zahl der woche : Kampf gegen die internationale Geldwäsche
Wenn Finanz-Diplomaten vor al-Qaida warnen
Es soll Menschen geben, die bei bestimmten Buchstaben oder Wörtern sofort an eine Farbe denken müssen. Das Wort „Finanzen“ zum Beispiel: Grau!
In mittelgrauem Hemd, dunkelgrauer Krawatte, graugestreiftem Sakko präsidierte der graubeschnäuzte Chef der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, gestern in Berlin einem Treffen der „Internationalen Aktionsgruppe gegen die Bekämpfung von Geldwäsche“, kurz FAFT.
So vorsichtig der Stil, so vorsichtig die Botschaft. Gefragt nach der schwarzen Liste der „nichtkooperativen“ Länder – also solchen, die sich stillvergnügt am lukrativen Geschäft der Geldwäsche beteiligen – anwortete Sanio: „Die Liste schrumpft.“ Konkret gefragt nach korrupten Ländern wie Guatemala und Ukraine, lächelte der Finanzchef: „Sie befinden sich auf dem richtigen Weg.“ 9 Länder gelten derzeit als nichtkooperativ: Neben Guatemala und der Ukraine sind es unter anderem die Cook Islands, Ägypten, Indonesien, Nigeria und die Philippinen. Highlight des Treffens: Südafrika und Russland konnten gestrichen werden.
Die 31 FATF-Mitgliedsstaaten trafen sich, um ihre 40 Empfehlungen zu überarbeiten – etwa, dass Banken keine anonymen Konten gestatten sollen, genauso wenig wie Konten unter „ganz offensichtlich fiktiver Identität“. Seit dem 11. 9. 2001 hat die Gruppe an Bedeutung gewonnen. Der Verdacht , hinter „fiktiven Identitäten“ könnte al-Qaida selbst stehen, liegt seitdem im Bereich der Vorstellungskraft.
Außerdem beschloss die Gruppe acht weitere Richtlinien. Künftig müssen auch Spielcasinos, Immobilienmakler und Juwelenhändler verdächtige Geldgeschäfte anzeigen. Bislang galt dies nur für Banken.
Skeptisch bleiben trotz solcher Fortschritte die Korrputionsexperten beim Verband Transparency International: Zwar sei Geldwäsche zurückgegangen. Doch reiche es nicht, Länder von der Liste zu streichen, nur weil sie entsprechende Gesetze erlassen. TI-Finanzexperte Folkard Wohlgemuth: „Die Existenz eines solchen Gesetzes heißt noch lange nicht, dass es wirklich umgesetzt wird.“ KATHARINA KOUFEN