum als unanständiger/provinzieller oder sonst was gilt als männliche.

     

    Man muss deswegen nun wirklich kein Kopftuch-Fan sein, aber Ihr Mangel an Draufsicht/versuchter Objektivität ist erschreckend.

    • @MontNimba:

      hm, ich war mir ziemlich sicher obigen Beitrag als Antwort auf Irene Reindl, 27.04., 10.03 Uhr, gepostet zu haben...

    • @MontNimba:

      Der feine Unterscheid ist wohl, dass wir hier nicht in der Südsee, am Amazonas oder in Westafrika leben, wo nackte Brüste kein Stigma tragen, von Männern nur begrenzt sexuell wahrgenommen werden und wo sich obenrum bekleidete Europäerinnen ebenfalls (und zurecht) als Exoten vorkämen. Auch denen würde man wahrscheinlich unterstellen, dass sie sich nicht in ihre Umgebung integrieren wollen, dass ihnen ihre mitgebrachten Standards wichtiger sind als die heimische Kultur und dass sie im Zweifel auch auf andere Frauen herabsähen, die "oben ohne" unterwegs sind - insbesondere wenn sie selbst aus Europa stammten und es mal anders gelernt hätten.

       

      Davon abgesehen geht die westliche Welt (seit nicht allzu langer Zeit erst) relativ milde mit Menschen um, die sich nicht an religiös begründete Bekleidungsvorschriften halten und ist extrem erleichtert darüber. Die gewalttätig-repressive Durchsetzung religiös bedingter sittlicher Standards, die dagegen der Islam in seinen Stammländern und darüber hinaus teilweise entfaltet, führt uns Europäern vor Augen, wie wenig universell die Liberalität ist, die wir in den vergangenen Jahrhunderten einer ähnlich intoleranten, christlichen Religiosität mühsam und blutig abgetrotzt haben.

       

      Die meisten hier wollen das nicht mehr, und Vielen widerstreben deshalb die Symbole solch einer absoluten Religiosität - vollkommen egal, ob irgendwer einen Unterschied zwischen Scham-, Kopf- und Achselhaaren macht oder nicht. Das ist irrelevant. Es geht um den Geist dahinter. Daher wird der weit verbreitete Widerwille wohl auch erst abzubauen sein, wenn nirgendwo auf der Welt mehr Frauen (angeblich) im Namen Allahs für "unzüchtige" Kleidung oder Umgangsformen ungestraft misshandelt werden können.

  • Wie leid ich das bin, dass Freiheitlichkeit falsch verstanden wird, sowohl von der Das-wird-man-doch-wohl-noch-sagen-können-Fraktion als auch von den Ich-werd-doch-wohl-mein-Kopftuch-tragen-können-Fraktion. Natürlich kann jeder rumlaufen, wie er will und solche Anfeindungen wie im Artikel dargestellt gehen überhaupt gar nicht. Aber es steht jedem auch frei, aus der Art, wie sich jemand kleidet, auf seine Person zu schließen und sich entsprechend zu verhalten. Unsere Kleidung ist eben eine Art, uns gegenüber unserem Umfeld zu präsentieren und uns darzustellen. Ob ich jetzt rumlaufe wie ein Amish oder aussehe wie aus dem H&M-Katalog oder cosplayend durch die Stadt renne, es wäre töricht zu erwarten, dass Leute mich nicht entsprechend behandeln. Und abgesehen von Zeynep Mutlu-Iskender drücken auf dem Bild oben eben alle jungen Frauen aus: "Ich bin erzkonservative und tiefreligiös." Das mag so sein oder auch nicht. Aber sie drücken es aus.

     

    Dass man ein Kopftuch auch so tragen kann, dass man das nicht ausdrückt, selbst wenn man kein einzelnes Haar zeigen darf, habe ich schon gesehen. Nicht in Deutschland und auch nicht häufig. Aber ich habe es gesehen. Man kann auch mit Kopftuch Lebensfreude ausstrahlen. Aber von den Friedhofsfarben und der Strenge wegzugehen wäre da nur ein erster Schritt.

     

    Jetzt mag man den Umstand, dass Kleidung Teil von nonverbaler Kommunikation ist als oberflächlich beschreien und die böse Fashionista-Gesellschaft für ihre Wertmaßstäbe verurteilen. Man kann aber auch einfach mal klarkommen.

  • Was ist das denn für eine Kopftuchtrag-Werbesendung? Jaja, ist ja gut! Ich bin ganz einfach dafür, dass jede Frau sich selbst - und wirklich nur sie selbst - sich dafür oder dagegen entscheidet.

     

    Das Wichtigste erscheint mir aber, dass deren Familien und der Kulturkreis, in dem sie leben, das auch voll und ganz respektiert - sowohl ein 'Ja' als auch ein 'Nein'.

     

    Wer sich für ihre persönliche Entscheidung für das Kopftuchtragen scheel anschauen lassen muss, die hat es ebenso schwer im Umgang damit wie ein junges Mädchen in einer Schulklasse von Kopftuchdominierten, die deren Einzelentscheidung gegen das Tragen eines Kopftuch nicht respektiert und sie dafür mobbt. Wer sich mit der Entscheidung für das Tragen eines Kopftuches bereits für moralisch legitimiert hält, anders Denkende herablassend zu diskriminieren und zu missachten, die hat von Demokratie ebenso wenig begriffen wie die geistlosen 'besorgten' Mitläufer der Pegida-Demonstrationen.

     

    Ich denke, hier liegt der Hase im Pfeffer.

  • Soweit mit den Damen d'accord. Ich will aber nicht, dass unsere Kinder in Klassenräumen unterrichtet werden, in denen Kruzifixe hängen, ich will auch nicht, dass die Lehrerin ein Kopftuch trägt. Das ist eine der wichtigsten laizistischen Grundsätze und hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun.

    • @David Häuser:

      Deutschland ist aber nun einmal kein laizistischer Staat. Daher geht es bei uns um Gleichbehandlung von Menschen mit Kopftuch und solchen ohne...

      • @Dhimitry:

        "Deutschland ist aber nun einmal kein laizistischer Staat."

         

        Und da haben wir das Problem.

  • Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

     

    Eine nettes klein nichtssagendes Interview.

  • was ich mich immer wieder frage:

    wieso ist für manche ein selbstbewußtes "ich trage tuch" schlimmer als ein selbstbewußtes "mein bauch gehört mir"?

    • @christine rölke-sommer:

      Vielleicht weil die Frau mit Tuch auf dem Kopf doch oft nicht sagen kann: "Mein Bauch gehört mir."

    • @christine rölke-sommer:

      Ein schöner Vergleich, wenn auch vielleicht unfreiwillig:

      Wenn eine Frau sagt "Mein Bauch gehört mir!", antwortet unsere Rechtsordnung nämlich auch "Kommt darauf an." Ab einem gewissen Punkt ist es jedenfalls nicht mehr so einfach erlaubt, einen unerwünschten "Besetzer" dieses Eigentums "zwangszuräumen". So weit geht die Selbstbestimmung nicht, wenn schutzwürdige Dritte betroffen sind.

       

      Und so ist es meiner Meinung nach auch mit dem Tuch: Wer einfach gerne was um dem Kopf herum trägt, soll das tun. Wer das aber ersichtlich tut, um damit vor sich und der Welt als vorbildliche Muslima dazustehen, verlässt die rein Ich-bezogene Sphäre und nimmt auf andere Einfluss, was bei Schutzbefohlenen problematisch sein kann.

       

      Mit einem klassischen Türban, Hijab etc. betritt man - auch ohne ein Wort zu sagen - einen "Sendungsbereich", in dem aus dem reinen Kleidungsstück eine nach außen getragene religiös-ethische Wertung wird. Und solange es Länder gibt, in denen Frauen schwerer Ungemach droht, wenn sie ihren Kopf NICHT bedecken, und diese Länder als spirituelle Zentren einer auch hierzulande praktizierten Weltreligion gelten, wird es schwierig, das Gewicht dieses Symbols auf die Ebene "Geschmackssache" zu reduzieren.

      • @Normalo:

        schau an, ein christlicher fundamentalist!

        einer, der an länder als spirituelle zentren glaubt.... und an den fetus als schutzwürdigen dritten.

        und vermutlich auch an den gewendeten Paulus, demzufolge frauen nunmehr dadurch, dass sie ihr haupt/haar nicht bedecken, zu beweisen haben, dass sie keine hexen sind, zumindest keine praktizierenden.

        • @christine rölke-sommer:

          Ich bin Atheist (wenn auch kein obzessiver) - das nur nebenbei. Es hat nämlich nur wenig mit Glauben zu tun, wenn ich darauf hinweise, was ganz real im deutschen Strafgesetzbuch steht, und wessen Recht auf Leben dadurch geschützt werden soll. Ob das in Ihren Augen einer christlich-fundamentalistischen, klassisch-humanistischen oder schamanischen Denke entspringt, ist hier auf Erden zunächst mal egal. Tatsache ist, dass es das nächste an einem ethischen Konsens repräsentiert, den es in einer pluralistischen Gesellschaft geben kann - und eben nicht die grenzenlose Freiheit der schwangeren Frau bejaht, ihre persönlichen Wünsche in die Tat umzusetzen.

           

          Und hinsichtlich der spirtuellen Zentren können Sie mich gerne aufklären, was z. B. Saudi-Arabien oder der Iran (der nur für Schiiten) wesentlich anderes sein sollen. In diesen Ländern liegen wesentliche Wurzeln und heilige Stätten des Islam, stehen wichtige Rechtsschulen und sind streng gläubige Hardliner an der Macht, die mit Laizismus oder Religionsfreiheit wenig bis gar nichts am Hut haben und zeigen wollen, wie gelebter Islam "richtig" geht.

          • @Normalo:

            sagte ich doch: ein christlicher fundamentalist.

            was sonst kann einer sein, der sich atheist nennt und sich zwischen obszön+obsessiv nicht entscheiden kann.

    • @christine rölke-sommer:

      Was ist den das für ein seltsamer Vergleich?

      Eine Lehrerin mit Kopftuch vor der Klasse übt subtilen Druck auf die muslimischen Mädchen und ihre Eltern aus, die sich nicht verschleiern.

      Was hat das mit "mein Bauch gehört mir" zu tun?

      • @hansen hansen:

        was ist das denn für ein "seltsamer" einwand?

        oder steht "seltsam" dafür, dass sie selbstbestimmungsrecht von weiblichen gern körperlich parzelliert ausgeübt sähen? bauch ja, kopf nein? beine jenachdem?

        • @christine rölke-sommer:

          Sie sind doch sicher intelligent genug um selbst zu wissen, das ein Vergleich um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen auf Kinder mit einem Recht auf das Tragen eines Kopftuches Unsinn ist. Das sind zwei Dinge die absolut nichts miteinander zu tun haben. Sonst könnte man ja endlose Argumentationsketten, wie es ist mein Recht Thor Steinar zu tragen weil Frauen ein Recht auf "mein Bauch gehört mir" haben aufstellen.

          • @hansen hansen:

            ich bin vor allem nicht blöde genug, Ihre umwandlung des rechts auf abtreibung in ein recht auf kinder unbemerkt durchgehen zu lassen.

            daher:

            "mein bauch gehört mir" besagte und besagt: ich entscheide, ob (und wann) ich eine schwangerschaft beende.

            und "mein kopf gehört mir" besagt: ich entscheide, ob ich mit oder ohne haar, mit oder ohne tuch in öffentlichen (und privaten) räumen auftrete.

             

            im übrigen entscheide ich, welche vergleiche ich auf dem gebiet weiblicher selbstbestimmungen anstelle.

            Sie hingegen dürfen danach entscheiden, ob Sie sich damit auseinandersetzen oder ob Sie lieber Ihre abwehr formieren wollen. wie unschwer zu erkennen, ziehen Sie letzteres vor.

      • @hansen hansen:

        Und ein Lehrer der hässliche Cordjacketts trägt, übt subtilen Durck auf die Jungen aus, sich scheiße zu kleiden oder was? Normalerweise orientieren sich Kinder gerade nicht an dem, was Lehrer*innen machen!

        • @Dhimitry:

          Ich unterstelle ihnen mal, ihre Kenntnisse über Kinder in der Grundschule sind nicht sehr groß, sonst würden sie nicht solche Kpmmentare abgeben.

          • @hansen hansen:

            Dann gehören die Bekleidungsvorschriften für Grundschullehrer*innen schleunigst überarbeitet! Cordjacketts können ganze Generationen von Kindern traumatisieren. Alarm!!

    • @christine rölke-sommer:

      Gute Frage!

       

      Bei vielen handelt es sich wohl um eine generelle Abneigung gegen alles Religiöse, bei anderen ist es einfach nur die Angst vorm "Fremden".

      • @Dhimitry:

        wobei... gegen eine jüdin mit tichel täten die wenigsten sich trauen rumzumosern.

        vielleicht sollten die muslimas einfach tuch mit sagen wir chanukkia-brosche verziert tragen - und schon wär a ruah.

  • ff 2.0

     

    Sonntagskirchzeit in Spakenburg (NL/Gebiet Art.23(?)) – Henk: – “vor ein paar Jahren wären wir noch im Graben gelandet; weil sie an der Kleidung gesehen hätten – DU – warst nicht in der Kirche”.

    Huch – Kein Raki mehr bei Ali B .. oglu – ( eingewickelt unterm Ladentisch schon). Mädchen ohne Kopftuch in der Kita/Schule anmachen; ausgrenzen etc

    Nach dem Arztbesuch den Stuhl ausräuchern – weil – der Arzt ist ein Ungläubiger. usw usf . .. .bitte selber einsetzen.

     

    Jeder kann sich ja gern nach seiner Facon in die Tasche lügen –

    Verlangt aber bitte nicht, daß das von Menschen mit klarem Verstand –

    der Mehrheit – mitgemacht wird.

     

    Und nochens:

    ” . …Ich kenne Männer, die ihre Frauen bitten ,zur Betriebsfeier das Kopftuch abzusetzen, weil das ihre Aufstiegschancen im Unternehmen einschränkt. So weit wollen wir uns aber nicht verbiegen. . . .” – ok –

    Aber was ist mit dem Vorarbeiter, der gegenüber den Fabrikarbeiterinnen auf die Frage: “Wieso – so schöne Haare – trägt sie auf dem Bild ein Kopftuch?” – antwortet: “Sonst wär sie ja eine Hure”.

     

    Dieses sich-Beklagen und auf dufte-Machen führt in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht weiter – weil hierzulande ja schon genügend christlich-verbandelte Strippenzieher unterwegs sind; Und schon das den übrigen Bürgern mehr als reichlich auf den Keks geht –

    z.B. Evangelikale wie Volker Kauder – oder gar der eiskalte

    De Maiziere ( zu Flüchtligen im Lybischen Meer – remember) sprechen eine ausreichend erkennbare menschenverachtende Sprache – Das reicht allemal.

     

    http://www.taz.de/Muslima-ueber-das-Kopftuch-Tragen/!158704/

  • "Das Tuch ist eine Verpackung, mehr nicht. ", eine interessante Ansicht, damit kann man ja auch eine Burka, Thor Steinar Kleidung u.ä. akzeptieren.

    Mir ist auch unklar, wie die Lehrerin mit Kopftuch zum Sport- und Schwimmunterricht steht. Ich bin der Meinung, dass wenn eine Lehrerin in der Schule ein Kopftuch trägt, Druck auf die moslemischen Kinder und deren Eltern ausgeübt wird, die kein Kopftuch tragen.

  • „Nur eine Verpackung, mehr nicht“

     

    Also ein selbgewähltes Lable.

     

    Die Verpackung weist auf den Inhalt hin und es wird sich beschwert das man keine Seife in der Parlinenschachten vermutet. Auch ne möglichkeit.

  • +++Okay. Aber für mich ist das in etwa so, als würde jemand sagen: Du hast bestimmt tolles, gewelltes Schamhaar. Zeig es mir doch mal!+++

     

    Und was ist das für eine Kultur, die das ganz normale Kopfhaar der Frau derartig mit Scham behaftet? Und warum nur das der Frauen? Warum nicht auch das der Männer?

     

    +++In New York gibt es eine Muslimin, die den World Hijab Day ins Leben gerufen hat, und propagiert, dass an diesem Tag alle Frauen – ganz gleich, welchen Glaubens – ein Kopftuch tragen. +++

     

    Und wie wäre es im Gegenzug mit einem Tag, an dem alle Frauen der Welt ohne Hijab, Niqab, Burka, und wie die Verhüllungen alle heißen, auf die Straße gehen (dürfen)? Warum muß man ständig dem Islam entgegenkommen? Warum nicht auch mal umgekehrt? Vor allem wo es ja „nur eine Verpackung“ ist, also eigentlich nichts Wichtiges… Wo bleibt die Empathie und Toleranz der Muslime, die sie selber ständig einfordern?

     

    Unterm Strich lese ich bei allen Frauen, außer der mit der Blauen Moschee, dass sie auf Druck ihrer Familien angefangen haben das Kopftuch zu tragen. Die Mutter hat es halt schon vorgemacht, man ist so aufgewachsen, man kennt es nicht anders, denn schließlich will man eine gute Muslimin sein, eine gute Tochter der Familie etc. Sorry, aber wirkliche Freiwilligkeit sieht anders aus.

    • @Irene Reindl:

      was für eine kultur das ist?

      ganz einfach: eine judeo-christlich-zoroastrische.

      oder was glauben Sie, woher die muslimas die verhüllung des haares übernommen haben?

      von den nomadinnen, wie so gern geglaubt wird, nämlich nicht. und auch nicht von den feldarbeiterinnen. sondern von den städtischen zoroastrischen, jüdischen und christlichen eliten.

       

      ansonsten: wie kommen jungs eigentlich in hosen? etwa freiwillig?

  • was ich immer wieder männiglich lustig finde:

    wäre es nicht dazugeschrieben, könnten die vier frauen genausogut praktizierende jüdinnen sein.

     

    wären sie anders benannt+religiös zugeordnet, kein schwein tät sich trauen, ihren freien willen anzuzweifeln, es könnte ja antisemitisch sein...

     

    weshalb @tazzy zu fragen ist: wer betrügt+belügt sich hier eigentlich selbst+andere dazu?

    • @christine rölke-sommer:

      Nun ja, sie könnten auch kasachische Baumwollpflückerinnen sein,

       

      was über die Feldarbeit zum Ursprungszweck eines Kopftuches - für Mann als auch für Frau - führen könnte.

       

      Mexikanerinnen würden da - wie die Männer - aber wohl einen Sombrero bevorzugen.

      • @Tecumseh:

        ja ja, die feldarbeit....

        ich warte ja immer noch auf die erste solidaritäts-männergruppe in 'schland, welche für die befreiung der tuareg von kopftuch+feldarbeit kämpft.

        • @christine rölke-sommer:

          Tuareg machen doch gar keine Feldarbeit, wo auch in der Wüste.

           

          Das ist da auch kein Kopftuch sondern zwingender Austrocknungs- und Sonnenschutz.

          • @Tecumseh:

            machen sie nicht?

            gut.

            obwohl, inner oase....

            aber egal.

            dann halt die befreiungsbewegung ohne feldarbeit gegen kopftuchzwang für tuareg.

  • "Haben Sie alle selbst entschieden, ein Kopftuch zu tragen? Ja."

     

    Was für grandioser Selbstbetrug!!! Diese Damen wurde alle von frühester Kindheit an indoktriniert, ihnen eingeredet, dass dies und das so sein muss und das ein paar veralteteTextfetzen die einzige Wahrheit und das Wort eines übernatürlichen Wesens sind.... Ja, klar sie haben das alles völlig eingeständig und für sich selbst entschieden. Die wissen nicht einmal wie sie sich damit selbst belügen.

    • @tazzy:

      das wäre ja dann so wie bei anderen das Fernsehen, das Entfernen der Achselbehaarung und die Dämonisierung des in der Nase Bohrens - ist alles noch nicht ganz so alt, aber ebenso tief verankert.

    • @tazzy:

      " Die wissen nicht einmal wie sie sich damit selbst belügen."

       

      Aber Sie wissen, wie es wirklich aussieht. Lächerlich!

      • @Dhimitry:

        Der Koran ist eine Handungsanweisung fuer Menschen des 7. Jahrhunderts. Nomaden ueberwiegend. Es gibt noch mehr Religionen. Manche meinen, Religionen sind ueberfluessig. Andere sind Agnostiker. Die Witwen trugen frueher schwarz mit Kopftuch. War ein Brauch.

        • @Gabriel Renoir:

          Danke für die Info!

           

          Die zehn Gebote sind übrigens auch für eine andere Epoche entworfen. Üben für manche Menschen trotzdem heute noch ihren Reiz aus...

  • Rude Boy und Rölke-Sommer,ihr

    solltet mal zusammen in Urlaub

    fahren.

    • @Cuchillo:

      Gemach -

       

      Wer zahlt das One-Way-Ticket¿

      • @Lowandorder:

        wenn's den eseln zu wohl wird... droht der einbruch im eise.

        • @christine rölke-sommer:

          - zum Glück aber -

          geht ja eher ein Kamel

          durchs Nadelöhr.

          • @Lowandorder:

            der kleine unterschied:

            kamel geht durch

            esel geht unter.

            blubb-blubb-blubb.

            • @christine rölke-sommer:

              doch, doch - denn beipack -

              des derfts schoo sein. 2.0

               

              Ja ja - das mit dem Urlaubsansinnen

              geht schon klar & bibelfest sanns a net.

              • @Lowandorder:

                die esel?

                stimmt. bis auf den von Bileam.

            • @christine rölke-sommer:

              Ja ja - das mit dem Urlaubsansinnen

              geht schon klar & bibelfest sanns a net.

  • Jaja, nur ein Stück Stoff. Was dazu zu sagen ist, habe ich unlängst hier geschrieben:

    https://mentalsidekicks.wordpress.com/

    • @Ron Jeremy:

      Och naja, wirklich Neues ist in Ihrem Kommentar aber auch nicht zu finden. Überlassen Sie es den Menschen doch einfach selbst, wie die sich kleiden möchten.

       

      "Die behaupteten spirituellen Gründe für das Kopftuch würde ich gerne exakt theologisch nachvollziehen".

       

      Dann geben Sie sich doch dem intensiven theologischen Studium hin. Das schöne am Islam ist ja, dass Ihnen keine Kirche vorschreiben kann, was den Islam ausmacht. Es gibt keinen Stellvertreter, der sich zwischen Sie und Ihren Gott stellt. Wenn Sie wollen, tragen Sie Kopftuch. Das befreit Sie vielleicht aus der gefühlten Unmündigkeit!

  • Wo sind die Frauen, die sich nicht trauen zu sagen, dass sie kein Kopftuch tragen möchten aber es nicht sagen dürfen? Wo sind die Frauen die unterdrückt werden????? Denn genau diese bleiben doch im Hintergrund, bleiben im Verborgenen. Wo sind die Kinder die kein Kopftuch tragen wollen. Ich finde diesen Artikel zu einseitig. Ich empfinde ihn als manipulativ, denn er zeigt eben wieder nur die Frauen die ein Kopftuch tragen wollen. Mich macht das wütend.

    • @still:

      Finden Sie wirklich, dass Frau Ayaan Hirsi Ali, die in einem Nachbarstaat der BRD letztendlich den Rücktritt einer Regierung erreicht hat (und wollte man den nachfolgenden Regierungen glauben durch ihren notwendigen Personenschutz die niederländischen Staatsfinanzen) ruinierte) wirklich eine Person, die immer im Hintergrund geblieben wäre?

      Oder lesen Sie evtl. nur das, was die BLÖD Ihnen als Themen anbietet?

      • @Age Krüger:

        ich lese die "BLÖD" nicht. Bei mir hat es tatsächlich vielmehr mit meiner Intuition zu tun. Wenn ich versuche, mich in die hineinzuversetzen, die tatsächlich unterdrückt werden. Aktuell habe ich das Gefühl, dass diese Unterdrückung total ausgeblendet wird, so als ob es sie nicht gibt, nie gab. Scheint gerade ein Tabu zu sein. Hat für mich auch schon wieder etwas mit einer Wegschau- Mentalität zu tun, wo die Opfer ausgeblendet werden. Das hatten wir alles schon.

        • @Irene Klar:

          Das geht nur sehr bedingt auf das ein, was ich gefragt habe?

           

          Ich habe darauf hingewiesen, dass es sehr profilierte Kritikerinnen mit islamischen Wurzeln, die sehr deutlich sagen, was sie von Kopftüchern halten und afair zumindest von mir noch nie mit einem gesehen wurden.

           

          Ich frage nur, warum ignorieren Sie oder @STILL solche Frauen wie z.B. Ayaan Hirsi Ali?

          • @Age Krüger:

            Okay, es tut weh, über das Schicksal dieser Frau zu lesen und ihr Mut beeindruckt zutiefst und es macht zudem wütend, wie sie immer wieder bedroht wurde und wird. Was ich aber meine, und das scheint ein zeitliches Phänomen zu sein, nach meinem Empfinden, dass solche Schicksale in Artikeln wie diesen, kaum Raum finden, keine Beachtung . Es ist wohl zudem so, dass sehr viele Frauen es sich eben nicht trauen sich zur Wehr zu setzen. Zu der Mutter von Ayaan Hirsi Ali, gelesen bei Wikipedia, die eben Opfer als auch Täterin war, spielt meines Erachtens die Reinszenierung eine Rolle (zur Überwindung des Traumas, eine Art Wiederholungszwang) . Es gibt viele verschiedene Arten auf schlimmste Traumatisierungen zu reagieren. Diese beiden Frauen sind ein Beispiel dafür, denn manche Frauen begegnen ihrer Panik/Angst mit Intellekt und höchstem Engagement und unfassbar großem Mut. Die meisten aber verharren sicher in einer erstarrten Opferhaltung. Deshalb ist, meines Erachtens, der präventive Schutz von Kindern vor Unterdrückung und Gewalt das Allerwichtigste. Ayaan Hirsi Ali scheint eine sehr kluge, unheimlich starke Frau zu sein. Und um es jetzt nochmal genauer zu artikulieren, ich meinte vor allem Artikel wie diese, die eben solche Schicksale ausblenden und nicht, dass es solche Frauen wie Ayaan Hirsi Ali gar nicht gibt, falls das missverständlich rüberkam.

  • Ein grandioses Interview! Es zeigt sehr schön auf, dass wir es mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun haben, das aber in den üblichen, plakativen Debatten über das Kopftuch selten thematisiert wird. Das Problem besteht darin, dass Frauen diskriminiert und ausgeschlossen werden, wenn sie das Kopftuch tragen. Dahinter stehen rassistische Zuschreibungen, bei denen die Mehrheitsgesellschaft definiert, wie sich die Frauen zu verhalten haben und mißliebiges Verhalten (das Kopftuchtragen) bestraft wird. Es handelt sich hier also um Verhaltensnormierung bzw. Zwang durch die Gesellschaft. Individuelle Chancen werden so vorenthalten und Handlungsspielräume sowie gesellschaftliche Partizipation von Muslima werden auf diese Weise eingeschränkt.

     

    Und ich finde den Vergleich mit dem victim blaming bei einer Vergewaltigung recht passend. Es wird gemeinhin unterstellt, dass frau an den verbalen und physischen Aggressionen der Rassisten selbst schuld sei, sie könne ja das Kopftuch schließlich ablegen. Die Verantwortung für die Übergriffe und Gewalt liegt aber bei den Rassisten, die Muslima attackieren und nicht bei den Frauen selbst.

    • @Rudeboy:

      Ablehnung des Kopftuchs = Rassismus? Das ist zu einfach dargestellt. M.W. kommen Frauen nicht mit Kopftüchern auf die Welt. O.g. Damen entscheiden sich bewußt dafür. Wer aber seine politische und religiöse Überzeugung wie eine Litfaßsäule zur Schau stellt, muß eben auch ertragen, dass die solcherart "Provozierten" ihrerseits deutlich machen , was sie von der durch das Kopftuchtragen ausgedrückten Überzeugung halten. Das Kopftuch fordert zu einer Diskussion auf und in einer freien Gesellschaft ist es immer noch legitim zu sagen: "Ich finde deine Ansichten zum k.....". Ich habe auch sehr wohl das Recht, den Kontakt mit einer Kopftuchträgerin, deren Ideologie mir, gelinde gesagt, fragwürdig erscheint, zu verweigern.

      • @phaedra:

        Natürlich spricht nichts dagegen, wenn Sie sich durch ein Kopftuch dazu ermuntert fühlen, das Thema anzusprechen. Wenn Sie dann also in einen Dialog mit der Frau mit Kopftuch treten, dann ist das ja okay und nicht notwendigerweise Rassismus. Aber die Frauen im Interview sprechen etwas ganz anderes an. Sie haben offenbar Erfahrungen mit verbaler und physischer Gewalt gemacht, was von einem normalen Dialog zu unterscheiden ist.

  • "Ulfat: Es gibt bestimmte Hinweise im Koran, wie das Tuch zu tragen ist." Diese Hinweise würden mich sehr interessieren. Frau Ulfat hat wohl einen anderen Koran als ich, denn ich habe diese "Hinweise" nicht gefunden.

    • @Jürgen Matoni:

      süß.

      im tn''ch gibt es auch "bestimmte Hinweise (...), wie das Tuch zu tragen" sei.

      die reichen von der ganzkörperverhüllung der prostituierten (bereshit 38) bis zu gesicht verhüllen, wenn droht:

      - sturz vom kamel

      - eines fremden mannes angesichtig werden

      - des bräutigams angesichtig werden

      - in einem zelt penetriert zu werden

      undsoweiter undsoweiter

       

      ich nehm das tuch gern auch mal, um ungestört grinsen zu können - auch ganz streng aus bereshit 24, 65 abgeleitet.

       

      in der/den vorwiegend androzentrisch verschriftlichten auslegung/en werden Sie das ungestörte grinsen nicht finden.

      aber, isch schwör: im tn''ch steht's drin!

      was fehlt, das ist die verschriftlichte auslegungstradition.

       

      damit, dass frauen heute tn''ch, evangelium, qor'an und andere sog. heilige schriften selbst lesen und text-exegese betreiben und darauf lebensführung stützen, werden Sie und andere kerls leben müssen. auch und gerade dann, wenn Sie glauben!, den jeweiligen text nicht wiederzuerkennen.

  • Eine freiheitliche Gesellschaft sollte Vielfalt ertragen können. Dazu gehört auch das Kopftuch. Und ich stimme dem grundlegenden Tenor des Interviews blind zu, dass ein Kopftuch eigentlich keine Rolle spielen, sondern auf die "inneren Werte" geachtet werden sollte.

     

    Allerdings haben mich Sätze wie dieser: "Eigentlich ist es ja ein emanzipatorischer Ansatz, als Frau zu sagen: Ich möchte bestimmte Körperregionen nicht zeigen" dann doch irritiert.

    Denn: Das Kopftuch an sich ist rein gar nichts Emanzipiertes. Es ist einfach nur ein Kleidungsstück mit fragwürdiger, da auf der Unterdrückung von Frauen basierender Historie.

     

    Ich finde es wirklich sehr schwierig, wie neuerdings alle möglichen Symbole, die patriarchalen Strukturen entsammen, zu etwas "Feministischem" umgedeutet werden sollen. Seien es Kopftücher oder meinetwegen Beyonces, die ihren halbnackten Po in die Kamera halten. Feminismus ist heutzutage ja ungefähr alles, wenn man nur will. Relativierung in Reinform.

     

    Also ich meine: jede soll bitteschön machen, was sie will. Zu 100%. Und jede kann auch hardcore emanzipiert dabei sein, ob mit Kopftuch oder ohne. Aber ich sehe die Emanzipation nicht im Kopftuch (oder anderen Äußerlichkeiten), sondern im Handeln und Denken. Insofern versteh ich nicht, wieso diesem Stück Stoff derzeit so viel selbstermächtigende Bedeutung zugesprochen wird, wenn es m.E. doch auf ganz andere Sachen ankommt.

    • @Schneewittchen:

      Ja, mich hat dieser Satz zuerst auch irritiert. Aber wenn man genauer drüber nachdenkt, hat sie völlig recht: Indem sie sich entscheidet, das Kopftuch zu tragen, weil sie damit bestimmte Körperregionen verdecken kann, die sie als intim ansieht, dann ist das ein Ausdruck von körperlicher Selbstbestimmung und so gesehen emanzipatorisch. Ich persönlich verstehe es ja nicht, dass Haare als Intimzone betrachtet werden - aber ich habe es zu respektieren, dass sie diese Wahrnehmung hat. Nichts desto trotz haben Sie natürlich damit recht, dass das Kopftuch - auch - eine repressive Symbolik hat. Das macht es für mich ja gerade so schwer, einen vernünftigen Umgang damit zu finden: Einerseits will ich den Frauen, die sich dafür entscheiden, nicht dreinreden, weil es eben ihre persönliche Sache ist - andererseits wird nun mal das Kopftuch in vielen Gesellschaften dafür eingesetzt, patriarchale Strukturen und Machtverhältnisse durchzusetzen und zu bewahren. Eine ambivalente Sache, finde ich!

      • @Rudeboy:

        Ich finde es abwegig, mir das Verhalten solcher Damen als „Emanzipation“vorführen zu lassen. Ich habe ein tiefes Unbehagen empfunden, als ich mitansehen musste, dass man Kinder – Mädchen - gezwungen hatte, ihren Körper bis zu den Knöcheln als eine „Intimzone“ zu betrachten, die man nicht zeigen darf - beim Schwimmen im Schulunterricht.

         

        Die Frau mit solch einem Kopftuch wie oben abgebildet und einem Minirock – also der Bandbreite der angeblich hier bereitwillig zugestandenen Toleranz – möchte ich erst mal sehen, auch die Kinder der „reifen“ Damen, die ihr dogmatisches Kopftuchtragen als „Freiheit“ verkaufen.

        • @Tecumseh:

          dann kommen Sie halt mal zum umgucken nach x-berg!

          allerdings: verzichten Sie besser drauf, x-bergerinnen mit tuch auf kopf als "dame" anzusprechen. Sie könnten sich sonst nen satz heiße ohren einfangen.

          • @christine rölke-sommer:

            Sie meinen doch wohl nicht die Gegenden, wo einem gesagt werden soll, dass es ohne Kopftuch etwas teurer wäre?

        • @Tecumseh:

          Der Unterschied zwischen Selbstbestimmung und Zwang ist Ihnen geläufig?

           

          Wenn eine Frau durch das Tragen des Kopftuches ihre Grenzen definiert, dann ist es ziemlich unverschämt sich darüber hinwegzusetzen, indem man ihr das Kopftuch verbietet. Das ist ungefähr so schlüssig wie wenn Sie einer Frau verbieten wollen, einen Minirock zu tragen, weil Sie das als zu freizügig empfinden. In beiden Fällen setzen Sie sich über das Selbstbestimmungsrecht der Frauen hinweg und mischen sich in Dinge ein, die Sie gar nichts angehen.

           

          Davon zu unterscheiden ist ein Verhalten, bei dem eine Frau oder ein Mädchen dazu gezwungen oder auch nur mit "sanftem Druck" (weil sie sich verpflichtet fühlt, es so zu machen wie die Schwestern) dazu getrieben wird, das Kopftuch zu tragen. Druckausübung und Zwang haben mit dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen nichts zu tun und sind abzulehnen.

          • 3G
            3784 (Profil gelöscht)
            @Rudeboy:

            Offensichtlich nicht. So muss er die fünf Persönlichkeiten mit "ollen Damen" verunglimpfen. Denn der Ideologe unterscheidet sich vom Logiker darin, dass ihm nur die Konsistenz innerhalb seiner Ideologie relevant sein darf, ihm die Grundbegriffe der Logik entgegenzuhalten, ist daher ebenso opportun wie vergeblich.

          • @Rudeboy:

            Die ollen Damen sind mir egal - ich hatte nicht den Eindruck, dass die Mädchen im Schwimmbad freiwillig und mit Freude ihre Schwimmpanzer trugen.

             

            Das erinnerte mich an strengste katholische Erziehung der Vergangenheit, die nicht ohne Prügel auskam.