wortwechsel: Von Deutungshoheit und zweierlei Maß
Weibliche Schönheit fasziniert und verdient eine Bühne, den öffentlichen Diskurs bestimmen aber andere. Höherer Ermittlungsdruck bei RAF-Taten als bei rechter Szene?
Sozialversicherung
„Das Flauten-Gejammer nützt der AfD“,
wochentaz vom 24. 2. – 1. 3. 24
Guten Tag Frau Herrmann, in Ihrem Artikel erwähnen Sie die von Union und den Freien Demokraten stets beklagten „unsäglich hohen“ Zuschüsse des Staates zu den Sozialversicherungen. Leider wird seit einigen Jahren peinlich „vermieden“, wie hoch andererseits die Zweckentfremdung von Sozialversicherungsbeiträgen, d. h. „Abzweigungen“ aus Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträgen für sogenannte versicherungsfremde Leistungen sind.
(Zuletzt vor mehreren Jahren durch die Friedrich-Ebert-Stiftung mit einem sogar höheren Betrag als die „Zuschüsse“ beziffert). Offensichtlich ist es also „interessierten Kreisen“ gelungen, diese Zweckentfremdung aus dem Fokus zu entfernen und damit genüsslich ihr „Sozialabbau-Süppchen“ zu kochen.
Es wäre schön, wenn Sie auch diese „Meinungsmanipulationen“ einmal zur Sprache bringen würden.
Reinhard Jungbauer, Mönchengladbach
Umweltmagazin
„Plattform für Debatten sein“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Mich interessiert vielmehr und dringend die Frage, warum ein durchaus wohlhabender Umweltverband wie Greenpeace auf sein ureigenes kritisches Magazin verzichtet, das jahrzehntelang wegweisend und unabhängig war im Umweltjournalismus. Nicht nur ich halte das für eine Fehlentscheidung von Greenpeace.
Wie wäre es mit einem Interview (zu dieser Frage) mit den Verantwortlichen des mächtigen Umweltverbandes? Dieses Land braucht gute und kritische Umweltberichterstattung. Was wäre der Wackersdorf -, Gorleben- und Würgassen-Widerstand ohne das GPM (Greenpeace-Magazin) gewesen?
Arno Schelle, Fredelsloh
Auch in der taz
„Selbstreflexion jetzt!“,
wochentaz vom 2. – 8. 3. 24
Der Artikel von Fabian Scheidler umfasst auch die Kritik im eigenen Hause – und damit auch genau die Berichterstattung über die Corona-Pandemie und den Umgang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Zum Glück gehört die taz den eigenen Genossen und ist nicht konzernabhängig. Ich bin zwar kein Abonnent mehr, aber noch Genosse und eifriger wochentaz-Leser. Wäre schön, wenn sich die Einschätzung aus diesem Artikel auch wieder in allen Teilen der taz wiederfindet.
Frank Friedländer, Erkelenz
Öffentlicher Diskurs
„Spieglein, Spieglein“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Selbstverständlich ist der Blick auf Schönheit ein Politikum und ein Dossier wert. Dennoch hat mich der Beitrag zum Weltfrauentag enttäuscht. In einer Zeit weltweit wieder zunehmender Unterdrückung und Herabsetzung weiblicher Werte, zunehmender Ungleichheit, des Bewunderns und Applaudierens von Stärke und Macht in Unternehmen und Politik, des nahezu völligen Versagens von Völkerverständigung und Diplomatie hätte ich erwartet: eine Reflexion zur Rolle der Frau, FLINTA°, zu Ungerechtigkeit, Abhängigkeiten geschlechtsspezifischer Ungleichheit, der Deutungshoheit über männlich und weiblich konnotierte Zuschreibungen. Mehr infrage stellen, wer bestimmt den öffentlichen Diskurs? Es hätte spannendere Aufreißer gegeben
Christine Mayr-Steer
Belohnungssystem
„Spieglein, Spieglein“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Für uns Hetero-Männer belohnt „das System“ immer noch im Schnitt ganz massiv, wenn wir Erfolg ausstrahlen, mit dem Konzept „Hüftschwung“ oder der Farbe Pink nur passiv etwas anfangen können, stattlich und tiefstimmig sind, etcetera. Dafür muss man sich auch entscheiden und Energie in die Umsetzung investieren, auch WENN man die angeborenen und -erzogenen Voraussetzungen dafür hat. Andere Menschen müssen entscheiden, ob sie lieber länger oder genussvoller leben wollen oder ob sie bei der Berufswahl eher auf Selbstverwirklichung und/oder Work-Life-Balance oder auf Verdienst gehen wollen. „Entscheidungen“ würden nicht so heißen, wenn sie keine Konsequenzen hätten. Das als Einschränkung der EntscheidungsFREIHEIT zu sehen, ist aus meiner Sicht fehlgerichtet.
Normalo auf taz.de
Abwägung
„Spieglein, Spieglein“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Wenn Frauen sich nicht ständig um ihr Aussehen sorgen würden, bliebe ihnen viel mehr Zeit für die Kopfdinge und wirklich interessanten Dinge des Lebens, Technik,Naturwissenschaften,Geschichte und vieles,vieles mehr, und sie wären wohl weitaus ausgeglichener, als in ihren selbst auferlegten Zwängen zu funktionieren und dabei auch noch gefallen zu wollen. U. Boese,Nürnberg
Regierung
„Die drei Fragezeichen“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Wohl kaum jemand dürfte rundum begeistert von Ergebnissen oder Arbeitsweise der Ampel sein – doch der Vorwurf „Dauerstreit“ ist billig und überflüssig.
Dass viele Deutsche mit verschiedenen politischen Haltungen auch in der Regierung nicht klarkommen, hängt eher nicht an den Ampelparteien, sondern an der systematischen Entwöhnung von jeder politischen Debatte im Laufe der vergangenen Legislaturperioden.
Frauke Z. auf taz.de
Zweierlei Maß?
„Wo die wahre Gefahr lauert“,
wochentaz vom 9. – 15. 3. 24
Also ist eine Linksextremistin, die per Haftbefehl gesucht wird und Waffen in ihrer Wohnung hortet, weniger schlimm als ein entsprechender Rechtsextremist? Ach ja, Linksextremisten kämpfen ja angeblich für einen guten Zweck. Da sind Anschläge, Morde, Überfälle natürlich gerechtfertigt (Achtung: Ironie). Der Staat darf, soll und kann dort nicht mit zweierlei Maß messen. Unglaublich, wie der Autor sich positioniert.
Emsch auf taz.de
@Emsch Hier wird weniger „der Staat“ angesprochen, als ein gesellschaftliches Problem adressiert. Keine*r hat gesagt, dass diese Haftbefehle nicht vollstreckt werden sollen oder es „nicht schlimm“ sei. Aber ist auffällig, wie groß die Aufmerksamkeit hier für die RAF generiert wird, während es keinen vergleichbaren Ermittlungsdruck in die rechte Szene und konkret die abgetauchten Neonazis gibt.
Noch Einer auf taz.de
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