Eskalation am Hambacher Forst: Wachschützer überfahren Aktivisten
Schockstimmung bei den Baumschützern rund um den Braunkohletagebau. Der Energiekonzern RWE klagt über eine „neue Stufe der Gewalt“.
Seit mehr als drei Jahren kämpfen die Braunkohle-Gegner gegen die Ausbreitung des Tagebaus zwischen dem Rhein-Erft-Kreis und Düren westlich von Köln. Immer wieder kommt es dabei zu Besetzungen von Teilen des Forstes und der Bagger. Am Donnerstag eskalierte die Auseinandersetzung offenbar, als ein von Sicherheitsleuten begleitetes Rodungsteam auf Aktivisten stieß.
„Aus dem Weg, ich fahr Sie um!“, soll der Fahrer eines Autos des Wachsschutzes gerufen haben, bevor er aufs Gas drückte – und zwei Aktivisten überfuhr. Das erzählt Katja Schäfer, Sprecherin der Braunkohlegegner aus dem Hambacher Forst – und verweist auf ein Handy-Video, das die Aktion angeblich zeigt.
„Die Stimmung ist geschockt“, meint Schäfer. Der Grund: Die Aggressivität des Wachdienstes. Sie berichtet von Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Wachdienst, bei denen „Steine und Stöcke auf beiden Seiten flogen“. Die Bilanz auf Seiten der Aktivisten: vier Verletzte, einer davon durch den Autoaufprall angeblich schwerer. Er befand sich laut Braunkohlegegnern am Freitag noch in Polizeigewahrsam. Ihm werde Haus- und Landfriedensbruch vorgeworfen.
„Brutaler Angriff von Aktivisten“
Über einen „brutalen Angriff von Aktivisten auf Mitarbeiter von RWE-Partnerfirmen"“ klagt dagegen der Energiekonzern. Angeblich sollen „30 Vermummte in Tarnkleidung“ laut einem Unternehmenssprecher „mit Messern, Steinen, Zwillen und Wurfgeschossen“ Baumfäller und Sicherheitsteam angegriffen haben. Dabei soll es wegen Wurfgeschossen und Reizgas auf RWE-Seite fünf leicht Verletzte gegeben haben. Mehrere Dienstfahrzeuge wurden laut RWE beschädigt, zudem zeigt das Unternehmen Fotos, auf denen eine angeblich von den Aktivisten in Brand gesetzte Pumpstation zu sehen ist.
Die Auseinandersetzung steht im Zusammenhang mit der Ausweitung der Rodungsarbeiten im Hambacher Forst. Deshalb haben die Aktivisten auch ab Montag eine „Aktionswoche“ angekündigt. Was geplant ist, will Sprecherin Katja Schäfer nicht sagen. Sie sagt nur: „Überraschung!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen