Rassistische Angriffe in Sachsen: Rechte attackieren Geflüchtete
In Chemnitz gehen Rechtsextreme auf Flüchtlings-Aktivist_innen los. In Dresden wirft ein rechter Mob Pyrotechnik auf Unterkünfte und attackiert die Polizei.
Nach Angaben der Chemnitzer Polizei hatten sich von Freitagnachmittag bis in die Nachtstunden etwa 150 Menschen in der Nähe der Notunterkunft eingefunden – fremdenfeindliche Demonstranten genauso wie Unterstützer der Flüchtlinge. Bereits am Nachmittag sei die Zufahrt zu dem Gebäude mit einem Auto blockiert worden. Der Fahrer erhielt einen Platzverweis und eine Anzeige. Nachdem sich eineinhalb Stunden nach Mitternacht die Menge weitgehend aufgelöst hatte, griffen 30 Rechte die fünf noch verbliebenen Asyl-Unterstützer an. Einer der beiden Verletzten kam zur Untersuchung ins Krankenhaus.
Parallel zu den Ausschreitungen in Chemnitz eskalierte die Situation in den Dresdner Stadtteilen Prohlis und Südvorstadt. In Prohlis sollen Flüchtlinge demnächst in einer Schule unterkommen. Dagegen laufen Rechte und Anwohner seit Tagen Sturm. Am Freitagabend störten zunächst etwa 30 bis 40 Personen ein Willkommensfest, das Helfer für Flüchtlinge organisiert hatten, weil deren Ankunft ursprünglich schon am Freitag erwartet wurde.
Am Abend wurden dann laut Polizei Beamte und Einsatzfahrzeuge mit Flaschen beworfen. Die Randalierer zündeten zudem Pyrotechnik. Die Polizei nahm vier Tatverdächtige vorläufig fest. Gegen drei von ihnen wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt, gegen einen wegen Körperverletzung.
Die Polizei war mit Wasserwerfern präsent, setzte sie aber nach eigenen Angaben nicht ein. Bei 52 Personen wurden die Personalien festgestellt. Hinweise auf Verletzte hatten die Ermittler bis Samstagmittag nicht. Bei derartigen Gemengelagen sei es aber denkbar, dass Anzeigen auch später noch erfolgen, hieß es.
In der Dresdner Südvorstadt, wo Flüchtlinge in Großzelten untergebracht sind, warf nach einem Fußballspiel ein Mob von etwa 20 Personen Pyrotechnik auf die Unterkünfte. Eine Gruppe von offenkundigen Hooligans konnte die Polizei vor den Zelten noch abhalten. Aus dieser Menge heraus wurden Beamte in einem zivilen Einsatzfahrzeug attackiert. Die Männer traten gegen des Auto und schlugen eine Scheibe ein, die Polizisten blieben unverletzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen