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zwischen den rillenVerschiedene Windrichtungen

Shkoon: „Rima“ (Shkoon Music)

Den Sound von Shkoon zu beschreiben ist ungefähr so, wie ein Wort für den Klang des Windes zu suchen. Wenn das deutsch-syrische Trio selbst Worte für seine Musik findet, wird es entweder musiktheoretisch oder universell. Denn seine Tonmischung kennt keine Genres, sie ist eine Fusion. „Ameen singt traditionelle arabische Lieder, wir arbeiten teilweise mit arabischen Viertelskalen und westlich-harmonischer Musik“, erklärt Thorben Beeken. Oriental Slow-House nennen sie das selbst, eine weitere Bezeichnung, die den Collagen von Shkoon nicht gerecht wird. Die Vocals tradi­tio­neller arabischer Lieder fließen in elektronische Beats und schreiende Violinentöne; Piano, Synthesizer und Perkussion verschmelzen, ein arabisches Gutenacht-Lied trifft auf HipHop.

Manchmal passt, was im ersten Moment ungewohnt erscheint – wie Musik, die spontan bei einer Jamsession entsteht. Ameen Khayer und Thorben Beeken haben sich 2015 in Hamburg kennengelernt, aus dem abendlichen Jammen in ihrer WG wurde das Projekt Shkoon. Während Beeken sein Handwerk bei einer Konzertpianistin gelernt hat, ist Khayer zwar musikalisch aufgewachsen, hat aber Maschinenbau studiert, bevor er Syrien verlassen musste. Violinist Maher Kadi hat als Pianist im National Orchester Syriens gespielt, bevor auch er aus dem kriegsgebeutelten Land flüchten musste.

Drei Jahre sind sie durch Musikstile „durchgewandert“. „Wir haben uns im elektronischen Bereich weiterentwickelt und getraut, mal rauszuschauen: Wir haben einen HipHop-Track und uns im Dub ausprobiert, haben da auch versucht, Genregrenzen für uns mental aufzulösen“, sagt Keyboarder Thorben Beeken. „Es ist natürlich schön zu sehen, wie leicht Musik Grenzen überwindet und dass Menschen von überall her damit sich verbinden können. Aber am Ende ist es das auch mehr Wunsch als Wirklichkeit, zu sagen, dass unsere Musik Grenzen einreißen kann. Das ist leider mit Musik alleine nicht getan.“ Ameen und Maher haben einen blauen Pass für Geflüchtete. Daran scheiterte 2018 eine Tour nach Ägypten, 2019 reiste Beeken alleine nach Dubai.

Neben träumerischer Perkussion, wandelndem House und geschmeidiger Violine in „Ya Galbi“ oder den treibenden Beats in „Ramallah“ ist der Titelsong Rima ein Schlaflied im HipHop-Stil. „Rima ist ein Song, den unsere Eltern uns zum Einschlafen gesungen haben“, erzählt Ameen Khayer. Wir singen ihn für all die kleinen Rimas auf der Welt, die nicht schlafen können, zum Beispiel die syrischen Rimas im Winter der Flüchtlingscamps.“ Obwohl es für die harmonischen Klangcollagen kein arabisches Verständnis braucht, gibt es für Arabischsprachige neben den Basstiefen textliche Tiefe: „Das war der Gedanke, der immer wiedergekehrt ist: Was tun wir unseren Kindern eigentlich an? Und was können wir da tun? In Konsequenz haben wir mit vielen traditionellen Texten gearbeitet und sie neu kontextualisiert“, sagt Beeken. „Also am Ende eine Aufforderung an uns, an alle, dass wir nicht zulassen können, dass unsere Kinder am Ende Alpträume haben müssen und keine Zukunft haben.“

Wer die Texte nicht versteht, lässt sich von den harmonischen Klangcollagen treiben. Das erdachte Wort für wehenden Wind ist übrigens Teschitsche, zumindest in dem arabischen Kinderlied „Rima“. Julia Neumann

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