wortwechsel: Das Geschäft mit dem Krieg. Töten wird noch lukrativer
In der Rüstungsproduktion lässt sich viel Geld verdienen. „Dual use“ – im Zivilleben und im Krieg einsetzbar – dieses Doppelgeschäft soll auch in die Forschung an den Unis einziehen
„Aufrüstung als Sackgasse: Militärische Zeitenwende“,
taz vom 29. 10. 25
Irrwitzige Zeiten?
Danke für diesen so hervorragenden und dringend notwendigen Kommentar in diesen in mancher Hinsicht immer dunkler werdenden Zeiten! Angelika Hofner, Interkulturelles Theater mit Kindern, Bremen
Dieser Beitrag von Ilija Trojanow war das Beste, das seit 3 Jahren in der taz zum Thema Rüstung, Krieg und Frieden zu lesen war – während ansonsten meist grüne Bellizisten publizistisch dominierten. Weiter so! Wilhelm Neurohr, Haltern am See
Ilija Trojanow hat vollkommen recht mit der Beschreibung der irrwitzigen Folgen der „Militärischen Zeitenwende“. Und sein Rezept, „weniger Rüstung und mehr kritisches Nachdenken“, klingt überzeugend – wenn man die brutale und schamlose Aggression in der Nachbarschaft schlichtweg ignoriert. Zieht man aber den russischen Krieg gegen eine selbständige Ukraine in Betracht, dann wird es schwierig und kompliziert, einen verantwortbaren Weg zu finden. Dieser Schwierigkeit entzieht sich Trojanow, indem er einfach das Riesenproblem ignoriert, das wir in Europa haben: einen Staat, der für seinen Machtanspruch die eigene und die bekämpfte Bevölkerung verheizt, dessen Präsident Auftragsmörder öffentlich als persönliche Freunde umarmt, und der auch noch ständig mit Atomschlägen droht. Wilfried Sauter, Essen
Die simple Frage ist doch: was ist die Alternative zum Rüstungswahnsinn? Wohl nur die bedingungslose Kapitulation vor Putin bereits vor einer ernsten Kampfhandlung. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt: wer sich nicht verteidigen kann und/oder will, muss sich unterwerfen. Ich würde mir wünschen, Pazifist sein zu können. Der Preis wäre Versklavung.
taz forum
Irgendwelche Pläne Russlands, gesamt Mittel- und Westeuropa zu erobern, sind ehrlich gesagt nicht bekannt. Wären auch kein irgendwie realistisches Szenario.
Vielleicht ist Russlands Plan ja eher, Unsicherheit zu schüren, um Europa zur Aufrüstung zu bewegen und damit wirtschaftlich zu schwächen. Das scheint um ein vielfaches realistischer. Und offenbar fallen momentan so einige darauf rein. taz forum
Gegner der Aufrüstung müssen ein realistisches Alternativszenario bringen: Wie umgehen mit Russland, damit es die Nachbarn, von denen ja ausdrücklich keine Gefahr für Russland ausgeht, in Ruhe lässt? taz forum
Die Berührungsängste vieler Linker mit militärstrategischen und -technischen Themen ist schlichtweg gefährlich.
taz forum
Was fehlt, ist eine offene Debatte darüber, wie Sicherheit jenseits von Panzerketten aussehen kann: Investitionen in soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Bildung, Gesundheit. Das Beharren auf universellen Werten. Interessiert einen Imperialisten aber nicht! Schreckt ihn auch nicht ab. Schützt nicht vor Invasionen. Ist einfach ein anderes (wichtiges!) Thema. taz forum
„Die Zeitenwende in der Wirtschaft: Bereit für Krieg und Frieden. Manche Dinge machen das Leben im Alltag leichter – und man kann mit ihnen Krieg führen. Dual Use lautet das Schlagwort der Stunde“, wochentaz vom 31. 10. 25
Paradigmenwechsel
Die taz schreibt über einen Paradigmenwechsel: „Unter den aktuellen Bedingungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft verschiebe sich die Debatte immer weiter weg von der Frage, wie Kriege verhindert oder rechtlich reguliert werden könnten. Zivile Lösungen seien nicht mehr im Gespräch. ,Stattdessen geht es nur noch darum, sich technisch auf den nächsten Krieg vorzubereiten.‘“
Diesen Eindruck teilen auch viele Mediziner*innen, beispielsweise der IPPNW, Verein der internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges. „Man glaubt wieder an Bekenntnisse, man glaubt an Definitionen, man glaubt oft sogar wieder an etwas wie die ‚Allmacht der Gedanken‘.“ taz forum
Wenn sich jetzt die Hochschulen von den „Fesseln der Zivilklauseln“ befreien – sind wir dann auf dem Weg zum „Militärisch-Industriellen-Komplex“? Wird demnächst die Bundeswehr zusammen mit der Industrie bestimmen, was gebraucht wird und zu welchem Preis dies dann anschließend produziert wird?
Vielleicht bin ich auch nur sehr naiv, und wir befinden uns schon längst mitten im „Militärisch-Industriellen-Komplex“! taz forum
Schöne neue Welt!? Wenn der Börsenwert von Rheinmetall den von VW übertrifft, kann ich mir vermutlich in naher Zukunft einen VW-Panzer kaufen … Klingt witzig; ist es aber nicht! taz forum
Ein besonders kontroverses Signal setzte jüngst die Großbank UBS (E-Banking and Online Service in der Schweiz): Die Abteilung für Vermögensverwaltung (Asset Management) hat Ende März ihre sogenannte Sustainability Exclusion Policy geändert. Neuerdings sind Beteiligungen an Waffenkonzernen sogar in nachhaltigen Anlageprodukten erlaubt.
Künftig können Portfoliomanager der Großbank Aktien von Panzerproduzenten, Lenkwaffen- und Handgranatenherstellern in ihre Nachhaltigkeitsprodukte aufnehmen. Wenn ich einem Terroristen, der drei, vier Menschen ermordet, Geld für Waffen ausgeliehen hätte, würde man mich sicher einige Jahre lang einsperren. Aber wenn Firmen in der Schweiz namentlich die USA, Deutschland und Italien für Kriege finanzieren, die zehntausende Menschen das Leben gekostet haben, passiert nichts.
Für das Geschäft mit dem Krieg wird sogar ausdrücklich empfohlen, Aktien dieser Firmen zu kaufen – Aktien von Rheinmetall, Elbit, Leonardo, BEA-Systems, Lockheed Martin, Raytheon, Boeing, Northrop Grumman, General Dynamics, Dassault Aviation, Saab AB und so weiter … Heinrich Frei, Zürich
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