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wortwechselNichts geht mehr. Genug Nachrichten für heute

Dunkel- und Braundeutschland? „Lebensschützer“? Heimatmuseumsminister? Mobile Atomkraft? Leserinnen und Leser der taz halten dagegen. Und was ist in Münster so los?

Was „rechtens“ ist

„Die sächsischen Vertriebenen“,

taz vom 24. 5. 18

Ich lese die Seiten 4 bis 6 quer und lege die Zeitung dann zur Seite. Aus dem Osten der Republik vertriebene Lokalpolitiker, die um ihr Leben fürchten müssen – auch heute noch. Ein Innenminister, der für Ordnung sorgt in Sachen Flüchtlinge und Letztere am liebsten ganz entsorgen würde – und der NSU-Ausschuss in Mecklenburg-Vorpommern, der gerade erst mal seine Arbeit aufnimmt in einer Region, wo auf der Straße viel schneller entschieden wird, was „rechtens“ ist. Nichts geht mehr, merke ich. Genug Nachrichten für heute. Aber leider erledigt sich das Querlesen und Denken nur für den heutigen Tag. Auf Dauer scheint es unerlässlich. Hildegard Meier, Köln

Wider die Hetzer

„Ah, so wohlerzogen“, „Der semantische Krieg“, taz vom 23. 5. 18

Georg Seeßlen, Bettina Gaus und die Brief­schreiber*innen in der taz sind leuchtende Beispiele, dass es auch noch etwas anderes gibt als Dunkel- oder Braundeutschland! Alle demokratischen und fortschrittlichen Akteure sind derzeit gefordert, um die endgültige Macht­über­nahme des weltweit agierenden reaktionären Kartells zu verhindern. Lassen wir uns nicht von den Hetzern und Heuchlern unterkriegen. Heinz Schönberger, Kempten

Übelkeiterregend

„Immer noch ein Stückchen mehr“, taz vom 23. 5. 18

Mal wieder schreibt Bettina Gaus die Wahrheit. Und dabei erwähnt sie nicht einmal, was all diese übelkeiterregenden Schlagzeilen von Bild und Express und – noch ekelerregender – die Äußerungen von Heimatmuseumsminister Horst Seehofer (widerlich AFD-anbiedernd bei der Schilderung zu den „Vorfällen“ in Ellwangen oder „bis zur letzten Patrone wehren gegen Zuwanderung“ (warum darf der so reden!?)) in mir auslösen und wie wir als Gesellschaft damit umgehen sollten.

Ich habe große Angst, dass wir schon „unter­wandert“ werden von diesen Brandstiftern. Man hört sie überall derart inhaltsleer schwadronieren. Leider nicht nur am Stammtisch mit leeren Parolen – die müsste ich nicht mitanhören.

Jutta Geilenkirchen, Bonn

Arbeit, Arbeit, Arbeit?

„Das wird die Linkspartei ärgern“, taz vom 16. 5. 18

Wer wissen will, warum die SPD so im Keller ist, muss nur das selbstgerechte und vor Hybris triefende Interview mit dem Berliner Oberbürgermeister Michael Müller zum Thema „Arbeit“ lesen. Da schwadroniert er also von gesellschaftlich wichtigen Aufgaben. Aber – leider, leider – sind diese Aufgaben schlecht bezahlt. Kongeniale Lösung der SPD: Zwangsarbeit für Leute, die eh schon keinen Job finden. Sooo wichtig scheinen die Arbeiten dann doch nicht zu sein, sonst wären sie ja deutlich besser bezahlt. Oder aber die Arbeitsmarkttheorie dahinter ist schlicht falsch. Schon Schröder scheiterte grandios mit „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Jetzt also das Ganze noch mal mit ähnlichem Ergebnis. Was sagt Müller all den RentnerInnen und Auszubildenden und Studierenden – die ja alle nicht in seinem Sinne arbeiten –, warum sie SPD wählen sollen? Was sagt er zu der schreiend ungerechten Vermögensverteilung? Nein danke, mit so alten Ideen begeistert die SPD niemanden, der sich von ihr abgewandt hat. Uwe Barkow, Frankfurt am Main

Gier nach Gas und Öl

„Schwimmendes AKW erreicht Murmansk“, taz vom 22. 5. 18

Das „einzigartige Projekt eines mobilen Atomblocks“ (Rosatom-Generaldirektor Lichatschew laut taz), das schwimmende Atomkraftwerk „Akademik Lomonossow“, das im Juli in Murmansk mit Brennstäben bestückt werden soll, ist nicht nur eine atomare Gefahr für die Umwelt wie jede Nuklearanlage, sondern zusätzlich eine massive Bedrohung der Lebensgrundlagen aller indigenen Volksgruppen der Arktis und Subarktis, die dort als Züchter, Fischer und Jäger leben.

Die „Akademik Lomonossow“ gilt als Prototyp für weitere schwimmende AKWs und zum Aufbau atomarer Energiequellen zur noch massiveren Ausbeutung von Rohstoffen in der Region. Der endgültige Zielhafen soll Pewek sein, die nördlichste Stadt Russlands und zukünftiger strategischer Ausgangspunkt für weitere Stützpunkte im Polarkreis. Der Wettstreit der Anrainerstaaten zulasten der dort lebenden kleinen indigenen Völker hat längst begonnen. Nicht nur der Klimawandel bedroht die Menschen dort, sondern auch die Gier nach Rohstoffen wie Öl und Gas. Rainer Scheffler, Bensheim

Poetisch dichte Sprache

„Nachbarn: Der Tod ist ein Dummkopf“, taz vom 14. 5. 18

Selten hat mich eine Lektüre so sehr bewegt wie dieser Text. Andere machen aus dieser Geschichte einen Film, Kefah Ali Deeb erzeugt mit ihrer poetischen, dichten Sprache eine Wirkung, die an Intensität kaum zu übertreffen ist – und das in einer kurzen Kolumne. Kompliment und Hochachtung, Dank an die Autorin für dieses Erlebnis und – Mitgefühl.

Hubert Kusterer, Köln

Und das heute noch

„Übelstände“, taz vom 23. 5. 18

Im 21. Jahrhundert sollte es ja eigentlich Konsens sein, dass auch Frauen über ein Selbstbestimmungsrecht verfügen und daher selbst über ihren Körper entscheiden können. Die „Lebensschützer“, zu denen leider auch viele Abgeordnete von CDU/CSU gehören, sehen das anders und wollen den Frauen dieses Selbstbestimmungsrecht absprechen und sie weiterhin abhängig machen von Strafrechtsparagrafen, ihnen Informationen vorenthalten und das Leben eines Embryos höher stellen als deren eigenes.

Erst wenn das Verbot von Schwangerschaftsabbruch fällt, kann gewährleistet werden, dass Frauen auch überall einen Abbruch machen lassen können. Der Entscheidungsprozess über einen Abbruch sollte nicht irgendwelchen Abgeordneten oder Chefärzten überlassen werden, ein Entscheidungsprozess, den Männer nur begrenzt nachempfinden können. Die können schließlich nicht ungewollt schwanger werden.

Anstatt sich über „Kindermord“ zu echauffieren, sollten die „Lebensschützer“ sich doch besser dafür einsetzen, dass die geborenen Kinder ein auskömmliches ­Leben haben abseits von Armut.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Wo die Glocken läuten

„7 Sünden in Münster“, taz vom 11. 5. 18

Tschuldigung, wo hat Ralf Pauli denn dieses Wissen über die 7 Sünden, die man in Münster angeblich begehen kann, her?

Widerlegung:

1. Sünde, Fahrräder: Eher wird ein Fahrrad geklaut, als dass ein falsch geparktes entfernt wird.

2. Sünde, Wiedertäufer: Oh nein, die Wiedertäufer waren beileibe nicht die besseren Christen, die kommunistische Ideen verwirklichen wollten!

3. Sünde, Altbierbowle: Ich kann mich an keinen Kneipenbesuch in den letzten zehn Jahren erinnern, bei dem irgend­jemand aus meiner Bekanntschaft eine Altbierbowle getrunken hat.

4. Der Mythos Masematte! Wenn schon Beispiele aus der Gebrauchssprache (Geheimsprache! Quatsch!), dann Leeze (Fahrrad), jofel (+) und schofel (–). Die gebrachten Beispiele verwendet kein Schwein (Schassor sagt dafür das Masematte-„Lexikon“, das nur Touristen kaufen).

5. Petra, der Trauerschwan, existiert schon seit Jahren nicht mehr.

6. Oh, die Funktion der Türmerin! Rei­ne Traditionspflege und Arbeitsbeschaffung. Bei Feuer wählt man auch in Münster 112.

7. Die Münsteraner können nichts dafür, dass der MS- „Tatort“ der am meisten gesehene ist.

Grüße aus dem schwarzen Münster, in dem es nur regnet oder die Glocken läuten. Cornelius Ewering

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