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wortwechselVon Boomern, Gen Z und Melnyks Abberufung

Die Generationen Z und Boomer sollten versuchen, die Welt gemeinsam retten. Ist Melnyks Bandera-Verehrung vergleichbar mit Hochachtung vor Hindenburg in Weimarer Republik?

Abberufen: Andrij Melnyk Foto: Christian Mang/reuters

Systemveränderer

„Das Schweinsbraten-Syndrom“, taz vom 6. 7. 22

Die Boomer-Generation steht für individu­elle Maßnahmen. Aber dass die Jüngeren für Systemveränderung stehen, teile ich so nicht. Die „Systemveränderer“, heute 68er genannt, waren damals in der Minderheit und werden von der Mehrheitsgesellschaft bis heute nicht verstanden. Schön wäre zu wissen, ob die „Jüngeren“, deren Auffassung sich meines Erachtens generell in nichts von den damaligen Systemveränderern unterscheidet, tatsächlich einen breiteren Rückhalt ihrer Generation haben, oder ob sie nicht auch eher eine politische Minderheit in Ihrer Generation sind? Heinrich Voßebürger, Berlin

Vereinigt euch!

„Das Schweinsbraten-Syndrom“, taz vom 6. 7. 22

Für beide Generationen gibt es zwei Seiten der gleichen Medaille. Das individuelle Verhalten jedes Einzelnen prägt die Haltung fürs Ganze. Was in der Schule und zu Hause an Bildung und Erziehung versäumt wird, kann durch keine Statistiken wiedergutgemacht werden. Die heutigen SchülerInnen verlassen ihre Institutionen vollgepackt mit Wissen meist ohne Bezug zur Wirklichkeit. Die mediale Welt ersetzt das Fühlen, Schmecken und Anfassen. Das Leid der Hühner und Schweine lässt einen nur kurz erschauern, ein Klick genügt und die schöne neue Welt erstrahlt in trügerischem Licht. Fehlt es an der Haltung zu den Dingen, reden wir uns um Kopf und Kragen. Es genügt nicht, einfach dafür zu sein. Jeder ökologische Fußabdruck bestimmt den Blick fürs Ganze. Und das Ganze verändert die Haltung jedes Einzelnen. Boomer und Generation Z aller Länder vereinigt euch, nur so werdet ihr die Welt verändern.

Wolfgang Rauch, Kronau

Konflikt?

„Das Schweinsbraten-Syndrom“, taz vom 6. 7. 22

Es ist gerade angesagt, Generationen gegeneinander auszuspielen. Auch der Autor bemüht wieder den angeblichen Konflikt zwischen denen, die zur Lösung der Klimakrise auch eine Veränderung des persönlichen Konsums empfehlen (Boomer) und denen, die lieber den Protest auf die Straße bringen, Öffentlichkeit schaffen und zivilen Ungehorsam leisten wollen (Gen Z). Der Autor empfiehlt dann auch, vom eigenen Konsum zu abstrahieren und stattdessen das Augenmerk auf den Protest gegen den extraktiven Kapitalismus der Großkonzerne des globalen Nordens zu legen. Das klingt für mich (Boomer) zunächst mal nach Konsumapologie. Die Thematisierung eher abstrakter Begriffe schiebt die Problemlösung erst mal weit weg vom Individuum, das sich folglich keine Gedanken ums neue Smartphone oder die nächste Flugreise machen muss. Das ist recht bequem.

Klaus John, Braunschweig

Wohnungskonzerne

„Ouvertüre gegen Inflation“, taz vom 4. 7. 22

Warum lädt die „Konzertierte Aktion“ nicht die großen Wohnungskonzerne, sprich LEG AG, Larry Fink, Blackrock, USA (Großaktionär), und Vonovia AG, Rolf Buch, ein? Was Wohnungen in Deutschland anbetrifft, kann mittlerweile, wie der G7-Gipfel, nur eine internationale Abstimmung unsere Mieteninflation dämmen oder deutliche deutsche wie europäische Miet- und Nebenkostenregulierungen. Während der Coronapandemie haben diese Wohnungsunternehmen skrupellos weiter Mieterhöhungen an ihre Tausenden von MieterInnen verschickt und bringen viele von ihnen damit in die Bredouille, aber auch die Staatskassen, die zum Teil für sie einspringen müssen. In der Gartenstadt Wellensiek, LEG AG, wurden sogar noch in der Pandemie, Ende 2020, 48 Luxusbalkone von der Stadt Bielefeld genehmigt, von der Bezirksvertretung Dornberg unter Grünem Vorsitz abgenickt (geheim) und trotz massiven Protestes der Beteiligten im Juni 2022 angehängt, was jetzt pro MieterIn eine monatliche Mietsteigerung von 90 Euro bedeutet. Martina Keilbart, Bielefeld

Alles beim Alten?

„Abschied vom Fortschritt“, taz vom 2. 7. 22

Klimaneutralität ist letztendlich nur ein Teilaspekt von Nachhaltigkeit im Sinne der Definition, genauso wie Gesundheitsschutz und sparsamer Ressourceneinsatz. Herr Lindner ignoriert völlig, dass ineffiziente Verbrennungsmotoren, betrieben mit eFuels, prinzipiell die gleichen gesundheitsschädlichen Abgase erzeugen wie mit fossilem Treibstoff betriebene. Wieso soll das für neu gebaute Fahrzeuge erlaubt bleiben, wenn es weit bessere Alternativen gibt? Im krassen Widerspruch zu seinen im Januar erklärten korrekten und wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen hintertreibt Herr Lindner nun die dringend anstehende gesellschaftliche Transformation, aus welchen Gründen auch immer. Alles beim Alten? Ich bin sehr enttäuscht. Auch in der neuen Regierung ist der Anteil an Politikern zu gering, die gewillt sind, die anstehenden Aufgaben beherzt anzugehen.

Artur Baumann, Aldingen

Klimaneutraler Pkw

„Abschied vom Fortschritt“, taz vom 2. 7. 22

Warum das pseudoreligiöse Eifern gegen den Pkw? Warum sind Sie nicht damit zufrieden, dass neue Pkws ab Datum x nur noch klimaneutral betrieben werden dürfen, Herr Kreutzfeldt? Bei Ihrer Aufzählung der Bedenken gegen die gesetzliche Beschränkung auf E-Pkws haben Sie den wichtigsten Einwand weggelassen: bevor E-Autos und E-Heizungen steuerlich gefördert oder gar vorgeschrieben werden, sollte zunächst ausreichend grüner Strom verfügbar sein, sonst dienen wir nicht dem Klima, sondern nur unseren Strom-Oligopolisten!

Peter Schroeder, Braunschweig

Hindenburg

„Überfällige Abberufung“, taz vom 5. 7. 22

Ich verstehe nicht, wieso die Kritik an Melnyks „problematischer“ Einstellungen sogleich zu einer Überleitung zu Hindenburg führen muss, zu dem uralten weißen Mann, der mit dem Tannenbergmythos des Ersten Weltkriegs und später seiner wie auch immer einzuordnenden sklerosierten Blindheit gegenüber Hitler und seinen Vasallen in Verbindung steht – beispielhaft für die psychologische Situation sehr, sehr vieler Menschen damals, die ihn gerne als den „die gute alte Zeit“ verkörpernden Reichspräsidenten gesehen hatten. Sollen unsere Straßen (auch) Orte des (unter Umständen „problematischen“) Erinnerns an unsere Geschichte sein dürfen (so lange es um keine ausgewiesenen Verbrecher geht, na klar), oder muss das proaktiv ausgeblendet werden? Alles schön, gut, authentisch-edel und durchtränkt von einheitlicher einwandfreier moralischer Haltung. Joachim Bögel, Stuttgart

Bandera

„Überfällige Abberufung“, taz vom 5. 7. 22

Dass die widerliche Bandera-Verehrung von Ex-Botschafter Melnyk möglicherweise zu dessen Abberufung führt, dürfte durch seine wahrscheinliche Beförderung zum stellvertretenden Außenminister der Ukraine mehr als kompensiert werden: Putin wird sich über solche „Zuarbeit“ vermutlich nur freuen können.

Bernhard Clasen weist auf eine interessante Parallele hin, wenn er die bis heute manifeste deutsche Hindenburg-Verehrung heranzieht, die ebenfalls bis heute eine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen einschließt. Die so in den Blick genommene deutsch-ukrainische „braune Grundierung“ mag vielleicht auch hilfreich sein, die Solidaritäts-Beflaggung von Handelskammern und Rathäusern zu erklären: Können sie doch den von Herrn Melnyk unablässig geforderten Waffenlieferungen vermeintlich Positives abgewinnen, auch wenn Kriege dadurch verlängert und Konflikte eskaliert werden. Ob „Schuldfragen danach“ noch wen inter­essieren? Günter Knebel, Bremen

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