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zahl der wocheVerseuchtes Olivenöl beunruhigt Spanien

Ölpest schadet dem Export

von REINER WANDLER

Spaniens Ölivenölhersteller fürchten um ihre Exporte. Am Anfang der Woche verbot Gesundheitsministerin Celia Villalobos den Verkauf von Oliventresteröl wegen Verseuchung mit Krebs erzeugenden Benzpyrenen. Seither sind nicht nur die einheimischen Konsumenten beunruhigt. Die Industrie fürchtet einen Importstopp der anderen europäischen Staaten. Und Brüssel fordert Aufklärung darüber, welche Öle betroffen sind. Schließlich geht es um den größten Ölexporteur der Welt: 300.000 Tonnen Olivenöl werden pro Jahr in Spanien produziert.

Eigentlich hat Tresteröl mit dem normalen Olivenöl nur wenig gemein. Es ist ein Abfallprodukt aus den Rückständen der Olivenölherstellung. Um ihm danach Geschmack zu verleihen, wird bis zu 20 Prozent normales Olivenöl beigemengt. Erst durch das starke Erhitzen und Trocknen des Tresters und den weiteren Verarbeitungsprozess entstehen überhaupt die Benzpyrene. Im normalen Olivenöl sind sie nicht vorhanden. Das Tresteröl macht rund acht Prozent der spanischen Ölproduktion aus und wird weitgehend zu Seife und Schmiermittel verarbeitet. Nur ein kleiner Teil wird – hauptsächlich auf dem einheimischen Markt – als Speiseöl verkauft.

Das Produktionsverfahren, das an der Benzpyrenbelastung schuld ist, wird seit Anfang der 90er-Jahre in Spanien eingesetzt. 1997 wurde es mit öffentlicher Hilfe auf den gesamten Tresterölsektor ausgeweitet. Bereits seit dem gleichen Jahr liegt ein Gutachten der Weltgesundheitsorganisation vor, das vor Benzpyrenen im Tresteröl warnt. Der Kohlenwasserstoff, der auch im Zigarettenrauch enthalten ist, steht im Verdacht nach langem, regelmäßigen Konsum Krebs zu verursachen. Bis heute gibt es keine EU-Richtlinie, die einen Höchstwert dafür in Lebensmitteln festlegt.

„Die Gesundheitsministerin verhält sich wie ein Elefant im Porzellanladen“, beschwert sich Manuel Chaves, Chef der Autonomieregierung von Andalusien, wo die meisten Olivenbäume stehen. Die Maßnahme, das Tresteröl vom Markt zu nehmen, sei schlecht vorbereitet gewesen und habe vor allem dazu geführt, die Verbraucher zu verunsichern. Die Hersteller fürchten um den Ruf des gesamten spanischen Olivenöles – und um ihr Geschäft, bei dem sie jährlich zwei Milliarden Mark umsetzen.

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