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wortwechselZirkus-Wildtierverbot ist überfällig

Viele können gut auf Wildtiere verzichten im Zirkus. In den meisten europäischen Ländern ist es schon verboten oder gibt strenge Regeln. Die Nutztierhaltung wird dabei vergessen.

Lebenslange Gefangenschaft: Löwe im Zirkus Foto: Thomas Vonier/imago

„Eine Frage der Haltung“

taz vom 22. 4. 21

Verbot überfällig

Ein Zirkus-Wildtierverbot ist in Deutschland lange überfällig – seit 2003 hat sich der Bundesrat insgesamt dreimal für ein Verbot bestimmter Tierarten im Zirkus ausgesprochen, das allerdings nie umgesetzt wurde. In ihrer Entschließung hat die Länderkammer die wichtigsten Argumente, warum bestimmte Wildtiere in reisenden Zirkusbetrieben systembedingt – also unabhängig vom jeweiligen Betrieb – erheblich leiden, detailliert begründet. Wenn Deutschland hier in Sachen Tierschutz nicht weiterhin Schlusslicht bleiben will, sollte ein solcher Beschluss nur ein erster Schritt sein, damit das Leid in der Manege nicht für viele andere Tiere weitergeht. Claudius Brauer, Berlin

Nutztiere domestiziert

Angesichts der vielen Millionen von „Nutz“-Tieren, die in Deutschland gehalten werden (u. a. jährlich 55 Millionen Schweine, 701 Millionen Geflügel, 4,1 Millionen Milchkühe), wundert sich Herr Baur zu Recht über das übermäßige Interesse für das Thema „Wildtiere im Zirkus“. Julia Klöckner benutzt das Problem als Ablenkungsmanöver. Die Tier­recht­le­r*In­nen aber spielen nicht das Leid einiger Tiere gegen das Leid der anderen aus. Sie kämpfen mit ihren beschränkten Mitteln auch gegen die übermächtigen Lobbys der industriellen Tierzüchter. Sie engagieren sich auch für „Nutz“-Tiere, „Pelz“-Tiere, „Versuchs“-Tiere. Sie wollen, dass diese Bezeichnungen verschwinden und dass die Wildtiere in ihrem natürlichem Lebensraum bleiben. Die Tier­recht­le­r*In­nen zusammen mit Julia Klöckner in einem Topf zu schmeißen ist eine Frechheit. Der Mensch hat mit der Domestizierung von Ziegen, Schafen, Kühen, Hunden, Katzen, Hühnern usw. vor ca. 12.000 Jahren angefangen. Dabei hat er jene Eigenschaften selektiert, die ihm am besten passten. Wilde Tiere haben diesen Prozess nicht erlebt: Ihr Charakter und ihre Instinkte sind durch Millionen von Jahren im freien Leben entstanden. Durch gezielte Mittel können Instinkte bei einigen Wildtieren so unterdrückt werden, dass diese dem Willen des Dresseurs nachgehen. Im besten Fall müssen sie ihn und die Gefangenschaft „mögen“ lernen. Übrigens, Circus Roncalli lässt seit Jahrzehnten keine Wildtiere mehr auftreten und seit 2018 überhaupt keine Tiere mehr. Der Zeitgeist ändert sich doch, langsam.

Fiorenzo Fabris, Bremen

Nur flüchtige Ablenkung

Dass es in den meisten europäischen Ländern inzwischen generelle Wildtierverbote oder Verbote bestimmter Wildtierarten in Zirkussen gibt, sollte doch auch für uns in Deutschland ein deutliches Zeichen sein. Wer der Meinung ist, dass Wildtiere in Zirkusse gehören, der versetze sich doch bitte einmal für einen Moment in ihre Lage. Wäre es in Ordnung, den starken Bewegungsdrang nicht ausleben zu dürfen? Würde man selbst darüber hinwegsehen, nicht über das eigene Leben bestimmen zu können? Wäre eine lebenslange Gefangenschaft tolerabel? Wildtiere sollten nicht in Zirkussen für unsere Unterhaltung ausgenutzt werden. Für manche Menschen mag es eine flüchtige, nicht wirklich relevante Ablenkung sein – für die Tiere ist es hingegen sehr relevant. Es ist ihr ganzes Leben. Und ja, die Prognose von Volker Kauder sollte schnellstmöglich Wirklichkeit werden. Bei einem Verbot von Wildtieren darf es nicht bleiben. Die Haltung von Tieren im Zirkus muss komplett beendet werden.

Sören Frey, Stuttgart

Nutztiere leiden mehr

Es ist ja völlig absurd, angesichts des viel größeren Leids der Nutztiere in deutschen Ställen, den Fokus auf die Haltung von Wildtieren in Zirkussen zu lenken. Auch in anderen Bereichen von Ministerin Klöckners Zuständigkeit gibt es riesigen Reformbedarf. Da erscheint ihr hier gezeigter Aktivismus ein billiges Ablenkungsmanöver zu sein, mit dem sie beim Publikum hofft punkten zu können. Und einen schönen Gruß an Peta, mal über Priorisierung nachzudenken.

Manfred Fußnecker, Frankfurt am Main

Sie brauchen Freiheit

Ich kann es nicht glauben, dass jemand im Ernst glauben kann, ein Wildtier wäre im Zirkus glücklich. Keine noch so liebevolle Behandlung kann die Freiheit ersetzen, für die diese Tiere geboren sind. Die Dressur ist eine Qual für sie und das Reisen in verschiedene Städte sowie das Stehen in kleinen Gehegen kann für ein Tier, das sich täglich kilometerweit bewegt, kein Ausgleich sein. Ein tierfreundlicher Zirkus hätte keine Wildtiere. Ich bin entsetzt, dass Sie so einen Artikel schreiben.

Ute Caglayan

In Europa schon verboten

In 26 europäischen Ländern sind bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus bereits nicht mehr erlaubt. In Deutschland dagegen werden nach wie vor Hunderte Wildtiere durchs Land gekarrt, unter mangelhaften Bedingungen gehalten und mit der Peitsche oder dem sogenannten Elefantenhaken dazu gedrängt, unnatürliche Bewegungsabläufe vorzuführen. Die Darbietungen, die die Tiere zwangsweise erbringen müssen – beispielsweise Elefanten, die auf dem Kopf stehen müssen –, sind für sie völlig unnatürlich und oftmals mit gesundheitlichen Problemen verbunden. Daher muss ab sofort ein Wildtierverbot in Deutschland her.

Volker Hillmer, Burgwedel

Nur Einnahmequelle

Die Frage, ob man (Wild-)Tiere weiterhin in Zirkussen halten darf, ist meines Erachtens schon lange überfällig. Auf der ganzen Welt wird auf Kosten der Tiere unsäglich viel Geld gemacht. Ob es Zirkusse oder Zoos sind, Tiermastanlagen oder Textilindustrien, Pelzfarmen, Touristen-Kutschen, Tier-Transportmittel oder Tierversuchslabore u. v. a. m. Hier stellt sich vor allem doch nur die Frage nach der inneren Haltung in uns Menschen den Tieren, unseren Mitgeschöpfen, gegenüber. Wer sich nur einmal mit dem Leben dieser Tiere in freier Wildbahn beschäftigt hat, findet keine Argumente, die für eine Gefangenschaft sprechen – auch für keinen Zirkus. Wildtiere in Gefangenschaft passen sich vermeintlich an ihre Umstände an, weil Menschen auf sie Macht ausüben und sie gefügig machen. Hierbei ging es noch nie um Tierwohl, sondern lediglich um attraktive Geldeinnahmequellen. Shirley Sports, Reutlingen

Verstoß gegen Tierschutzgesetz

Ich finde es wichtig, dass Sie den Inhalt Ihres Berichts zu Wildtieren hinsichtlich einer konsequenten Meinung abwägen. Konsequent bedeutet, dass Sie eindeutig Stellung beziehen sollten. Dies dürfte logisch ausschließlich dazu führen, dass Wildtiere generell nicht in Gefangenschaft gehören. Die Einschränkungen für Wildtiere im Zirkus sind nicht vereinbar mit artgerechter Haltung und erfüllen m. E. eindeutig den Tatbestand von Tierquälerei und damit den Verstoß gegen das deutsche Tierschutzgesetz.

Edgar Utschick, Lünen

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