Bergbau in geschütztem Regenwald: Angriff auf den Amazonas
Brasilien erlaubt Bergbau in einem Regenwald-Gebiet. Es drohen Abholzung, Wasserverschmutzung und die Vertreibung von Indigenen.
Die 1984 während der Militärdiktatur geschaffene Reserva Nacional do Cobre e Associados liegt in den Bundesstaaten Amapá und Pará, etwas nördlich des Amazonasstroms. Vor allem Gold soll dort unter der Erde liegen, aber auch große Eisenvorräte, Kupfer und andere Erze. Ab sofort dürfen Konzessionen zum Abbau vergeben werden. Die Regierung will mehr Exporte von Rohstoffen, um das krisengeschüttelte Land wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Der oppositionelle Senator Randolfe Rodrigues will das Dekret von Temer noch stoppen. Es sei verfassungswidrig, weil auch geschützte Indigenen-Gebiete innerhalb des Renca-Territoriums von der wirtschaftlichen Ausbeutung betroffen seien, argumentiert ein in aller Eile eingereichtes Gesetz. Dass dieser Vorstoß vom konservativ dominierten Kongress angenommen wird, ist freilich unwahrscheinlich. Rodrigues spricht vom „größten Angriff auf das Amazonasgebiet in 50 Jahren“.
In dem betroffenen Gebiet leben mehrere indigene Ethnien, deren Lebensunterhalt jetzt bedroht sei, kritisieren Menschenrechtsgruppen. Zudem drohten durch neue Abholzungen und Beeinträchtigungen des ökologischen Gleichgewichts die bekannten Folgen für das Klima.
„Es ist unverständlich, dass die Regierung ohne Dialog und ohne jede Transparenz ein Dekret erlässt, das den Abbau von Mineralien erlaubt und indigene Ethnien sowie den Umweltschutz im Herzen des Amazonas gefährdet“, kritisiert Michel de Souza Santos vom WWF Brasilien. Der Vorrang von privaten ökonomischen Interessen sei nicht hinnehmbar. Brasilien sei im Rahmen der UN-Konventionen zum Klima und zur biologischer Vielfalt zahlreiche international verbindliche Verpflichtungen eingegangen, ergänzt Santos.
Nach Angaben des Umweltministeriums vom Amapá gibt es rund 260 Anträge auf Erkundung und Abbau von Bodenschätzen in dem Schutzgebiet, ein Fünftel davon stammen aus der Zeit vor 1984. „Ein Goldrausch in der Region würde große Schäden verursachen“, warnt der WWF. Gefährdet seien vor allem zwei Ethnien, die Aparai und die Wajana, die abgeschieden leben und über 17.000 Quadratkilometer Urwald vor Eingriffen schützen. „Neben Holzeinschlag, Wasserverschmutzung und weiteren Umweltschäden durch den Bergbau ist zu befürchten, dass das Dekret die Konflikte um Landnutzung in der Region weiter anheizt“, sagt Brasiliens WWF-Direktor Maurício Voivodic.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin