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zurück in die zukunft

Viel Prunk für eine sozialistische Gemeinschaft: In diesem so­genan­nten Phalanx-Gebäude hätten nach Charles Fourier 1.620 Brüder und Schwestern Platz gefunden Foto: Abb.: GRANGER/Historical Picture/imago

Dieses streng symmetrische, schlossartige Gebäude ist unverkennbar ein Phalansterium. Ausgedacht hat sich dieses Wohnprojekt Charles Fourier (1772–1837). Hier dürfen 1.620 Menschen – allerdings weder Juden noch Chinesen noch Schwarze, denn der Typ war nebenberuflich Rassist – das Ideal der sozialistischen Gemeinschaft verwirklichen. Zuvor hatte Fourier auf der Suche nach der „universellen Harmonie“ errechnet, dass es 810 Seelentypen gibt, von denen es im Wohnprojekt wie in der Arche je zwei geben sollte. Für ihn sollte die Revolution Schritt für Schritt die ganze Welt erfassen. Sein Trick: Die in freier Liebe verbundene Gemeinschaft im Phalansterium sollte so vorbildlich sein, dass die benachbarten Gemeinden gar nicht anders gekonnt hätten, als ihrem Beispiel zu folgen – und schon wäre die Weltverbesserung wie eine Lawine ins Rollen gekommen. Am Ende hätte sie sogar für die Verschiebung der Erdachse zwecks Begrünung der Pole gesorgt, so der Plan des französischen Visionärs.

Passiert ist nicht viel, obwohl es weltweit eine ganze Reihe Versuche gab. Nur das Familistère im französischen Guise hat die Zeit von 1859 bis 1968 überdauert. Immerhin: Fouriers Wunschvorstellung vom menschengemachten Klimawandel, der die Pole von Eis befreit, lebt weiter. Nur leider als Albtraum. Benno Schirrmeister

Zukunftsbilder aus der Vergangenheit

und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe.

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