zahl der woche: Der tägliche Wasserverbrauch der Deutschen sinkt
Silbermedaille fürs Wassersparen
Stopper fürs WC, abgedichtete Rohre, Wasser sparende Waschmaschinen – dank dieser und anderer Hilfsmittel verbrauchen die Deutschen jedes Jahr weniger Wasser. Und damit liegen sie europaweit an zweiter Stelle. Nur die Belgier sind noch eifrigere Wassersparer.
Während der tägliche Wasserverbrauch in Deutschland 1983 bei 147 Litern je Einwohner lag, waren es 1991 noch 144 Liter, 1995 dann nur noch 132 Liter. Nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes floss 1998 wieder weniger Wasser durch die Hähne der Privathaushalte: durchschnittlich 129 Liter pro Person. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Vor allem die neuen Länder waren die sparsamsten im bundesdeutschen Vergleich. Ein Thüringer verbrauchte nur 86 Liter, während ein Bürger Schleswig-Holsteins 154 Liter verprasste.
Das hat vor allem ökonomische Gründe: Nach der Wende schnellten die Wasserpreise in Ostdeutschland in die Höhe, da Investitionen in Trinkwasseranlagen dringend nötig waren. Dabei mussten Klärfilter und Rohrleitungen saniert werden, um westdeutsche Standards zu erreichen. Biologisch tot geglaubte Abschnitte der Elbe haben sich dadurch von dem Giftschock vorausgehender Jahre wieder erholt. Aber Wassersparen kostet auch: Denn für weniger Wasser muss die gleiche Technik verwendet werden, die Kosten verteilen sich nicht mehr und steigen somit je Liter.
Im europäischen Vergleich sind die deutschen Wasserpreise auf den ersten Blick die höchsten. Das kommt zum einen daher, dass die nationale Trinkwasserverordnung strengere Vorgaben enthält als die entsprechende EU-Richtlinie. Und diese einzuhalten ist mit einem hohen technischen Aufwand verbunden. Andererseits werden Betriebskosten oder staatliche Subventionen in der Berechnung europäischer Wasserpreise oft nicht berücksichtigt. Einige EU-Länder unterstützen die natürliche Ressource finanziell, was den Geldbeutel des Verbrauchers entlastet, aber keinen Anreiz bietet, Wasser sorgsam zu verbrauchen.
Das Bundesumweltministerium (BMU) ruft weiterhin zum Sparen auf – auch wenn einige Klärwerksbesitzer über verstopfte Filter klagen, verursacht durch den niedrigen Durchfluss. Dies kann aber nach Meinung des BMU nicht als Begründung dafür herhalten, wieder mehr Wasser zu verbrauchen. Vielmehr müsse die Technik dem Verhalten angepasst werden. Auch ein steigender Grundwasserspiegel in einigen Regionen dürfe nicht dazu verführen, das kühle Nass zu verschwenden. KATHRIN BURGER
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