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Protest gegen Tesla-FabrikSturm auf Tesla-Gelände

Etwa 800 Menschen haben sich Zugang zum Areal des E-Autobauers in Brandenburg verschafft. Andere blockierten Transporter zur Auto-Beförderung.

Ak­ti­vis­t*in­nen laufen in Richtung der Tesla-Gigafactory am 10. Mai Foto: Christian Mang/Reuters

Grünheide taz | „Da simma dabei für das Klima, gegen das Tesla-Werk“, singt der Demozug auf die Melodie des Lieds „Viva Colonia“ der Kölner Band Höhner. 800 Menschen sind am Freitagmorgen unterwegs von ihrem nahegelegenen Camp zur Fabrik des E-Autobauers Tesla im brandenburgischen Grünheide.

Das Ziel: stören. Die Ak­ti­vis­t*in­nen der Gruppe Disrupt Tesla wollen vor Ort gegen den US-Konzern protestieren – vor allem gegen die geplante Erweiterung des Werks. Auch ziviler Ungehorsam ist angekündigt.

Kurz vor dem Bahnhof Fangschleuse kommt der Demozug zum Halt. Die ersten zehn Reihen werden von Po­li­zis­t*in­nen umstellt. Als Grund nennt die Polizei die Vermummung einiger Demoteilnehmer*innen. Eine FFP2-Maske gegen Corona ist okay, eine Sonnenbrille auch. Beides zusammen nicht.

„Außerdem haben wir bemerkt, dass Sie Kleber mitführen. Wir bitten Sie, Klebeaktionen zu unterlassen“, ruft ein Polizist durch ein Megafon. Offenbar besteht die Angst, dass sich Ak­ti­vis­t*in­nen auf dem Bahnübergang festkleben.

Tesla-Transporter blockiert

Der Bahnübergang ist allerdings nicht das Ziel der Menschen: Sie wollen zum Werksgelände. Daher brechen sie in mehreren Gruppen – im Jargon: Finger – aus dem Demozug aus, strömen ins Unterholz des Waldes, über den Tesla-Zaun und schließlich auf das Gelände. Dort kommt es zu Einkesselungen, einzelnen Festnahmen und dem Einsatz von Pfefferspray.

Nach etwa anderthalb Stunden ziehen sich die Ak­ti­vis­t*in­nen wieder vom Gelände zurück. In einem Finger herrscht etwas Unmut darüber, nichts weiter ausgerichtet zu haben. Eine Sprecherin von Disrupt hingegen spricht von einem Erfolg, schließlich sei man auf das Gelände gekommen und habe gestört.

Weitere Ak­ti­vis­t*in­nen versammeln sich zudem etwas später auf dem nahen Flugplatz Neuhardenberg. In Betrieb ist er nicht mehr, stattdessen sind die ehemaligen Landebahnen mit Hunderten von Teslas gepflastert. Ak­ti­vis­t*in­nen haben, wie sie sagen, Fahrzeuge mit roter Farbe „markiert“.

An den zwei Zufahrten zum Flugplatz sind außerdem Sitzblockaden errichtet. Davor stehen leere Transporter, die wohl eigentlich Autos abholen und weitertransportieren sollen – aber augenscheinlich durch die Blockade vor den Toren daran gehindert werden.

Während die meisten Aktivist*innen, die am Morgen auf das Werksgelände geströmt waren, längst wieder sicher im Protestcamp angekommen sind, harren die Menschen in der Sitzblockade vor dem Haupttor des Flughafens vorerst weiter aus.

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23 Kommentare

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  • taz: „Da simma dabei für das Klima, gegen das Tesla-Werk“, singt der Demozug ...

    Ja, und wenn man sich das Foto oben anschaut, dann ist *die Polizei, dein Freund und Helfer* auch wieder dabei. Die Reichen und Mächtigen dieser Welt können halt sich immer auf die Polizei verlassen.

    Nach einem Bericht des Club of Rome werden die Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Ab diesem Zeitpunkt wird ein sich selbst verstärkender Klimawandel ausgelöst. Was das bedeutet, kann sich bestimmt auch jemand vorstellen der mit Naturwissenschaften eher auf Kriegsfuß steht.

    Stephen Hawking (Physiker, 2042 - 2018): "Gier und Dummheit werden das Ende der Menschheit früher als erwartet bringen."

    • @Ricky-13:

      Und der Protest gegen ein Werk, das Elektroautos herstellt, hilft dem Klima wie? Können die Elektroautos anderer Firmen mit signifikant weniger Rohstoffen hergestellt werden? Ist die "soziale Verkehrswende" nur mit BMWs und Volkswagen möglich?

      • @Agarack:

        Hoppla, da habe ich wohl nicht aufgepasst. Zunächst einmal ist Stephen Hawking 1942 und nicht 2042 geboren worden, denn auch für einen Physiker geht die Zeit nur in eine Richtung und schon gar nicht rückwärts. Bei Elon Musk bin ich mir aber nicht sicher, in welcher Zeit er überhaupt lebt und ob ihn die Zukunft der nachfolgenden Generationen interessiert. "Tesla"-Elon lebt nämlich in seiner eigenen Welt (siehe seine Online-Plattform X).







        2018 entschied sich Elon Musk einen Tesla Roadster ins Weltall zu schießen und der Sportwagen schwebt immer noch im Weltraum herum. Ein Mann der so etwas nur als 'Werbegag' tut, sollte man ohnehin nicht mit Umwelt- und Klimaschutz in Verbindung bringen. Und NEIN, Elektroautos helfen nicht dem Klima, egal von welcher Firma auch immer; sie helfen nur den Multimilliardären, denen BMW, VW und Tesla etc. gehören, noch reicher zu werden. Emissionsfreie und klimagerechte Mobilität findet zu Fuß oder mit dem Fahrrad statt. Und es wäre auch endlich mal der Ausbau von Schienen und natürlich auch der ÖPNV (Busse und Bahnen) sinnvoll – als gerechte Elektromobilität. Ein Umdenken würde dem Klima helfen, aber wer eine andere und bessere Welt will, der bekommt es mit der Staatsmacht zu tun (siehe oben das Foto).

        ***Der massenhafte Bau schwerer, übermotorisierter E-SUVs und E-Pkws widerspricht einer klima- und global gerechten Verkehrswende. Die Herstellung aller Autos – egal ob Benziner, Diesel- oder Elektroautos – verbraucht Rohstoffe, die häufig unter ökologisch und sozial unverantwortlichen Bedingungen in den Ländern des globalen Südens abgebaut werden. Menschen werden für den Abbau der Rohstoffe vertrieben, das Klima belastet, Grundwasser und Flüsse vergiftet, Aktivistinnen und Aktivisten bekämpft.*** [Quelle: Grünen Liga – Landesverband Berlin]

        • @Ricky-13:

          Danke für Ihren präzisen Beitrag 👍

  • Dank und Solidarität für diese mutigen Menschen.

    Schön dass es noch Leute gibt die auch aktiv etwas tun. Wir alle können mithelfen und einfach die Produkte des Konzerns nicht mehr kaufen. Den Sumpf austrocknen! Dann wären solche Proteste nicht mehr nötig.

  • 4G
    47351 (Profil gelöscht)

    Was haben die auf dem Werksgelände zu suchen?

  • Die Gründe für diese Proteste gegen Tesla und das Werk dort finden sich auch in der Weltwirtschaft, dem globalen Beschaffen der Rohstoffe für Batterien und alle Zutaten - für alle Pkws generell:



    taz.de/Kupferbergbau-in-Peru/!5892273/



    www.deutschlandfun...batterien-100.html



    www.riffreporter.d...erview-jaime-borda



    disrupt-now.org/disrupt-tesla/infos/



    amp.dw.com/de/lith...gie-auf/a-67459734



    insideclimatenews....ations-corruption/



    diss-co.tech/de/da...g-der-bedingungen/

  • Ziehen sie weiter nach Ludwigsfelde? Oder sind Mercedestransporter nicht so schlimm.

  • Ich bin gespannt, wie lange Elon Musk sich das noch anschaut bzw. welche vernünftigen Gründe er hat, die Produktion in Grünheide bei weiteren Störaktionen aufrechtzuerhalten.

    Planungssicherheit ist bei solchen politischen Verhältnissen meiner Meinung nach nicht möglich, sofern Herr Musk Wert darauf legt.

    Soweit ich lesen konnte, hat Herr Musk keine Fördergelder aus Deutschland erhalten bzw. sie abgelehnt, da sie mit Auflagen (Betriebsgeheimnisse) verbunden sind.



    Wenn ich es richtig weiß, erhält er auch keine EU-Förderung, da sind die Informationen aber widersprüchlich.



    Ich lasse mich gerne korrigieren.

  • wieso läuft der Bericht unter SCHWERPUNKT KLIMAPROTESTE?

  • Gegen Elektroautos demonstrieren ?



    Umweltschützer sind das sicher nicht !

    • @Timelot:

      Ob nun Verbrenner oder E-Autos, umwelt- und klimafreundlich sind die 'motorisierten Kutschen' alle nicht. Aber Hauptsache, der klimaschädliche Kapitalismus kann weitergehen.

      ***Willkommen in der Kobaltmine - Einblicke in eine kongolesische Kobaltmine - Grüße gehen raus an alle E-Auto-Besitzer*innen! (Browser Ballett, ZDF)*** www.youtube.com/watch?v=OBGinowoYu4

      • @Ricky-13:

        Das Browser Ballet hat sich da einen Bärendienst erwiesen. Kobalt wird seit Jahrzehnten in vielen Produkten verwendet, nicht nur bei E-Autos.



        Leider wird auch dieser Beitrag, immer wieder, für Desinformation gegen die Stromer benutzt.

    • @Timelot:

      Elektroautos haben eben nicht viel mit Umweltschutz zu tun, besonders wenn sie 2 Tonnen schwer sind.



      Umweltschutz geht nicht, indem man den ganzen irrgen Verkehr von Verbrennern auf elektrisch umstellt.

  • Worum geht es eigentlich? Da baut jemand schon die gehypten E-Karren, da ist es auch nicht recht. Es geht nur noch darum, Chaos zu veranstalten.

    • @Mal Nombre:

      Es geht darum allen zu zeigen, dass Symbole und Reizbegriffe wichtiger sind, als als ein globales Verständnis für die Problematik.



      Wie in einem anderen Artikel gut beschrieben geht Tesla zur Not halt dahin, wo sie ihre Ruhe haben oder das E-Auto kommt demnächst aus China.



      Tesla ist zum Symbol geworden, weil Musk so ein Pfosten ist und Baumhäuser besonders edgy wirken. Währenddessen gehen in Wolfsburg, Dingolfing und Ingolstadt unbehelligt noch für über 10 Jahre täglich tausende Verbrenner vom Band.



      Das E-Auto wird eine Übergangslösung in der Verkehrswende sein, egal wieviel Aktivisten sich in Grünheide auf den Kopf stellen.

    • @Mal Nombre:

      Es geht im Grundsatz um die Kritik an den dort produzierten SUV's und um die Forderung nach sozialeren Transportmöglichkeiten wie ÖPNV. Die Produktion von E-Autos inkludiert eben auch den hohen Verbrauch von fossilen Ressourcen.

    • @Mal Nombre:

      Kurz: Es geht gegen ein grün lackiertes Weiter-so! Es gibt selbst auf der Taz-Webseite genügend Texte, in denen Sie sich informieren könnten, statt hier Unverständnis zu simulieren.

      • @PauKr:

        Also lieber weiter so mit altem Lack, das ist hocheffizient, und dann kommt bald, ja wer pusht noch gleich selbstfahrende Autos? Denn da auf dem Lamd, da kommt nicht alle 5 Min ein Bus. Es ist nicht zu begreifen. Weil man mit der Bahn von Berlin hinfahren kann? Tesla Süd, wie praktisch.

      • @PauKr:

        Erdöl, Erdgas, Kohle, Ölsande und Ölschiefer - fossil. Wenn das Elektroauto mit dem Frachter aus China geliefert wird, ja da braucht man Einiges davon.

  • Die hätten mit Traktoren kommen sollen. Ich habe mir sagen lassen, dass das bis in die höchsten EU-Ebenen Erfolg hat.

    • @tomás zerolo:

      Das hat nichts mit Traktoren zu tun. Da gings halt um etwas wirklich relevantes. Tesla interessiert doch nicht wirklich jemanden..

      • @Micha.Khn:

        Um was "relevantes" ging es denn da nach ihrer Meinung?



        Die Tesla-Fabrik hat, auch auf öffentlichen Druck, z.B. den oft kritisierten Wasserverbrauch durch Kreislaufsysteme sehr stark minimiert. Der Wald? Den gibts da garnicht. Da steht nur eine belanglose Plantage.



        Tesla ist ein wichtiger Arbeitgeber und Branchen-Innovator.