zahl der woche: Im ruinösen Preiswettbewerb müssen viele Call-by-Call-Anbieter aufgeben
Kein Anschluss unter Billignummern
Am Donnerstagmittag war Sense bei Teldafax. Wer danach die 01030 vorwählte, um über die Leitungen der Marburger Telefongesellschaft zu telefonieren, wartete vergeblich auf ein Freizeichen. Um Punkt 12 Uhr hatte die Deutsche Telekom, von der Teldafax die Netzkapazitäten für seine eigenen Kunden angemietet hatte, die Leitungen gekappt. Nicht ohne Grund: Der Call-by-Call-Anbieter steht mit rund 90 Millionen Mark bei dem rosa Riesen in der Kreide und hatte auch nach der dritten Mahnung nicht bezahlt.
Bereits am letzten Wochenende hatten Medien berichtet, dass der Bonner Ex-Monopolist etwa eine halbe Milliarde Mark Außenstände bei kleineren Konkurrenten habe. Die Höhe der Summe wollte die Telekom nicht bestätigen, wohl aber, dass sie offene Rechnungen jetzt rigoros eintreiben wolle. Wer nicht zahle, müsse mit toten Leitungen rechnen. Die Manager von Teldafax strichen unter diesem massiven Druck am Montag die Segel und traten den Gang zum Insolvenzrichter an. Nachdem sich auch Ankündigungen der US-Mutter World Access, für die Schulden von Teldafax einzustehen, als heiße Luft erwiesen, scheint das Ende von Teldafax besiegelt zu sein.
Der Untergang des Unternehmens ist symptomatisch für den ruinösen Wettbewerb auf dem Telefonmarkt. Nach der Liberalisierung Anfang 1998 waren Dutzende von Telefongesellschaften aus dem Boden geschossen, um dem Ex-Monopolisten Telekom Marktanteile abzutrotzen. Zunächst mit Erfolg: Die Deutschen wechselten sparwütig zu den neuen Billig-Anbietern, die Preise für Telefongespräche fielen seitdem um 80 Prozent. Doch sind die Margen mittlerweile so stark geschrumpft, dass es sich für Anbieter ohne eigenes Netz nicht mehr lohnt, Leitungen anzumieten und den Kunden unter eigenem Label zu verkaufen. Aus der Chance Wettbewerb wurde die Bedrohung Wettbewerb. Nach Meinung von Analysten setzt auf dem übersättigten Telefonmarkt daher jetzt eine erfrischende Reinigung ein: Neben Teldafax erwischte es auch schon Star Telecom, Gigabell und vorletzte Woche Callino. Und das Sterben der „billigen Jabobs“ gehe mit Sicherheit weiter. JENS UEHLECKE
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