zahl der woche: Neues Vorkommen in Rumänien entdeckt
GOLD, GELD, GIFT
Vor zwei Monaten beherrschten die Goldgräber in Rumänien mit ihren Giftgruben die Schlagzeilen: Nach einem Dammbruch war Gift aus der Goldproduktion in die Flüsse Theiß und Donau gelangt, hatte tausende von Fischen getötet und das Trinkwasser der Anwohner vergiftet. Nun glänzen die Augen der Goldfinger wieder. Denn in Mittelrumänien hat das kanadisch-rumänische Unternehmen Rosia-Montana Gold Corporation das größte europäische Goldvorkommen entdeckt: 250 Tonnen Edelmetall sollen dort im Boden liegen.
Drohen daher in Zukunft noch größere Minen-Katastrophen als in diesem Winter? Das ist noch unklar, denn um diesen Schatz zu heben, muss das Unternehmen äußerst knapp kalkulieren. Der Goldpreis liegt momentan relativ stabil bei schlappen 280 Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Im vergangenen Jahr war der Goldpreis auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen, nachdem Großbritannien und die Schweiz massive Verkäufe ihrer Goldreserven angekündigt hatten. Um den Markt zu beruhigen, erklärten dann die 15 europäischen Zentralbanken, bis zum Jahr 2004 insgesamt „nur“ 2.000 Tonnen Gold zu verkaufen. Damit aber ist die Nachfrage auf dem Markt, die zu fast 80 Prozent von Schmuckhändlern (besonders aus Indien) herrührt, weitgehend befriedigt. Das könnte sich ändern, wenn nach 2004 nicht mehr jährlich 400 Tonnen Gold auf den Markt gelangen. Dann, so hoffen Goldhändler und Minenbetreiber, könnte Gold knapp und teuer werden.
„Im Vergleich zu den angekündigten Verkäufen der Zentralbanken juckt den Markt diese Neuentdeckung einer Mine mit 250 Tonnen Gold überhaupt nicht“, meint Michael Blumenroth, Goldhändler bei der Deutschen Bank. Sollte sich außerdem der extrem schwache Euro gegenüber dem Dollar wieder erholen, würde das Gold billiger und eine europäischen Mine möglicherweise noch unrentabler. Keine guten Vorzeichen für einen Goldabbau, der auch nur die Minimalkriterien des Umweltschutzes erfüllt. Ohnehin belastet die Goldschürferei mit dem hochgiftigen Blausäuresalz Zyanid, wie sie in Rumänien praktiziert wird, die Umwelt enorm. Umweltschützer schlagen deshalb vor, auf den Abbau des Edelmetalls zu verzichten und auf Recycling zu setzen: Ringe und Ketten sollten demnächst unter anderem aus den Goldvorräten der Zentralbanken gearbeitet werden. So haben zum Beispiel die größten Goldhamster USA (ca. 8.000 Tonnen) und Deutschland (ca. 3.500 Tonnen), ihre Reserven noch gar nicht angerührt.BERNHARD PÖTTER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen