piwik no script img

wortwechselKlima, Konto, Kollaps? Was macht uns fertig?

Die taz veröffentlicht eine Textserie zur „Klimasabotage“: Wer profitiert, wer sabotiert – plump oder raffiniert? taz-Le­se­r:in­nen schätzen diese Analysen sehr. Einige Meinungen

28. Januar 2023: „Nehmt die echten Kriminellen fest!“ Demonstrationsschild von Extinction Rebellion bei einer Straßenblockade in Den Haag, Niederlande Foto: Peter Dejong/dpa

„Wer sabotiert den Klimaschutz?“,

taz vom 3. 3. 23

Wie viel Zeit bleibt?

Für Klimasabotage sind vor allem die Konservativen anfällig, die Veränderungen skeptisch sehen. Bis zur industriellen Revolution waren Alt und Neu in schwankendem Gleichgewicht. Seitdem verändert die Nutzung fossiler Energien die Lebensbedingungen. Die „Grenzen des Wachstums“ wurden erst verlacht, teilweise widerlegt, um nun zur schnellen Ausschaltung des Wachstumsmotors der fossilen Energien zu führen. Diese Ausschaltung bereitet größte Schwierigkeiten, weil deren Geschwindigkeit klein ist im Vergleich zur Geschwindigkeit der Klimawalze. Cirka 2027 erreicht der CO2-Pegel in der Atmosphäre den Pegel für plus 1,5 Grad, 2037 für 2 Grad.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Sehr gut! Eine solche Serie enttarnt die Verantwortlichen. Das hilft!

Mensch Meier auf taz.de

Die größten Gefährder?

Liebe tazlerInnen, auf den Sonderseiten präsentiert ihr China als weltweit mit Abstand größten CO2-Emittenten mit 16,45 Prozent der weltweiten CO2-Emission, gefolgt von den USA mit 6,25 und Indien mit 3,5 Prozent. Was sollen wir aus diesen Zahlen lernen? Dass die Chinesen mit Abstand die größten Gefährder des Weltklimas sind? Das ist falsch. Richtig ist, die größte Klimagefährdung geht von den wohlhabenden Staaten und in diesen vom wohlhabenden Teil der Bevölkerung aus. In Bezug auf die entscheidende Größe, den CO2-Emissionen pro Kopf, entsteht ein ganz anderes Ranking. Ganz vorne bei der weltweiten CO2-Verschmutzung liegen die Einwohner der arabischen Ölemirate mit über 30 Tonnen CO2 pro Kopf. Die USA landen mit 14,8 Tonnen auf Platz 5, die BRD mit 8,09 auf Platz 10, dicht gefolgt von China auf Platz 12 – statt Platz 1 beim taz Ranking. Indien liegt mit 1,8 Tonnen pro Kopf unter ferner liefen. (Statista 2021). Gerd Hunke, Oldenburg

Frosch im Wetterglas

Grundsätzlich lege ich Wert darauf, als Landwirt nicht mit dem Deutschen Bauernverband über einen Kamm geschoren zu werden. Dieser Verband vertritt mich wie viele andere Landwirte nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein wesentlicher Akteur in den Artikeln zu Klimasabotage und Klimabremsern bisher nicht auftaucht: die Kommunen, die Dörfer, die Verbandsgemeinden auf dem Land. Will ein Landwirt Flächen zur Erzeugung von „grünem Strom“ zur Verfügung stellen, sind es nicht selten die Gemeinderäte, die ein solches Projekt blockieren und notwendige Bebauungspläne verhindern. Selbst in günstigster Lage für Flächen zur Erzeugung von Photovoltaikstrom, vom Landwirt zur Fleischproduktion nicht mehr benötigt, von Wohnbebauungen nicht einsehbar, werden Projekte verhindert, die Tausende Haushalte mit grünem Strom versorgen könnten. „Es besteht derzeit kein Bedarf“, argumentiert man. Die Gemeinde könnte an einer solchen Anlage Geld, viel Geld verdienen. Man schielt lieber auf den kommunalen Finanzausgleich, was bedeutet, der Starke (der Staat) hilft dem Schwachen, auch dem selbst ganz gewollt schwach Gebliebenen. Dabei heimst man noch Preise ein – in Rheinland- Pfalz überbringt die Ministerpräsidentin einen Ökopreis für die Entbuschung dorfnaher Flächen durch eine Handvoll Ziegen.

Solange öffentliches Interesse, nationale Sicherheit – alles Schlagworte der Bundesregierung – interpretiert werden können als Frage, auf welcher Stufe der Frosch im Wetterglas hockt, geht’s schlecht voran mit den hoch gesteckten Klimazielen. Klaus Harings, Lissendorf

Wie ehrlich sind wir?

Die Frage ist: Wie ehrlich wird die taz bei dieser Serie sein? Wird sie Zielgruppen-konform auf die Unternehmen schimpfen, die zerstörerische Geschäftsmodelle haben, oder wird sie ehrlicherweise auch auf die Menschen zeigen, durch deren Konsum diese Geschäftsmodelle funktionieren? Wird sie ihren Lesern das wohlige Gefühl der Zustimmung geben, indem sie Big Oil anklagt, oder wird sie ihnen auch aufzeigen, dass eine Person, die öfter als einmal alle fünf Jahre in einem Flugzeug sitzt, das Recht verloren hat, an einer Klima-Demo teilzunehmen?

Jürgen Meyer auf taz.de

Im Orchester der Titanic

Wir brauchen den Durchbruch bei Erneuerbaren, andernfalls ist es wirklich fast egal, wie wir leben. Die „Titanic“ sinkt, auch wenn das Orchester nicht spielt.

Gorres auf taz.de

Die Falschen im Knast?

„Klimaschützer in den Knast“,

taz vom 9. 3. 23

Ich halte die Aktionen der Letzten Generation für bewundernswert und richtig. Ohne zivilen Ungehorsam ändert sich in unserer lahmen Demokratie nichts oder zu wenig und zu langsam.

Die Abschaffung des Paragrafen 219a ist ein positives Beispiel aus jüngster Zeit, wo es mutigen Ärztinnen zu verdanken ist, dass sie bewusst Strafrechtsurteile in Kauf nahmen, bis endlich die Politik reagiert hat. Wie viele Menschen in den 1980er Jahren habe ich an Blockaden teilgenommen. 1985 führte die Blockade einer Zufahrt zur Airbase Ramstein zu Hunderten von Verurteilungen gemäß § 240 StGB. Nötigung. Auch ich erhielt eine Geldstrafe.

Mit Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 1995 wurden wir alle wieder freigesprochen. Ich sehe hier starke Parallelen. Eine Nötigung ist dann zulässig, wenn der Grund für diese Nötigung dazu dienen soll, eine viel größere Gefahr abzuwenden. Damals ging es um die Gefahr einer Massenvernichtung durch Mittelstreckenraketen in Europa, heute um die Gefahren der nicht nur drohenden, sondern real bewiesenen Klimakatastrophe, auf die wir alle zusteuern, wenn die Politik nur Ankündigungen macht, diesen aber keine entschiedenen Taten folgen.

Ich hoffe nur, dass die aktuell Verurteilten nicht so lange warten müssen wie wir damals. Name ist der Redaktion bekannt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen