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wortwechselDas 11. Gebot des Kapitals: Arbeiten bis zum Umfallen

Im Rentenpaket der Regierung steht nirgendwo: Liebe alte Menschen, genießt eure Rente! Nein, da steht: Kappt diese komischen Träume der Alten! Wartet, wartet nur ein Weilchen …

Karikatur: Mario Lars

Streit um die Rente mit Merz Die Junge Union lehnt das Rentenpaket der Bundesregierung strikt ab“, taz vom 14. 11. 25

Was tun die Nachbarn?

Ich war Anfang der 1970er Jahre aus beruflichen Gründen intensiv mit Fragen der Rentenversicherung – auch im Vergleich zur Beamtenversorgung – befasst. Dazu wurde eine Personalkommission eingesetzt. Sie legte ein fünfbändiges Werk vor. Darin waren bereits Elemente eines Dreisäulenmodells konzipiert.

Die Schweiz leitete schon damals eine umfassende Rentenreform ein. In Deutschland gab es dazu wenig zukunftsorientierte politische Entscheidungen – eines der größten Versäumnisse aller Regierungen. Ein Blick über den Zaun zu den Nachbarn in den Niederlanden zeigt: dort wurde das gesamte Rentensystem längst erfolgreich umgebaut, formal ein „Dreisäulenmodell, von den Menschen „Cappuccino-Modell“ genannt.

Josef F. Draxinger, Vohburg a. d. Donau

Alles und noch viel mehr

„Weniger Eh­ren­amt­li­che arbeiten mehr für umsonst“, taz vom 14. 11. 25

Die Erwerbsquote erhöhen und mehr Ehrenamt erwarten? Es engagieren sich oft gerade diejenigen, die Renteneinkünfte haben. Wenn man aber noch nach 67 Jahren Aktivrentner sein soll, wer macht dann die Arbeit als Vereinsvorstand, Trainer im Jugendsport, im Sprachunterricht für Zugewanderte oder im Musikverein? Georg Doerry, Heimbach

„Der doppelte Irrtum der Jungen Union: Renten lassen sich nicht kürzen. Die Junge Union will ab 2031 das Rentenniveau absenken. Dabei reicht die Rente schon heute kaum noch. Das verprellt die WählerInnen“, taz vom 16. 11. 25

Rente im Dauerfeuer

Das Dauerfeuer auf die Rente durch Politik und Arbeitgeber, unterstützt von Medien, die Behauptungen kaum hinterfragen, halte ich für unsäglich.

Immer wieder heißt es, die gesetzliche Rente sei ein unbeherrschbares Kostenproblem. Aber den Großteil der Finanzierung leisten die Versicherten selbst! Zwar wächst der staatliche Zuschuss nominal, relativ zu den Staatsausgaben ist er jedoch seit Jahren rückläufig – warum wird das ausgeblendet? Die Rentenkasse selbst wurde über Jahrzehnte für versicherungsfremde Leistungen benutzt. Das verzerrt die Debatte über die tatsächliche Stabilität des Systems.

Darüber hinaus ist die Beamtenversorgung ein unterschätzter fiskalischer Risikofaktor. Aus meiner Sicht muss die gesamte Altersversorgung fair reformiert werden. taz forum

Wem nutzt es, wenn man aus vielen Rentnern Sozialhilfeempfänger macht? Genau das würde nämlich passieren. taz forum

Denen die Rente kappen zu wollen, die hohe Beiträge eingezahlt haben, um im Alter gut leben zu können, führt zu frustrierten und wütenden Wählern. Die junge Union sollte mal gut aufpassen, dass es an der Urne nicht zum Aufstand der Alten kommt. taz forum

Irrtum der Angsthasen

Ein Irrtum der Angsthasen: Die Sterberate der Boomer schlägt doch längst signifikant durch! Das wird sich bis 2031 noch verstärken, und es müssen dann nur noch wenige Jahre hohe Zuschüsse zum Abfedern der niedrigen Renten gezahlt werden. taz forum

Wenn wir Kapitalerträge zur Finanzierung der Rente heranziehen wollen, können wir genauso gut eine Vermögensteuer in ähnlicher Höhe wie der Kanton Basel einführen: Auf ein Nettovermögen von 1.000.000 CHF zahlt man dort 5.758 CHF pro Jahr. Dafür ist die Einkommensteuer niedriger als in Deutschland. taz forum

Junge Unionler denken halt, sie sind viel smarter als der Rest, weil sie in Aktien investieren und Immobilien. Da stört natürlich jegliches Steuerzahlen und ein fürsorglicher Staat. So haben sie es ja von ihren meist wohlhabenden Vätern gelernt.

Tja, kann bloß nicht jeder. Und es will auch nicht jeder so eine Gesellschaft. Die Ideologie des Neoliberalismus hat unseren Staat sehr geschwächt. Echte Steuergerechtigkeit gibt es schon lange nicht mehr. Wer als Angestellter arbeitet, ist der Dumme. Beamte sitzen lächelnd auf ihren Privilegien. Reiche klopfen sich nach jeder Steuererklärung auf die Schenkel ob der Dummheit des gemeinen Wählers. Und die SPD? Welche SPD? taz forum

Zeiten der Unsicherheit

„Die Rente (und die Koalition) ist unsicher“, taz vom 17. 11. 25

Wir sollten uns fragen, warum in einer Gesellschaft, die immer produktiver arbeitet, mit immer weniger Zeitaufwand immer mehr Werte schafft, Güter und Produkte herstellt – dennoch Millionen immer ärmer werden und alles Soziale und die Rente nicht mehr finanzierbar sein soll.

Roland Winkler, Aue

Meine Damen und Herren, es ist unglaublich, wie immer wieder derselbe Fehler kolportiert wird. Beamte zahlen ihren Beitrag zur Pensionsversorgung schon seit dem Jahr 1951! Wenn die Länder und der Bund nicht diese Einzahlungen im Haushalt verbraten würden, hätten wir nicht solch ein Finanzloch bei den Pensionen. Klaus Pape, Zossen

Schicht im Schacht?

Sicherlich muss ich zustimmen, dass Beamte in der Regel länger von ihrer Pension leben, wenn sie einen Verwaltungsjob innehatten. Ich war auch Beamter, allerdings 40 Jahre im Schichtdienst – bei 41 Stunden die Woche. Ich bitte deshalb, hier zu differenzieren.

Peter Popp, Bad Wurzach

Rentner wählen oft CDU und CSU … Wenn die Junge Union massiv Armutsrentner schaffen will, dann wird der Union genau diese Wählergruppe verloren gehen. Deutschland soll ein Land ohne Ruhestand werden, arbeiten bis zum Tod?

taz forum

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