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wortwechselWas wird da wieder untern Teppich gekehrt?

Friedrich Merz’Großvater war Nazi und der Kanzler verschwieg es bisher. Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland stocken–noch bevor sie richtig beginnen

Dinge aus der Vergangenheit kommen heute ans Licht und beeinflussen einen auch morgen noch Foto: Liesa Johannssen/reuters

Familie

Was der Opa von Friedrich Merz mit der Gegenwart zu tun hat“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

Ich wollte wissen, was meine beiden Opas im Krieg gemacht hatten. Der eine war schon im Ersten Weltkrieg gewesen, kam lebendig heim, hatte zum Glück einen kleinen Bauernhof. Mein anderer Opa war in der SS, war ein kalter Mann und meine Mutter sagt bis heute, dass sie nicht über ihn sprechen möchte. Aber dass man wissen will, was die Großeltern in dieser Zeit gemacht haben – das finde ich selbstverständlich. Auch ohne dass der Opa Bürgermeister gewesen wäre und ich Kanzler. Jörg Rupp, Malsch

Untern Teppich damit

Was der Opa von Friedrich Merz mit der Gegenwart zu tun hat“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

Es geht darum, dass unser zukünftiger Bundeskanzler sich mit dieser Vergangenheit nicht auseinandersetzen will – was, in seiner Position, ein No-Go ist. Es geht darum, dass er öffentlich dazu gelogen hat. Somit einen Verbrecher gedeckt hat.

Er hätte Unwissenheit oder Befangenheit vorschützen können. Hat er aber nicht.

Das sind Themen die man, wie die Cum-Ex Verstrickung von Scholz, aufklären sollte. Diese werden jetzt aber unter den Teppich gekehrt, weil, wir haben ja Wichtigeres zu tun. Das B auf taz.de

Personal

Wie kann man Klimapolitik wieder­beleben?“,

wochentaz vom 10.–16. 5. 25

Insofern das mit den „sozialökologischen Mehrheiten“ sich auch auf Wahlerfolge beziehen soll, wird es mit dem „ganz neu aufgestellten politischen Denken“ allein nicht getan sein. Gleichzeitig wird manfrau da strategisch nicht um eine sehr frühzeitige Suche nach geeignetem Personal, das sich dann genau dafür zur Wahl stellt, nicht herumkommen.

Da aber nach Lage der Dinge die zivilisierte Welt immer noch nicht für eine Leaderin bereit ist (#Baerbock2021 #Harris2024 #Esken2025), muss gleichzeitig ganz intensiv auch die Wiederbelebung von Robert Habeck betrieben werden. Eine andere Wahl sehe ich da derzeit nicht. Zumal Robert Habeck mutmaßlich als Einziger das intellektuelle Format hat, das Herr Söder wirklich fürchtet. Zu Recht. #Perspektive2029

Werner Schottenloher, Regensburg

Unter Generalverdacht?

Es weht ein bayerischer Wind“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

Für mich war/ist klar gewesen dass die neue Regierung ihre ersten Duftmarken auch in der Innenpolitik setzen wird. Alexander Dobrindt ist der Garant für eine repressive, konservative und reaktionäre Politik, die natürlich auch ihren Ausdruck in veränderten Polizeigesetzen und Befugnissen in Bund und Länder findet!

Ich stelle mir die Frage, ob hier nicht der konservative/rechte Kulturkampf auch mit polizeilichen Mitteln auf der Straße geführt werden soll, indem ich Demos, die mir nicht passen „robust“ begleiten lasse? Die Zivilgesellschaft und NGOs generell unter Verdacht gestellt werden?

Es weht nicht nur ein bayerischer Wind durch dieses Land, es könnte auch bald der Wind von Herrn Orbán sein. Die AfD wird eh ihre Freude daran haben!

Peter Oedinger, Korschenbroich

Asylpolitik

Eine Show an der Grenze“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

Illegale Pushbacks gehören mittlerweile zum Standardrepertoir vieler EU Länder. Die Zeiten liegen noch nicht allzu lange zurück, als Polen die Flüchtlinge einfach durchgewinkt hat. Die Beschwerden Polens können daher mit gutem Recht ignoriert werden.

Diese Diskussion zielt aber ohnehin in die falsche Richtung. Da das Dublin Abkommen bereits seit längerer Zeit brüchig ist und dieses hauptsächlich zu Lasten Deutschlands geschah, geht es jetzt auch darum auf ein funktionales Asylsystem hinzuarbeiten, um das Individualrecht auf Asyl zu erhalten. Sam Spade auf taz.de

Ärgerliche Darstellung

„Immer mehr Kinder erleben ihren fünften Geburtstag“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

Die Grafiken zum Thema Kindersterblichkeit sind vollkommen daneben. Rutschende Kinder auf einer Sterblichkeitsgrafik, die irgendetwas prozentual darstellt, was so überhaupt nicht zusammenpasst und als gerade Linie niemals zutreffen kann.

Die gebastelten Linien für Äthiopien und für Japan werden als nahezu gleich nebeneinander dargestellt, absurd.

Helga Schneider, Sinzig

Umverteilung

Was ist jetzt bitte an der Linken progressiv?“, wochentaz vom 17.–23. 5. 25

„Man darf nichts machen, was dem Spitzenkandidaten schadet.“ Wenn Herr Kretschmann im selben Artikel von „Umverteilungsorgien“ spricht, die die Linken planen, so schadet er vielleicht nicht dem Spitzenkandidaten, aber den Grünen. Egal ob man es progressiv nennt oder anders, wenn Umverteilung kein Ziel mehr ist, so sind die Grünen für alle nicht mehr wählbar, für die Umverteilung eine existenzielle Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz und vielleicht auch eine Rückgewinnung von AfD-Wä­he­r*in­nen ist.

Lieder Herr Kretschmann, zum Glück sind viele Unternehmen in Ihrem „progressiven“ Denken mittlerweile weiter als sie. Ich habe die Grünen über 30 Jahre immer gewählt. Im Februar das erste Mal nicht mehr, sondern die der „Umverteilungsorgien“. Das werde ich wohl auch 2026 bei der Landtagswahl in BaWü machen (müssen)

Mathias Gans, bei Tübingen

Friedensverhandlung

„Die Unmöglichkeit von Istanbul“,

wochentaz vom 17.–23. 5. 25

„Die vergangenen Tage zeigten geradezu exemplarisch, welcher Graben, welche Sprachlosigkeit zwischen Russland und der Ukraine längst vorherrschen. Es fehlt an Tagesordnungen, Zeitplänen, es fehlt an allem.“

Und niemand da, der das hätte moderieren können? Die Koalition der Willigen – das Dreigestirn Macron, Starmer, Merz – ist selbst Partei aufseiten der Ukrainer. Sie und alle anderen Europäer waren für diese Rolle von vornherein verbrannt.

Die USA mit ihrem superprofessionellen Trump’schen Diplomatentableau – lieber nicht, obwohl Selenskyj hier wahrscheinlich noch gute Miene zum bösen Spiel machen würde. Aber in den Augen Trumps erweisen sich beide–der russische wie der ukrainische Präsident – als zu störrisch. Abdurchdiemitte auf taz.de

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