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wortwechselDas pazifistische Erbe der Grünen

Kritik an Robert Habecks Forderung zu Waffenlieferungen in die Ukraine, Gendern spaltet die Geister. Fürsorge für Kinder darf sich auch in der Pandemie nicht in Gewalt umkehren

Enttäuschung

„#Defensivwaffen“, taz vom 27. 5. 21

Eine andere Politik wird es durch den Eintritt in oder die Übernahme der Regierung durch die Grünen nicht geben. Die Enttäuschung über eine Illusion kann nicht größer sein. Baerbock in Israel, Habeck in der Ukraine nehmen den Faden auf, den Faden des Handelns aus einem Wirrknäuel. Mit wem anderen können wir agieren, als mit der Regierung in Jerusalem? Ein anderes jüdisches Volk können wir uns nicht backen. Das hat die Nato, die weniger als je eine Friedensmacht ist, in der Ukraine versucht. Von Habeck habe ich dort zukunftsfähige Erkundungen zur Energiewende erwartet – denkste.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Europäische Milliarden

„Flugverbote und Sanktionen“,

taz vom 25. 5. 21

Wie Ursula von der Leyen verlauten ließ, hat die EU drei Milliarden Euro, die als Hilfe (?) für Belarus schon bereitgestellt waren, zunächst mal „eingefroren“. Wie bitte? Drei Milliarden sollten diesem verbrecherischen Staat, der Wahlen fälscht und Oppositionelle auf brutalste Art und Weise „behandelt“, von „uns“ zum Dank noch in den Rachen geschoben werden? Heißt das, dass, sobald dieser „Spuk“, wie so viele andere auch, vorüber ist, die Milliarden wieder aufgetaut und, wie vorgesehen, in Minsk abgeliefert werden? Zuzutrauen ist das einem Europa, das das Wort „Menschenrechte“ nur herunterleiert. Welche wirtschaftlichen Interessen sind in Weißrussland zu beachten? Dreht Putin uns das Gas ab, wenn die Milliarden für Lukaschenko nicht doch wieder schnell fließen? Gérard Carau, Beckingen

Unsinn des Genderns

„Keine Angst vorm Gendern“,

taz vom 24. 5. 21

Auch ich gehöre zu den 65 Prozent der Menschen, die das Gendern in der Schriftsprache ablehnen. Zu dem grammatikalischen und stilistischen Unsinn des Genderns wurde bereits alles gesagt. Meine Konsequenz: Da ich die taz nicht abonniert habe, sondern die Papierausgabe im Supermarkt kaufe, habe ich meinen taz-Konsum um 50 Prozent reduziert, das heißt, von den sechs Ausgaben der Woche kaufe und lese ich noch drei. Vielleicht reicht mir ja auch bald nur noch die Montagsausgabe, auf Küppersbusch und Sotscheck würde ich nur ungern verzichten wollen.

Ich schreibe dies nicht im Groll, ich setze nur die bei der taz eingesparten Ressourcen (Zeit und Geld) nun anders ein. Andreas Geisler, Hamburg

Kinder in der Pandemie

„Schulen müssen schützen“, taz vom 26. 5. 21

Die einzige Lobby, die Kinder haben, sind ihre Eltern. Wenn Fürsorge sich in Gewalt und Missbrauch umkehrt, sind die Kinder alleine. In der Pandemie sind Schule, Kindergarten und Begegnungsräume weggebrochen. Das ist das große Versagen der Politik. Die Kinder wurden vergessen. Kürzlich sprach ich eine junge Mutter. Ihre Kinder sind seit sechs Monaten zu Hause. Die Zahlen sprechen für sich. Aber hinter jeder Zahl steht ein Kind.

Ich selbst bin in einem Haushalt mit einem gewalttätigen Vater aufgewachsen. Entspannte Stunden gab es nur außer Haus unter anderen Menschen. Kinder brauchen Öffentlichkeit. Ansprache. Begegnung.

Das ist ihre einzige Chance, dem Erlebten etwas entgegenzusetzen. Hier zählt jede Stunde. Die Bildungspolitik – konkret die Kul­tus­mi­nis­te­r*in­nen – stehen in der Verantwortung, ihrem Auftrag gerecht zu werden. Einer Bildung, die auf Persönlichkeitsentwicklung und innerer Kräftebildung ausgerichtet ist. Denn genau dies brauchen Menschen. Besonders die vergessenen Kinder. Dorit Milkau, Albstadt

Ukraine ist kein Opfer

„Falsch und gefährlich“, taz vom 25. 5. 21

„Die Ukraine ist Opfer einer russischen Aggression“? Nein. Was ist mit den Menschen in der Ukraine, die weder in die Nato noch in die EU wollen? Sie haben schon immer dort gelebt und leben auch jetzt noch dort. Gerade hier in Deutschland werden diese Menschen immer ‚ausgeblendet‘, sie existieren nicht. Aber es gibt sie. Und genau um diese Menschen geht es in diesem Konflikt, den ein ‚Grüner‘ nun mit noch mehr Waffen anheizen will. Leon DaSorci, Straßlach

Gruß aus Tschernobyl

„Habeck für Waffenexporte in die ­Ukraine“, taz vom 26. 5. 21

Robert Habeck bezieht brandgefährliche Positionen: In der Ukraine stehen viele AKWs, auch das leistungsstärkste Europas. Wenn es da knallt, braucht sich die nächsten 100.000 Jahre niemand mehr in Europa blicken zu lassen. Das einzige, was da verantwortbar ist, ist Friedenspolitik im Rahmen der Organisation für Frieden und Zusammenarbeit in Europa.

Bernhard Trautvetter, Essen

Bildung contra Quote

„Morde im Wahlsommer“, taz vom 25. 5. 21

Die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk tut unserer Demokratie gut, so lange diese nicht auf die Zerstörung dieses Systems ausgerichtet ist.

Ich finde es höchst seltsam, dass Frau Will, Herr Böhmermann oder Herr Plasberg scheinbar wesentlich mehr Urlaubstage erhalten als der durchschnittliche Gebührenzahler, zumal in einem Wahljahr! Sie verdienen zudem besser als die höchsten Ämter in diesem Staat.

Ansonsten entspricht ihre Beobachtung dem Programmversprechen von ARD und ZDF: Nicht nur sonntags sind Fußball und Krimi wichtiger als Lindenstraße, Welt­spiegel oder Politjournalismus. Daran ändert man seit Jahrzehnten nichts, verschlimmert die Lage stetig und begründet es mit den Quoten.

Nur: War der Gründungsmythos dieser Anstalten nicht ursprünglich der Bildungsauftrag für die Demokratie?

Pablo Ziller, Berlin

Größenwahn

„Entführer im Präsidentenamt“, taz vom 24. 5. 21

Appeasement ist eine zweifelhafte Strategie, ungeeignet für die Unverbesserlichen im Diktatorenstand, die wie megaloman narzisstische und mitigierte Enkel als Wiedergänger der bösesten aller Bösen des 20. Jahrhunderts auf der politischen Weltbühne ihr Unwesen treiben. Wenn der Freund meines irre brutalen und unberechenbaren Feindes mein Feind sein will, da er die Fäden an der Marionette, selbst ohne dauerhafte intrinsische Souveränität, in der Hand hält, ist wie bei Assad und Konsorten klar: Adressat ist Puppenspieler-Intendant Putin.

Die Kausa Nord Stream 2 ist nicht in Stein gemeißelt und die Ukraine ist eine weitere Eskala­tionsebene für den Kremlherrscher. Ein klares Statement der Bundesregierung zu Menschenrechten, Völkerrecht und Kidnapping könnte auch ihre langfristige Idee von einer internationalen Politik bei permanentem Überschreiten sogenannter roter Linien offenbaren. Martin Rees, Dortmund

Gar nicht so teuer

„Casino Royale“, taz vom 26. 5. 21

Amazon kauft sich mal ebenso die MGM Studios. Diese Meldung wäre gar nicht einmal so spektakulär, wenn man die Summe für dieses Geschäft nicht kennen würde.

Umgerechnet gut 6,9 Milliarden Euro. Also weit weniger als der Gebührenzahler hierzulande in nur einem! Jahr für das öffentlich-rechtliche Programm zur Kasse gebeten wird.

Hier ist in den letzten Jahren etwas gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Inzwischen wird ja noch nicht einmal mehr eine Bundesliga Relegation im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, geschweige denn alle Spiele der EM.

Erste hat sich ein privater Streaminganbieter unter die Nägel gerissen und letztere die Telekom. Wo bitte versickern rund 8,4 Milliarden Rundfunkgebühren jährlich? Ulli Herzau, Berlin

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