piwik no script img

Bürgerinitiative offiziell registriertTempo 30 für alle EU-Städte

Eine Bürgerinitiative will Tempo 30 in allen Städten Europas. Jetzt wurde sie von der EU-Kommission registriert und sammelt Unterschriften.

Wenn die Initiative erfolgreich ist, werden diese Schilder nicht mehr gebraucht. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Countdown läuft: Am Dienstag hat die EU-Kommission die Europäische Bürgerinitiative „30 km/h – macht die Straßen lebenswert!“ registriert. Die Organisation will Tempo 30 in allen Ortschaften als Regelgeschwindigkeit durchsetzen. Nur für bestimmte Straßen sollen Kommunen noch Ausnahmen festlegen können.

Nun haben die Initiatoren genau ein Jahr lang Zeit, um eine Million Unterschriften für ihr Anliegen zu sammeln. Finden sie in mindestens sieben Ländern ausreichend viele Unterstützer, ist die EU-Kommission verpflichtet, sich mit dem Anliegen intensiv auseinanderzusetzen. Sie kann dann entweder einen entsprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg bringen oder muss ausführlich begründen, warum sie dies nicht tut.

Mehr Verkehrssicherheit und weniger Lärm sind zentrale Anliegen der Bürgerinitiative. Wird die Maximalgeschwindigkeit um einen Kilometer pro Stunde gesenkt, rettet das im Durchschnitt 1.000 Menschenleben im Jahr, so der Verband der Straßenverkehrsopfer.

Darüber hinaus erhoffen sich die Initiatoren eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, wenn Autofahrer kaum noch schneller sind als Radler oder Busnutzer. Das würde die Lebensqualität der Innenstädte deutlich erhöhen, argumentiert die Europäische Bürgerinitiative, hinter der etwa 40 Organisationen aus 15 EU-Ländern stehen.

Dass die EU-Kommission die Europäische Bürgerinitiative registriert hat, ist ein eindeutiges Zeichen, dass sie sich für das Thema zuständig sieht. Das war lange Zeit umstritten. Zwar hatte die Kommission bereits 1987 ein Gesetzgebungsverfahren zu Tempolimits angekündigt, danach aber nie mehr etwas Konkretes unternommen: Zu massiv waren die Widerstände aus einzelnen Ländern gewesen.

„Nach einer zweimonatigen juristischen Prüfung ist jetzt eindeutig geklärt, dass die EU-Kommission prinzipiell für das Thema zuständig ist und somit auch einen Gesetzentwurf einbringen könnte“, freut sich Heike Aghte, Sprecherin der Bürgerinitiative.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • E
    Elbläufer

    Dass sich auf taz.de noch so viele Autonarren tummeln – man glaubt es nicht.

  • K
    Kinnal

    Sinnvoller wäre tatsächlich ein flächendeckendes Tempolimit von 120 km/h!

  • M
    Michael

    Was verstehen die eigentlich unter "Stadt"?

    Beispiel Dortmund: wenn das für das Zentrum innerhalb der Wälle gilt, merkt das gar keiner, da kann man vernünftigerweise ohnehin nicht schneller fahren. Auf der anderen Seite gehören Gegenden zum Dortmunder Stadtgebiet, da zeigt nur das Ortsschild, daß es sich nicht mehr um eine Landstraße handelt. Da auch? Das hielte ich für gehobenen Unsinn.

    Und diese ewige Forderung nach Tempo 130 auf der Autobahn in Kommentaren zu Artikeln, die sich im weitesten Sinne mit Straßenverkehr beschäftigen kann eigentlich nur von Leuten stammen, die entweder gar nicht oder nur gegen 2:00 morgens Auto fahren. Ansonsten kann man, zumindest in NRW, froh sein, überhaupt in diesen Geschwindigkeitsbereich zu kommen.

  • K
    Kampfradler

    Wie erbärmlich einige ewig gestrige Autofreunde hier doch argumentieren. Was sie nicht wahrhaben wollen, ist, dass der Verkehr mit Tempo 30 in Städten keine Spur langsamer verläuft, als mit 50. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt ohnehin kaum mehr als 20 Km/h. Liebe Autoverliebten, eine Stadt ist in erster Linie ein WOHNORT, dort LEBEN Menschen und die wollen keinen unnötigen Lärm und keine Gefährdung durch viel zu schnelle Autos. Eure Autos will euch ja keiner wegnehmen, ihr sollt nur 30 statt 50 fahren. Wo genau liegt da das Problem? Bis heute habe ich noch kein einziges Argument gehört, das einen wirklichen Nachteil von Tempo 30 belegt.

  • A
    Andreas

    Die deutsche Webseite der Initiative "30 km/h – making the streets liveable!" findet sich hier:

     

    http://de.30kmh.eu/

  • HN
    holger neidhardt

    wo kann ich unterschreiben ?

  • P
    pseudoruprecht

    Bitte den Webauftritt der Initiative verlinken!

    http://de.30kmh.eu/

  • S
    Stefan

    Super, genau das brauchen wir. Sinnlose und statistisch nicht belegte Gruende um Tempo 30 in allen Staedten und auf allen Strassen von der 200 Seelen Gemeinde zur Grossstadt durchzusetzen. Das Argument mit dem Individualverkehr ist noch groesserer Bullshit. Die Leute steigen sicher nicht auf unzuverlaessige und miserabel verfuegbare ÖPNV um, nur weil das Tempolimit sinkt. Das hier voellig an der Realitaet vorbeiargumentiert mal aussen vorgelassen. Weder sinken Overall die Zahlen der Verkehrstoten pauschal je km/h noch kann man den Verkehr mit 50 km/h in Frankfurt oder Berlin mit dem von Wanne Eickel oder Paris oder Rom vergleichen. Auf ausgewaehlten Strassen oder im wirklichen inneren Bereich der Staedte und in der Naehe von Fussgaenger bereichen gerne Tempo 30, aber sicher nicht auf irgendwelchen Strassen in Industriegebieten oder in sonstigen Zubringerbereichen oder Hauptstrassen.

  • AR
    Alexander R.

    Also ich bin für eine Petition gegen das Leben...denn wenns kein Leben gibt, gibts kein Lärm, keine Unfälle kein garnichts...:D

     

    Wer glaubt, mit solchen Mitteln immer alles lösen zu können, möchte eine Idealwelt, die es nie geben wird..das Leben ist eh schon hektisch genug heut zu Tage..

    mag vielleicht nicht das beste Beispiel sein, aber Fahrten zur Arbeit werden deutlich länger, gerade in Ballungsräumen, wenn es mehr Radfahrer gibt(die zumindest im Ruhrgebiet mehrheitlich nie was von StVO gehört haben) und Busse überquillen wird es sicher noch mehr Staus geben...u.v.m. Dazu wird der ÖPNV sicherlich auch nochmal deutlich teurer...

     

    Abgesehen davon...dann wird es halt anderswo Unfälle oder andere Todesfälle geben...was will man eigentlich mit dieser und den zig anderen Gesetzen? Völlige Unversehrtheit auf Kosten der Individualität und Selbstbestimmung!? (ok, das ist allgemein auf EU-Ebene bezogen, nur teils auf diesen Fall anwendbar, aber es gibt ja genügend weitere Beispiele)

    Nur die Sinnhaftigkeit dahinter stelle ich in Frage...mag ja Orte geben wo es Sinnvoll und vielleicht auch praktikabel wäre, aber eine Generalisierung auf EU-Ebene ist wie bei vielen anderen zu pauschal...und im Ruhrgebiet stelle ich mir sowas ganz extrem negativ vor. Mag ja sein, in einer Ideal-Welt..ach, man sollte mal aufwachen!

     

     

    P.S.Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten! :D

  • B
    Baumgärtner

    Tolle Initiative - es fehlt aber der Link im Artikel! :)

  • M
    MAD

    Traurig, dass man dafür kämpfen muss. Es sollte eigentlich jedem einleuchten, dass Tempo 30 in der Stadt nur Vorteile hat. Aber der Deutsche Autowahnsinn ist halt ein Thema für sich.

    Wo muss ich unterschreiben?

  • HB
    Hans-Richard Bock

    Ich weiß nicht, was ich von dieser Forderung halten soll. Lieber sollten die Verkehrswege komplett umgestaltet werden und Kontrollen verschärft werden.

     

    Hier in Berlin gibt es fast gar keine Verkehrskontrollen und neulich wäre ich von einem Gehwegradler ohne Licht fast umgefahren worden. Tempo 30 hin oder her, aber Idioten am Steuer sind in Wirklichkeit das größere Problem. (Und ja, es gibt auch genug Autofahrer, die keine Ahnung von Verkehrsregeln haben.)

  • R
    rauhfuß

    Klingt gut.

    Sinnvoll wäre auch max. 130 km/h auf allen europäischen Autobahnen.

  • J
    Jan

    Wo kann ich unterschreiben?

     

    Freie Fahrt für freie Bürger? - am Ar***

  • CK
    Carl Kupski

    Viel Erfolg! Hier noch einige sachliche Argumente für Regelgeschwindigkeit 30: http://tempo30.vcd.org/

    Es kann nicht sein, dass selbst die Kommunen nicht Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen gerichtsfest anordnen können. Selbst wenn alles dafür spricht (siehe Kastanienallee, Drakestraße, Podbielskiallee, Garystraße, Pappelallee und und und