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wortwechselKlassenkampf in New York! Ein Mandat der Solidarität

Zohran Mamdani hat 1 Million WählerInnen hinter sich: Ein muslimischer Bürgermeister begeistert die Stadt, in der „alles“ möglich ist – auch ein erschwingliches Leben für alle?

Ein großer Erfolg für viele: In der Wahlnacht feiern Unterstützer in Brooklyn, New York City, den hohen Wahlsieg von Zohran Mamdani Foto: Jeenah Moon/reuters

Dieses Lächeln. Ein rhetorisches Narkotikum, eine Bitte um Welpenschutz oder schlicht Ausdruck des Feelgood-Vibes? Was hinter Zohran Mamdanis Grinsen steckt“, wochentaz vom 8. 11. 25

Eine neue Begeisterung

Wichtiger als Mamdanis Lächeln und die Frage, ob er nun der charismatische neue Leader ist: Er ist die Speerspitze der Kampagne für ein New York, das sich alle leisten können. Jetzt gibt es eine Freiwilligen-Orga mit eigener Zeitung, die dieses Projekt weiter unterstützt, denn bei dem verrückten Trump ist mit einer Art „Bürgerkrieg von oben“ zu rechnen. taz forum

Ich habe keine Ahnung, ob der Mann gut für New York ist – aber mir ist jeder recht, der den Blutdruck des Orangefarbenen in die Höhe treibt. taz forum

Sorry, der Artikel ist mir zu unpolitisch und zu beliebig. Wie Mamdani tickt, wie seine Wähler ticken, wie Politik in den USA und hier in NY funktioniert und was die Zukunft bringt? Zu viel Text über ein Lächeln … taz forum

Der Artikel beschwert sich über die angebliche Inhaltslosigkeit von Mamdani – ein Kandidat mit klarem politischem Programm. Dabei ist der Artikel selbst frei von politischem Inhalt. Im letzten Teil klingt der Artikel sogar so als ob man den Zionismus unterstützen sollte. Damit wirkt dieser Artikel mehr wie ein Statement des israelischen Staates als etwas, das der taz würdig ist. Ein Grund, warum ich die taz als Genosse oft gelobt habe, war der, dass immer eine fundierte Einordnung passierte. Dieser Artikel fällt da sehr aus der Reihe.

Melvin Gundlach, Schenefeld

Die letzten Sätze des Autors scheinen mir zu überheblich gegenüber den Wählern von Mamdani zu sein, nach dem Motto: „Wissen sie überhaupt, wen sie da gewählt haben, möglicherweise einen Israel-Hasser?“ Dabei spiegelt der Erfolg des neuen New Yorker Bürgermeisters wohl eher den Wunsch nach einer positiven Veränderung gegenüber den Trumpisten und dem Delirium einer demokratischen Partei (ähnlich wie hierzulande bei der SPD), wenn im Wahlkampf die wirklichen Probleme mit viel zu teurem Wohn- und Lebensraum, vernachlässigter Infrastruktur und dem Einfluss großer Lobbyorganisationen angesprochen und bekämpft werden. taz forum

Neben vielem anderen ist mir der Satz aufgefallen: „Der Wunsch seiner Anhänger nach Zerstreuung spiegele sich in der Rhetorik von Mamdani wider.“ Das ist gezielt defätistisch, sicher ist es zynisch-bösartig. Finden Sie das literarisch wertvoll? Christian Frisch, Düsseldorf

Zeichen der Hoffnung

Wie kann jemand wie Mamdani gegen den erwartbaren Widerstand (teils aus eigenen Reihen, sicher aber aus den Reihen des lokalen Großkapitals), durchkommen? Es wurden ja schon die größten Wummen gezogen, er wurde einfach mal als „Kommunist“ oder „Judenfeind“ dargestellt, beides ohne große Anhaltspunkte. Die große Frage ist, wie kann es ein OB gegen den Präsidenten, gegen die Magnaten vor Ort schaffen, der Wählermehrheit zum Erfolg zu verhelfen? taz Forum

Wollen wir vielleicht mal abwarten und schauen, was der Mann so macht? Wollen wir vielleicht mal offen und neugierig sein? Uns überraschen lassen? taz forum

Ich bin eine neue und jüngere Leserin der taz. Nachdem ich eure Wochenzeitung ein paarmal in der Stadtbibliothek gelesen hatte, habe ich die Printausgabe abonniert. Leider bin ich sehr von dem Essay „Dieses Lächeln“ enttäuscht worden. Der Genozid in Gaza findet nun schon seit zwei Jahren statt. Das es sich um einen Genozid handelt, hat auch eine unabhängige Kommission der UN festgestellt. Es ist für mich überaus enttäuschend, dass dieser Artikel nicht nur impliziert, Mamdani hätte allein durch seine Kritik an Israels Kriegsverbrechen die Wahl gewonnen und seine Un­ter­stüt­ze­r*in­nen hätten sich wie in einem religiösen Wahn zu Tausenden organisiert, um für Mamdani Wahlkampf auf den Straßen und Haustüren New Yorks zu machen. Der Autor scheint zu glauben, Mamdani hätte allein durch seine „popkulturell aufgeladene Wahlkampagne“ gewonnen und nicht, weil er die Lebenshaltungskostenkrise und Mietpreiskrise der New Yorker zum zentralen Bestandteil seiner Wahlkampagne gemacht hat. Mein größter Kritikpunkt gilt aber der Inszenierung, Mamdanis antizionistische Position würde Jüdinnen in New York gefährden und sei unmoralisch. Antizionismus ist nicht Antisemitismus. Wir kämpfen seit Jahren tagtäglich mit unseren Universitätsleitungen, um überhaupt über den Völkermord reden zu dürfen.

Isabelle Smolarek, Berlin

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, bei welchen Bevölkerungsschichten Mamdani punkten konnte: Laut New York Times waren die stärksten Stadtteile die eher wohlhabenden: Queens, Manhattan, Brooklyn. In den ärmeren Stadtteilen lag Cuomo mit 13 Prozent vorne. Das macht eine Interpretation der Ergebnisse noch komplexer. taz forum

Vielleicht ist Mamdani einfach nur ein freundlicher Mensch, der seine Stimmung auch gerne nach außen trägt und damit Neid bei seinen Kontrahenten erzeugt. Vielleicht lieber einen Essay darüber, dass unsere Politiker wie Merz, Wadephul & Co zum Lachen in den Keller gehen.

taz forum

Ich hoffe, Mamdani kann viele seiner Wahlkampfversprechen umsetzen. In seiner Rede sprach er von Hoffnung,

taz forum

„Warum SPD und Grüne keinen Mamdani-Moment erzeugen können“, wochentaz Kommentar vom 8. 11. 25

Glückwunsch zu diesem klarsichtigen Artikel. Ich wünschte, Sie würden ihn an alle Parteien schicken. Unbedingt empfehle ich auch die Lektüre des Interviews mit Susan Neiman und ihre Aussagen zu Israel/Palästina: „Ich wollte immer engagierte Philosophie machen.“

Ursula Röllich-Faber, Berlin

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