leben in funnyland: yves eigenrauch über den privaten bereich
es ist doch nur gut gemeint
wollen wir uns folgende situation vorstellen. als anmerkung sei vorab gesagt, dass ich sowohl schockiert als auch wiederum beruhigt bin. die situation: PSt. vier menschen befinden sich in einem raum. sich aus dem zimmer zu bewegen, zu flüchten, wäre möglich. die tür ist nicht verschlossen; nur geschlossen, was allerdings für das zu beschreibende nicht von allergrößter wichtigkeit ist. es sei einfach erwähnt. sie besprechen sich.
eine person, in dem raum anwesend, hat sich vor kurzer zeit wasser in einem wasserkocher aufgesetzt. flüssiges aus dem hahn wurde in den behälter gefüllt, der „an-schalter“ umgelegt. diese tatsache ist nicht zu unterschätzen! nun sitzen die leute beisammen. das wasser wird erhitzt. es wird heißer und heißer. bevor es aufkocht, merkt eine der personen an, dass das wasser doch gleich kochen werde. jedoch nicht derjenige, der das wasser einfüllte und den kocher anstellte. auch dieses scheint von relevanz. nein, vielmehr sah sich die bei diesem vorgang eigentlich unbeteiligte person namens muster zu der bemerkung genötigt. warum??? die vierte person fragt, weshalb er darauf hinweist. schließlich konnte der wasser aufgesetzt habende mensch selbst erkennen, dass das wasser in bälde so weit wäre, und zu allem luxus besitzen wasser aufkochende geräte – es ist nicht zu übersehen, dass es sich um ein zeitgenössisches küchengerät handelt – eine abstellautomatik.
nun, die antwort kommt prompt und unglaublich schlüssig: es ist doch nur gut gemeint. wie? was? der kochende mann hätte den zustand des kochens übersehen und überhören können, und abgesehen davon ist die einrichtung des automatischen ausschaltens ja nur für den notfall integriert. sozusagen als letzte rettung, damit das wasser nicht zerkocht. gelobt sei die seinige courage. vor den füßen liegt staub. der besen steht im schrank. ach ja: der dritte mensch schaute nur zu (fast, abgesehen von einem nicht begreifenden kopfschütteln).
die sonne scheint. ich lebe im funnyland. nicht immer, aber häufig. manchmal muss ich mein funnyland verteidigen. manches verstehe ich nicht. manches kann ich nicht leiden. so zum beispiel, wenn jemand glaubt, sich in meinen privaten bereich einmischen zu können, zu müssen, zu dürfen. CB. eins, zwei, drei. zwei muss ich sein. bg und privat. privat in diesem fall. privat krankenversicherte leute scheinen dazu zu neigen, sich zu viel gedanken über andere menschen zu machen. nicht als einzige. sollten sie sich sorgen? nicht als einzige. sind sie durch leitende positionen zu sehr gewohnt sich um andere zu kümmern; sie anzuweisen? anregungen und meinungen höre ich gerne. die sichtweisen anderer menschen kennenzulernen, hilft mir. vielleicht wollen sie auch nur, dass alle so sind wie sie. wer weiß das schon.
wissen tue ich nur tun, dass es blöd ist, sich über dritte zu beschweren. „das gibt es doch wohl nicht.“ dann aber fragend: „mein lieber herr eigenrauch, wären sie wohl bitte so freundlich, mir ein autogramm für mein kind zu geben.“ viel wird geredet. aber nur selten mit denen, die es betrifft. ich lasse keine wolken vor meine sonne ziehen. die logische konsequenz: selten mag ich mich mit menschen umgeben. introvertiert bin ich aber nicht. viele scheinen solche verhaltensmuster zu haben, die zu akzeptieren ich nicht bereit bin. mir ist offen und ehrlich lieber. und, zugegeben: ähnlichkeiten mit lebenden personen könnten sich ergeben, wären aber bitte mit vorsicht zu geniessen. denn: die mich betreffende beschwerde wurde mir nur zugetragen.
wie gesagt, es wird viel geredet, wenn der tag lang ist. insbesondere wenn mehrere menschen aufeinander treffen. CB. plus.
Fotohinweis:yves eigenrauch, 28, ist fußballprofi bei schalke 04, fotokünstler und lässt keine wolken vor seine sonne ziehen.
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