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wortwechselEsoterik, Homöopathie, Millionengewinne

Ein Esoterik-Interview hat die Le­se­r*in­nen aufgebracht. Sie stört daran das Bashing der alternativen Heilverfahren

„In der Esoterik wird mit dem Leid von Menschen Kasse gemacht“

taz vom 18. 10. 22

Esoterik-Bashing

Nun hat man das Problem, wie soll man zwischen solider und naiver oder gar ausbeuterischer esoterischer Sichtweise differenzieren? Das verlangt einige Mühen. Aber wenn man diese Anstrengungen nicht unternimmt, wie in diesem Artikel, betreibt man Spaltung. Ich schlage vor, dass man, um zwischen solide und naiv zu unterscheiden, nach den Interessen fragt, und zwar immer, egal bei welcher Wissenschaft. Auch die Frage nach den Kosten finde ich interessant. Die Verfasserinnen übersehen, dass auch die von ihnen anerkannte Wissenschaft teils äußerst erfolgreich auf Esoterik gründet, wie z.B. die Körperpsychotherapie auf taoistischem und hinduistischem Wissen. Oder auch die von den Verhaltenspsychotherapeuten so sehr geschätzte Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, der Anfang des letzten Jahrhunderts in einer Zeit lebte, in der man begierig Orientalisches und Asiatisches aufnahm. Manche Traumatherapien, wie die anerkannten PITT oder TRIMB nutzen ausdrücklich Imaginationen indigener oder buddhistischer Traditionen. Wie Sie sehe ich das Problem, dass von manchen „Heiler*innen“ unsagbare Heilsversprechen gemacht werden und Leute in Abhängigkeiten gebracht werden. Auch die entsetzlichen antisemitischen Tendenzen sehe ich, aber ich habe beobachtet, dass der Kopp Verlag und andere schon vor vielen Jahren auf die Sehnsucht nach „Natürlichkeit“ auch in der Heilkunst aufgesprungen sind und leider erfolgreich rechte Propaganda unter den esoterisch interessierten Menschen betrieben haben. Was es heute wirklich bräuchte, ist Differenzierung und Gegenaufklärung, nicht so ein Esoterik-Bashing wie derzeit en vogue. Birgit Kübler, Regensburg

Vielfalt des Lebens

Ich vermute, dass Ihr die Proportionen von „Kasse machen“ völlig aus den Augen verloren habt. Oder habt Ihr ein Problem, einmal über die Gewinnmaximierung der „wissenschaftlichen“ KRANKEN-Häuser und -Systeme zu schreiben, ohne auf alternativen Heilungsverfahren herumzutrampeln? Ich selbst lebe mit meinen 68 Jahren ohne Apotheke, habe Corona gut vertragen (halt mit Globuli behandelt) und schimpfe nicht über die Errungenschaften der Chirurgie und der Allopatischen- (Schul-)Medizin, gehe einfach einen anderen Weg zur Genesung und Erhaltung meiner Gesundheit. Euch wünsche ich mehr Achtung vor der Vielfalt des Lebens, die ich zunehmend vermisse …

Julius Schlosser, Grünberg

Feind der Demokratie

Vielen Dank, liebe taz, dass ihr mir die Augen geöffnet habt! Jetzt weiß ich endlich, dass ich mit meiner Einnahme von homöopathischen Mitteln zu einem Feind der Demokratie wurde! Die Mittel wirken, und es ist mir scheißegal, was die Pharmalobby dazu sagt, der diese Konkurrenz natürlich ein Dorn im Auge ist. Ich bin mit diesem „gefährlichen Glauben“ 69 Jahre alt geworden und erfreue mich bester Gesundheit. Die taz im Kampf gegen die „finanziell starke Homöopathielobby“ ist angesichts der allmächtigen Pharmalobby ein schlechter Witz.

Reinhard Riederer, Grafing

Undifferenziertes Bild

Ich fasse es nicht, dass die taz hier so ein unkritisches Forum bietet für so ein undifferenziertes Bild von „der Esoterik“ – von einem Begriff, über den ja die beiden interviewten Autorinnen gleich zu Anfang sagen, dass es gar nicht zu definieren geht. Über was nicht zu Definierendes so pauschal zu urteilen – das ist ein gutes Beispiel für Pseudowissenschaft …und für mich Bild-Zeitung-Niveau.

Thomas Maier, Taunusstein

Placeboeffekt

Wer heutzutage noch behauptet, dass Homöopathie „nicht über einen Placeboeffekt hinaus“ wirkt und das als Fakt darstellt, muss ein sehr geschlossenes Weltbild haben. Die fragwürdige Art und Weise, wie mit nicht erwünschten Ergebnissen umgegangen wird, zeigte sich beispielsweise in der Metastudie 2005 in der Lancetpublikation, bei der nicht nur die intransparenten Bewertungskriterien, sondern auch die Kürzung von ursprünglich 110 auf 21 homöopathische Arbeiten und 8 bzw. 6 konventionelle Arbeiten letztlich zur gewünschten Bestätigung des bestehenden Vorurteils führten. In Deutschland praktizieren derzeit etwa 50.000 HeilpraktikerInnen mit etwa 130.000 PatientInnenkontakten pro Tag und leisten damit einen wesentlichen Beitrag auf dem Gesundheitsmarkt. Verglichen mit den „gierigen Pharmaunternehmen“ und deren Milliardenumsätzen erscheinen die „Umsätze in Millionenhöhe“, die die HeilpraktikerInnen machen, doch recht gering. Wir sind in der glücklichen Lage, eine Schulmedizin und die Homöopathie zu haben. Beide haben ihre Berechtigung. Ich wünsche mir weiterhin eine kritische Berichterstattung der taz, aber dann bitte nicht nur über Homöopathie und Anthroposophie, sondern über alle Behandlungsmethoden.

Nikola Rasquin, Unna

Homöopathie-Lobby

So einen unmöglichen Artikel habe ich in der taz schon länger nicht gelesen. Da werden ja Verschwörungstheorien verbreitet, es wird alles in einen Topf geworfen – Esoterik, Heilpraktiker, Homöopathen, Homöopathie, Astrologie. Und alles soll ja brandgefährlich sein, sogar für unsere Demokratie. Und dann soll es noch die Homöopathie-Lobby geben. Dazu kann ich nur sagen, dass ich froh bin, dass es wahrscheinlich Abgeordnete gibt, die sich auch naturheilkundlich behandeln lassen und die möchten, dass naturheilkundliches Wissen, homöopathisches Wissen nicht verschwindet. Über das Wort Lobby in diesem Zusammenhang kann ich nur lachen. Was ist denn mit der Pharma-Lobby, der Auto-Lobby, der Banken-Lobby, der Bauern-Lobby? So viele Lobbyisten in Deutschland!

Christina Santin, Maisach

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