Donald Trump in Saudi-Arabien: „Werft sie raus, die Terroristen!“
Der US-Präsident fordert eine Zusammenarbeit mit der islamischen Welt gegen den Terror – und den Iran. Waffendeals stehen auf dem Plan.
„Verweigert euer Land den Fußsoldaten des Bösen“, forderte Trump am Sonntag. Das sei keine Schlacht zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, verschiedenen Religionsgemeinschaften oder verschiedenen Kulturen. Das sei eine Schlacht zwischen barbarischen Verbrechern und anständigen Menschen.
Trump betonte aber auch nach einer Aufzählung von Terroranschlägen in den USA, dass 90 Prozent der Opfer Muslime seien. Es gehe nicht nur darum, die Toten zu zählen, sondern auch um die Generationen zerstörter Träume. Ohne einen Sieg gegen den Terror könne es keinen Wohlstand in der Region geben, erklärte er. Er sei nicht hier, um irgendjemanden zu belehren, noch um irgendwelchen Menschen zu sagen, wie sie zu leben haben, was sie zu tun haben, wie sie sein sollen oder wie sie beten, erklärte Trump.
Zugleich machte Trump deutlich, wer für ihn der Hauptgegner und Terrorunterstützer ist. Er nannte dabei den Iran beim Namen. Teheran finanziere Waffen und trainiere Terroristen, Milizen und andere extremistische Gruppen, die Zerstörung und Chaos verbreiteten. Die iranische Regierung spreche über Massenmord, die Vernichtung Israels und den Tod für Amerika, sagte Trump. Solange das „iranische Regime“ nicht bereit sei, ein Partner für Frieden zu sein, müssten alle Nationen zusammenarbeiten, um es zu isolieren.
So waren sie am Wochenende im saudischen Riad alle glücklich: Trump und sein Gefolge, weil sie schon am Tag zuvor den Saudis Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar verkauft haben. Und die Saudis, weil sie mit ihren Scheckbüchern wieder einmal amerikanische Loyalität erkauft haben. Symbolisch die Bilder des Samstagabends, als sich Trump etwas tollpatschig bei einem traditionellen saudischen Schwerttanz zwischen seine sichtlich begeisterten Gastgeber begab.
Zurück auf den Stand vor Obama
Beide Seiten lobten den saudisch-amerikanischen Schulterschluss. Die USA im Kampf gegen den IS – und die Saudis in ihrem regionalen Dauerstreit mit dem Iran. Die Saudis eröffneten ein Zentrum zur Bekämpfung des islamischen Extremismus, und die Amerikaner gaben den Saudis Rückendeckung gegen deren Erzrivalen Iran.
US-Außenminister Rex Tillerson erklärte, dass die Waffengeschäfte helfen würden, mit „dem bösartigen iranischen Einfluss“ umzugehen. Dieses Paket von Waffen und Dienstleistungen rund um das militärische Gerät werde langfristig die Sicherheit Saudi-Arabiens und der gesamten Golfregion sichern, erklärte er gegenüber Reportern.
Der oberste US-Diplomat fügte hinzu, dass das neu geschnürte Waffenpaket auch das US-Militär entlasten werde: „Es wird die saudische Sicherheit stärken, sodass Saudi-Arabien in Zukunft einen größeren Anteil dieser Last tragen kann.“ Tillerson versprach, dass sich die USA in Zukunft noch enger mit Saudi-Arabien gegen iranischen Extremismus koordinieren werden.
Trump zu Al-Sisi
Trumps Vorgänger Barack Obama hatte nicht nur mit dem Iran einen Atomdeal abgeschlossen, er hatte auch mehrere Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien wegen der Menschenrechtssituation im Land und des Krieges im benachbarten Jemen zurückgehalten. Eine Zurückhaltung, die Trump jetzt vollkommen aufgegeben hat.
Beide Seiten legten immer wieder Wert darauf zu betonen, dass die amerikanisch-saudischen Beziehungen wieder auf den Stand vor Obama zurückgekehrt seien. Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir konnte seine Freude kaum zurückhalten. Man habe nun eine „Erklärung einer gemeinsamen strategischen Vision“ erreicht. Der saudische oberste Diplomat sprach von einem Wendepunkt in den gemeinsamen Beziehungen.
Zusammenarbeit mit Ägypten
US-Präsident Donald Trump traf am Sonntag in Riad auch mit einer ganzen Reihe arabischer Staatschefs zusammen. Vor allem beim Verkauf von Waffen scheinen alle Dämme gebrochen zu sein. „Unsere Länder haben eine wunderbare Beziehung zusammen, früher gab es einige Spannungen, aber damit ist es jetzt vorbei“, erklärte Trump beim Fototermin mit Bahrains König Scheich Hamad bin Issa al-Khalifa.
Um die erneuerte Freundschaft zu unterstreichen, stimmte das Weiße Haus dem Verkauf von 19 F-16-Kampfjets im Wert von fünf Milliarden Dollar an Bahrain zu. Ein Deal, der von Obama ebenfalls zurückgehalten worden war aufgrund der Menschenrechtssituation.
Bei seinem kurzen Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fatah al-Sisi, dem zweiten seit Trumps Amtsübernahme, erklärt al-Sisi, „Ägypten ist sicher und stabil und die Zusammenarbeit mit den USA funktioniert sehr gut“. Der ägyptische Präsident fügte hinzu: „Sie sind eine einzigartige Persönlichkeit und fähig, das Unmögliche möglich zu machen.“ Trump antwortete mit einem kurzen „Ja, stimmt“, um dann Sisi zu seinen Schuhen zu gratulieren. „Ich liebe Ihre Schuhe, oh Mann, solche Schuhe.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja