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wortwechselGroßmachtfantasien und Spiel mit dem Feuer

Kanada, Grönland, Panamakanal und jetzt die Idee den Gazastreifen zu räumen: Ist Trump eine Marionette oder gleichzustellen mit den Despoten dieser Welt?

Ist Trump eine Marionette oder ein Despot? Foto: Alex Brandon/ap

Trump schönreden“, „Ankündigung eines Jahrhundertverbrechens“, Trump schüttelt die Welt

taz vom 7. 2., 6. 2. und 5. 2. 25

Großmachtfantasien

Kann man Trumps Reden und Handeln eigentlich schönreden? NEIN! Aber wer hierzulande immer noch glaubt, dass Donald Trump der Heilsbringer für Frieden auf unserer Welt ist, der hat entweder die Äußerungen von ihm nicht gehört oder einfach nicht verstanden! Er träumt von Kanada, Grönland, dem Panamakanal und jetzt auch vom Gazastreifen unter seiner Regie und der US-Flagge, das auch zur Not mit Einsatz der US-Armee. Das sind Großmachtfantasien und ist natürlich auch ein Spiel mit dem Feuer, das unter Umständen auch für uns mal sehr heiß werden kann! Er zeigt aber auch damit deutlich, dass es ihm nur um eins geht: „Amerika zuerst“ und wer da nicht mitspielen will, der wird in seinen Augen in Ungnade fallen. Deutschland und die EU sind gut beraten, sich endlich von der USA mehr abzukapseln und nicht weiter als ein nützlicher Handlanger für die US-Regierung zu agieren, das heißt aber auch, wir brauchen ein europäisches Verteidigungsbündnis.

René Osselmann, Magdeburg

Ethnische Säuberung

Amerika wird der künftige Besitzer des Gazastreifens und will dort „die Riviera des Nahen Ostens“ bauen. Dafür müssen aber die Bewohner, etwa 2 Millionen Palästinenser, vertrieben werden. Es wäre ein schwerer Völkerrechtsbruch, die Palästinenser gewaltsam aus dem Gazastreifen zu vertreiben. So etwas nennt sich auch ethnische Säuberung in Verbindung mit Völkermord. So wurden durch die Angriffe des israelischen Militärs circa 47.540 Menschen getötet, circa 111.618 wurden verletzt.

Die USA werden den Gazastreifen übernehmen, so Trump. Und „alle“ Palästinenser sollten seiner Vorstellung nach in mehrere Nachbarstaaten umgesiedelt werden. Das Ganze bezeichnete er als ein amerikanisches Investmentprojekt, um hier massiv Tourismusindustrie anzusiedeln. Allerdings wird sich Washington nicht an der Finanzierung für den Wiederaufbau des Gazastreifens beteiligen. Zahlen sollen das unbeteiligte andere. Zur Durchsetzung seines Planes schloss er den Einsatz von US-Truppen nicht aus. Das sind Ideen, die sich nur in kranken Hirnen entwickeln können. Dagegen erscheinen Putin, Erdoğan, die iranischen Mullahs und andere Despoten noch fast als gemäßigt. Man darf sich fragen, wie lange die Welt diesem Treiben noch tatenlos zuschaut.

Conrad Fink, Freiberg

Oberflächlicher Artikel

Ich hätte mir in diesem Artikel mehr Informationen über die Pressesprecherin Leavitt gewünscht (ihr politischer Werdegang, politischer Auftritt und Umgang mit der Presse …) als über die Frau Leavitt und ihr Aussehen. Welches Make-up sie benutzt und mit welchem Mann sie zusammen ist, wie sie darüber definiert wird. Würde mich so etwas interessieren, könnte ich das in oberflächlichen Zeitschriften finden! Aber als Porträt ist mir das in der TAZ zu billig.

Christiane Rieger-Grunz, Berlin

Amerika groß machen

Die Eingangsfrage ist nur ein schönes rhetorisches Stilmittel: „Meint er das wirklich ernst?“ Ihr folgt die naive Interimshoffnung: „nicht-wörtlich-aber-ernst-nehmen“. Erst der letzte Satz bringt die korrekte Schlussfolgerung: Die Frage ist, ob Trump überhaupt aufhören wird, den Diktator zu praktizieren, weil er sich sichtlich darin gefällt, die neue „Ära des Brutalismus“ einzuläuten. Die klare Mehrheit der Amerikaner hat Trump gewählt, weil sie an all seine Wahlversprechen des „Project 2025“ Erwartungen und Hoffnungen knüpft: den Staat minimieren, die Gewaltenteilung für den starken Führer auflösen, Amerika wieder groß machen. Trump hat das alles ernst gemeint und setzt es um: Er macht einen Staatsstreich, er praktiziert Imperialismus, er hofiert autokratische Staatsführer. Es ist Zeit, das Buch des zitierten Historikers Timothy Snyder „Über Tyrannei – 20 Lektionen für den Widerstand“ aufzuschlagen und anzuwenden, denn der Narzisst Trump wird weltweit seine Bewunderer mobilisieren. Wir müssen ihn längst extrem ernst nehmen!

Christoph Behrendt, Schorndorf

Marionette Trump

Man sollte Trumps Aussagen ernst nehmen, nicht, weil er sie tätigt, sondern wegen der ganzen Leute, die er um sich gescharrt hat. Das sind die eigentlich gefährlichen Leute, diejenigen, die die Strippen der dummen Marionette Trump ziehen. Und gerade auch wenn es um Gaza geht, braucht man sich nur anzuschauen, wer alles in seinem Kabinett sitzt. Allein die hier erwähnte Elise Stefanik wollte in der Anhörung zu ihrer Bestätigung als UN-Botschafterin nicht mal bestätigen, dass den Palästinensern das Selbstbestimmungsrecht der Völker zusteht, und sagte, dass sie glaubt, dass Gott den jüdischen Menschen das Westjordanland (oder Judäa und Samaria) gegeben hat. Man sollte aufhören, Trump so viel Aufmerksamkeit zu schenken, und sich fragen: Wer sitzt alles in seinem Team, der dafür sorgen kann, dass diese Äußerungen auch in die Tat umgesetzt werden.

Momo Bar auf taz.de

Weltenbrand?

Ich denke, dass es sich bei Trumps Plänen beziehungsweise bei den ihnen zugrundeliegenden Strategien des „Project 2025“ um dystopische Vorstellungen handelt. Wer meint, mit dem „Recht des Stärkeren“ agieren und jegliche internationale Ordnung mit Füßen treten zu können – wie übrigens auch Trumps Buddy ­Netan­jahu in Israel –, muss sich nicht über den Gegenwind derjenigen wundern, die im Grunde nach dem selben Prinzip handeln (Putin, Xi, Iran und so weiter). Das kann zu einem Weltenbrand führen, der die gesamte Menschheit in den Abgrund reißt. Die Gefahr halte ich für real.

AbdurchdieMitte auf taz.de

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