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zwischen den rillenBekenntnisse auf Helium

Halsey: „Manic“ (Capital/Universal) live: 9. 2., „Jahrhunderthalle“, Frankfurt; 28. 2., „Verti Music Hall“, Berlin; 29. 2., „Zenith“, München

Am ehesten könnte man sie wohl als Anatomin der Seele bezeichnen. Die in New Jersey als Ashley Nicolette Frangipane geborene Sängerin Halsey seziert in ihren Songtexten am liebsten Beziehungen.

2017 ließ sie im Song „Bad at Love“ tief blicken. In ihm sang die 25-Jährige davon, dass sie bei der Partnerwahl kein glückliches Händchen habe. Einer ihrer Verflossenen degradierte sie zur bitch, der nächste zwang sie in die Rolle des Heimchens am Herd. In der zweiten Strophe demonstrierte sie, dass es mit Frauen keinen Deut besser lief. Halsey verknallte sich in eine, die sich mehr zum Koks hingezogen fühlte als zu ihr.

Den Seelenstriptease setzt die US-Künstlerin nun auf ihrem dritten Album „Manic“ fort. Über den Satz „I’m so glad I never had a baby with you“ aus dem in massenkompatiblen Dancepop gehüllten Stück „You Should Be Sad“ wurde bereits heiß diskutiert. Fans mutmaßten, er sei dem Rapper G-Eazy gewidmet, mit dem Halsey eine On-off-Beziehung führte, die im Chaos endete. Der Bad Boy dürfte ebenfalls für die traurige Nummer „Without Me“ Pate gestanden haben, in der man eine gute Dosis Selbstmitleid entdecken kann.

Wenn Halsey in Songform mit ihrem einstigen Begleiter abrechnet, weil sie so viel mehr in ihre Beziehung investiert habe als er, scheint das für die Sängerin fast eine Form von Psychotherapie zu sein. Auf jeden Fall scheut sie in ihren Songs nicht vor Offenheit und Ehrlichkeit zurück. Das klingt manchmal sehr eingängig, aber zum Teil erzählt sie recht naiv von ihrer Pein und dann wird es anstrengend: Bekenntnisse wie „I feel so sad“ oder „I won’t stop’til I get where you are“ stehen nicht gerade für originelles Songwriting.

So kann Halsey ihren Status als Antiheldin des Pop nicht weiter ausbauen. Zumal manche Tracks zu offensichtlich auf Powerplay-Radiotauglichkeit getrimmt sind. Gerade bei ihren Singles setzt die Musikerin auf einen Sound, der in den weniger subtilen Spielarten von Großraum-Dancefloor-Beschallung wurzelt. Auf diese Weise hält sie zwar Zuhö­re­r:In­nen mit kürzester Aufmerksamkeitsspanne bei der Stange, verprellt allerdings diejenigen, die sich etwas mehr kompositorische Finesse erhofft haben.

Halsey hat aus ihrer Bisexualität nie einen Hehl gemacht

Zum Glück gibt es aber auch Abweichungen vom wasserdichten Mainstreamsound. Im Intro von „Ashley“ klingt Halsey wie Micky Maus auf Helium. Bei „Forever“ vereinigen sich Klavier und Glockenspiel zum düsteren Schlaflied, im Outro wird die Stimme verzerrt. Monotoner Sprechgesang leitet „More“ ein. Diesen Titel widmet Halsey, die drei Fehlgeburten hatte, ihrem Kind, das sie hoffentlich eines Tages zur Welt bringen wird. Kurzum: Sie macht sich selber Mut und erinnert auch die Hörer:Innen daran, dass das Leben auch für die Gebeutelten nun mal weitergeht.

„Alanis Interlude“ sorgt für feministische Zwischentöne. Im Duett mit Alanis Morissette thematisiert Halsey Homoerotik. Wenn sie verkündet: „Your pussy is a wonderland and I could be a better man“, stutzt niemand, der ihre Biografie kennt. Halsey hat aus ihrer Bisexualität nie einen Hehl gemacht. Sie bezeichnet sich als „tri-bi“: bisexuell, bipolar und biracial. Obwohl ihre Haut weiß ist, sind ihre schwarzen Vorfahren ihr wichtig. Kein Wunder also, dass Soul und R&B ihre Musik durchaus mitdefiniert haben. Dagmar Leischow

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