wortwechsel: Zwischen Klima und Kapitalismus
Der ökologische Handabdruck erlaubt optimistischen Blick auf das eigene nachhaltige Handeln. Linke haben vom Kapitalismus nichts begriffen, wenn sie Menschen angreifen
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Sozialökologie
„Hand ist der neue Fuß“,
taz vom 12. – 18. 11. 22
Danke sehr, liebe Frau Fichtner und liebe Frau Hilpert, für den inspirierenden Beitrag in der neuen wochentaz. Der Handabdruck eines kleinen Mädchens aus Indien namens Sirja ist für mich ein bildhaftes Symbol und Symptom für die sozialökologische Transformation, an deren Anfang wir uns derzeit befinden. Wir versuchen aus der alten Welt in eine neue Welt zu gelangen, aber noch mit den Messmethoden und Vermessenheiten von gestern. Vom Fußabdruck des Habens führt uns der Handabdruck des sozialökologischen Engagements womöglich irgendwann zum Herzabdruck des Seins, oder kurz: Vom EGO zum ECO.
Thorsten Nieuwenhuizen, Steinfeld
Fernsehkonsum
„Es hat sich ausgestrahlt“,
taz vom 12. – 18. 11. 22
Dass Ihr das Wochenend-Fernsehprogramm in der neu gestalteten wochentaz gestrichen habt – das finden wir gar nicht gut! Wir fanden es immer sehr angenehm, während der Wochenend-Zeitungslektüre auch das aktuelle TV-Programm zu studieren. Zwar bringt Ihr ja dankenswerterweise in den Montag-Freitag-Ausgaben weiterhin die TV-Programme, jedoch hat man doch gerade an den Wochenenden meist mehr Zeit und Lust, dem Fernsehkonsum zu frönen. Digitale Programmabfragemöglichkeiten stellen für uns keinen Ersatz dar für die nun fehlende Zeitungsrubrik. Nun glauben wir nicht, dass dieser unser elektronischer Leserbrief zur Änderung der wochentaz-Gestaltung führen wird – gleichwohl sollt Ihr wissen, dass nicht alles kommentarlos hingenommen wird. Manfred Rentschler und Cornelia Weber, Tübingen
Weltwirtschaft
„Der Kapitalismus hat die Welt in die Klimakrise getrieben. Er muss sie jetzt auch retten“, taz vom 12. – 18. 11. 22
Der Leitartikel triggert bei mir spontan die biblische Redewendung „Den Teufel durch Beelzebub austreiben“. Nachvollziehbar an Barbara Junges Vorstellung einer „urkapitalistischen Form der Weltenrettung“ ist der banale Sachverhalt, dass die Investitionen für die Transformation der fossil basierten Weltwirtschaft nur aus dem kapitalistisch angehäuften Reichtum kommen können. Aber dann dürfte es auch schon ein Ende haben mit dem Rückbezug auf die Produktionsform, der wir die Klimakrise verdanken. Denn das angeführte Beispiel der Transformation eines alten Geschäftsmodells durch „wuchtige Investitionen“, das innerkapitalistisch im Kleinen funktionieren mag, taugt als Modell der Weltenrettung im Großen nicht. Das liegt ganz einfach daran, dass jeder kapitalistischen Investition letztlich die egoistische Motivation der Profitsteigerung zugrunde liegt. Josef Lenhardt, Braunschweig
Missverständnis
„Kapitalismus muss die Welt retten“,
taz vom 12. 11. 22
Der Kapitalismus ist eine vorübergehende Erscheinungsform, dessen Auswirkungen auf die Klimakatastrophe jetzt „last minute“ überwunden werden müssen. Dadurch, dass im Kapitalismus von den Untertanen nicht nur Hand und Fuß, sondern auch der Verstand gebraucht wurde, hat diese „Veranstaltung“ auch Beteiligung, Wohlstand und moderne Gesellschaftsformen wie Demokratie und eine Emanzipation eines Bürgertums hervorgebracht. Jetzt befinden wir uns in einem Stadium, wo dieser industrielle Fortschritt dadurch in Frage gestellt wird, dass die Profitwirtschaft weitgehend auf den menschlichen Einsatz, der zu teuer geworden ist, verzichten will.
Da stellt sich doch die Frage, ob wir, die gelernt haben, mitzuwirken an diesem Fortschritt, die wir demokratisch erzogen wurden, ein solches System noch brauchen, das in seinem Endstadium niemandem mehr nutzen kann, weil die Lebensgrundlage Natur zerstört wurde. Nicht der Kapitalismus sollte sich weiterentwickeln, sondern unser Verstand die Grenzen dieser Wirtschaftsform erkennen.
Dietmar Rauter, Kronshagen
Fehler der anderen
„Das ist für mich auch etwas Persönliches“, taz vom 12. – 18. 11. 22
Die Analyse von Annalena Baerbock zeugt leider von zu wenig politischer Selbstreflexion. Schließlich wurden beim Klimaschutz in der Vergangenheit nicht nur Fehler von anderen, sondern auch der eigenen Partei begangen, da diese bereits in etlichen Bundesländern wie etwa Hamburg seit Langem mitregiert und dort gerade aus ihren nachhaltigen Möglichkeiten für einen zukunftsfähigen Hafen deutlich mehr hätte machen können. Zudem bleiben ebenfalls erhebliche Zweifel an der Aussage, dass die neue Bundesregierung vor knapp einem Jahr sofort das Ruder übernommen und herumgerissen hätte. Die Erfolge der Ampelkoalition erscheinen am Ende doch eher recht bescheiden, zumal auch beim jüngsten Auftritt von Deutschland auf der COP27 viel Potenzial verschenkt wurde, indem die Minister und Ministerinnen lieber allein aufgetreten sind, anstatt ihre Kräfte gemeinsam zu einer starken Botschaft zu bündeln! Rasmus Ph. Helt, Hamburg
Linke und Kapitalismus
„Es gibt keine Klima-RAF“,
taz vom 12- 18. 11. 22
Der Beitrag Karl-Heinz Dellwos zeugt von einem linken Denken, vor dem es mich gruselt! Schon zu Zeiten der RAF fand ich, da sind „Linke“, die vom Kapitalismus nichts begriffen haben. Der Kapitalismus ist weder das Werk der Kapitalisten noch der Regierung noch beider gemeinsam. Umgekehrt: „Die Kapitalisten“ (Unternehmen, Konzerne) sind das Produkt des Kapitalismus. Die Personen anzugreifen ist komplett sinnlos; wer den Kapitalismus beseitigen will, muss Warenproduktion und Markt angreifen. Leider haben sich die bisherigen Ideen dazu als nicht besonders erfolgreich erwiesen. Das „Diktat von Befehl und Gehorsam“ von dem Dellwo schreibt, war in den vermeintlich sozialistischen Gesellschaften weit ausgeprägter als hierzulande.
Peter Herholtz, Ahrensburg
Ausgerechnet
„Es gibt keine Klima-RAF“,
taz vom 12- 18. 11. 22
Perfider kann man den Protest der letzten Generation, zivilen Ungehorsam und das Entsetzen über das Desaster der Menschheit nicht in Verruf bringen. Ausgerechnet einem Mitglied der Rote Armee Fraktion das Wort zu erteilen.
Christoph Meinhardt, Bruckberg
Fußabdruck
„Wir haben uns verrechnet“,
taz vom 15. 11. 22
Die etwas frustrierte Grundhaltung zu ökologischen und CO2-Fußabdrücken kann ich nicht nachvollziehen. Den Artikel habe ich zum Anlass genommen, unser Leben mal auf dem CO2 Rechner des Umweltbundesamtes einzugeben. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Vielleicht müssen viele ihr Leben umstellen, wenn wir diesen Planeten bewahren wollen. Dietrich Schmidt, Hildesheim
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