Bürgerkrieg in Syrien: 200 Kurden als Geiseln genommen
Die Vereinten Nationen schicken ein Team von Chemiewaffeninspektoren nach Syrien. Details der Mission sind allerdings noch völlig unklar.
NEW YORK/BEIRUT dpa/afp | Nach monatelangem Widerstand der syrischen Regierung werden nun doch UN-Chemiewaffeninspekteure in das arabische Bürgerkriegsland reisen. Nach heftigen Gefechten mit kurdischen Milizen im Nordosten Syriens haben radikale Islamisten 200 kurdische Zivilisten als Geiseln genommen.
Die Mission der Inspekteure werde „sobald wie möglich“ aufbrechen, teilten die UN am Mittwoch (Ortszeit) in New York mit. Zunächst sollten drei Vorfälle untersucht werden, unter anderem einer in der Stadt Chan al-Asal nahe Aleppo im Norden des Landes. Die syrische Regierung wirft den Rebellen vor, dort im März unter anderem mit Giftgas zahlreiche Menschen getötet zu haben. Die beiden anderen Vorfälle, die untersucht werden sollen, wurden zunächst nicht konkret benannt.
Die UN hatten ursprünglich verlangt, weitaus mehr berichtete Vorfälle untersuchen zu dürfen. Dagegen habe sich die syrische Regierung aber gewehrt, hieß es. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beobachte die Berichte über den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien weiter sehr genau, teilten die UN mit. Das Expertenteam werde auf Basis der bislang gesammelten Informationen und der mit Syrien getroffenen Vereinbarungen arbeiten. Weitere Details gaben die UN zunächst nicht bekannt.
Bereits am vergangenen Wochenende hatte Syrien eine Vereinbarung mit den Vereinten Nationen in der Frage der Chemiewaffen-Inspektionen bestätigt, zum konkreten Inhalt aber zunächst nichts bekanntgegeben. Die UN-Abrüstungsbeauftragte Angela Kane und der Giftgasexperte Åke Sellström waren in der vergangene Woche in die syrische Hauptstadt Damaskus gereist, um dort mit Regierungsvertretern zu verhandeln. Ban hatte Sellström im März zum Leiter einer Expertengruppe ernannt, die Vorwürfe prüfen soll, wonach in Syrien Chemiewaffen zum Einsatz kommen. Der Schwede hatte in den 1990er Jahren im UN-Auftrag die Vernichtung von chemischen Waffen im Irak überwacht.
200 kurdische Geiseln genommen
Nach heftigen Gefechten mit kurdischen Milizen im Nordosten Syriens haben radikale Islamisten 200 kurdische Zivilisten als Geiseln genommen. Kämpfer der Al-Nusra-Front und der Gruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante hätten das Dorf Tall Aren im Osten der Provinz Aleppo erobert und belagerten das Dorf Tall Hassel, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Demnach begannen die Kämpfe am Sonntag, nachdem ein Kommandeur der Dschihadisten zum Angriff auf eine kurdische Brigade der Freien Syrischen Armee in Tall Hassel aufgerufen hatte.
Den Angaben zufolge töteten die Dschihadisten in dem Dorf einen kurdischen Rebellenführer. Bei den weiteren Kämpfen seien 16 Kurden und zehn Dschihadisten getötet worden. Die Kurden hatten sich nach Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 weitgehend aus den Kämpfen herausgehalten. Doch seit zwei Wochen liefern sich kurdische Milizen heftige Gefechte mit islamistischen Extremisten im Nordosten Syriens, wo die Kurden eine Autonomieregion einrichten wollen.
Am Dienstag rief die wichtigste Kurdenmiliz in Syrien zum bewaffneten Kampf gegen radikalislamische Extremisten auf. Die Komitees zum Schutz des Kurdischen Volkes reagierten damit auf die Ermordung des wichtigen Kurdenführers Isa Huso. Die Miliz gilt als bewaffneter Arm der Partei der Demokratischen Union (PYD), die der syrische Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei ist.
Assad ist siegessicher
Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat die Regierungstruppen im Kampf gegen die Rebellen gelobt. Die Regierungssoldaten kämpften derzeit den „heftigsten“ Krieg, sagte Assad anlässlich des syrischen Tags der Armee am Donnerstag. Er sei aber zuversichtlich, dass sie den Bürgerkrieg gewinnen. „Wären wir in Syrien nicht von einem Sieg überzeugt gewesen, wären wir nicht dazu in der Lage gewesen, (mehr als zwei Jahre lang) Widerstand zu leisten“, sagte er in einer Erklärung.
Seit März 2011 versuchen Aufständische, das Regime von Präsident Assad, dessen Familie seit vier Jahrzehnten das Land regiert, zu stürzen. Dem syrischen Bürgerkrieg sind nach UN-Angaben bereits mehr als 100 000 Menschen zum Opfer gefallen. Millionen von Syrern wurden wegen der Gewalt zu Flüchtlingen.
Die Assad-Truppen haben bei den Kämpfen gegen die Rebellen zuletzt an mehreren Fronten an Boden gewonnen, vor allem in der zentralsyrischen Provinz Homs und in Gegenden nahe der Hauptstadt Damaskus.
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