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wortwechsel#MeToo, #YouToo und was es noch zu sagen gibt

Neue Fälle sexueller Übergriffe auch in Deutschland lassen die Debatte nicht abflauen. Richtig so. taz-Autorin Heide Oestreich hat mit ihrem Essay dazu beigetragen

„Der verdrängte Sexismus. Ist die MeToo-Debatte übertrieben? Kein bisschen“, taz vom 10. 2. 18

Ehrliche Männer

Warum fühle ich mich in sehr vielen Texten zur MeToo-Debatte verletzt. Ja wirklich, ein Mann, der öffentlich zugibt, Gefühle zu haben und verletzt zu werden. Schwäche, Gefühl und Weichheit (zu zeigen) sind also nach Meinung von Frau Oestreich Abwertungen!?

Was ist mit den wenigen Prozent Männern, die sexualisierte Gewalt erfahren und sich diskriminiert fühlen? Sie sollen sich raushalten. Das zu erwähnen ist „relativieren“, was als Verdrängungsmechanismus in einem Zug mit „bagatellisieren“ genannt wird.

Ich glaube nicht, dass wir in der Sexismusdebatte weiterkommen, wenn die es ehrlich meinenden modernen Männer nicht zu Wort kommen, sondern weiter behauptet wird, sexualisierte Gewalt sei ausschließlich ein Männerproblem. Und wo bitte ist in den meisten Diskussionsbeiträgen der Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und vielfältigen Genderformen geblieben? Thomas Hoffmann, Perl/Saar

Die Schuld der Religion

Es ist wie im Märchen von Hase und Igel: Egal wo frau auch hinrennt, das Patriarchat ist immer noch da! Und Patriarchat ohne monotheistische Religionen gibt es nicht. Oder ist es umgekehrt? Warum hat Frau Oestreich diesen wichtigen Urgrund, der überall, und das seit Tausenden von Jahren, blutige Gewalt gegen Frauen hervorgebracht hat und immer noch hervorbringt, weggelassen? Doch nicht etwa auch verdrängt? Maria Triesethau, Brensbach

Starke Menschen

Danke an Heide Oestreich für ihre kluge, wichtige Analyse von Sexismus – die noch lange nicht tief genug greift! Internatszöglinge, Sängerknaben, Sportlerinnen und Sportler, KünstlerInnen der Filmbranche, Soldaten und Soldatinnen, Politikerinnen in Parlamenten – was noch? Spitze des Eisbergs. Bei diesem Thema geht es nicht nur um Verdrängung, sondern um Abspaltung aus dem Bewusstsein – bei Betroffenen, aber auch gesellschaftlich: Opfer unterliegen dem Stigma „geschändet“, werden ausgegrenzt, von Schweigen umgeben, spalten selbst ab.

„Sexueller Missbrauch macht Sinn, er zementiert Herrschaftsverhältnisse“, sagte mal einer. Ich war empört. Er hat recht. Statt der Empörung über die Täter(innen) brauchen wir Vorbilder: Wie überwinden Betroffene den Opferstatus? 1992 auf dem Kongress der Evangelischen Eheberater und Eheberaterinnen in Dresden sagte ein Referent sinngemäß: „Geschlagene und missbrauchte Kinder sind oft sehr starke Menschen.“ Er hat recht. Ich kann Beispiele nennen. Heide Marie Voigt, Bremen

Großartiger Artikel

Ihr MeToo-Artikel ist großartig. Sie knüpfen für mich an die feministische Analyse der 70er und 80er Jahre an, die die gesamtgesellschaftlichen Zusammenhänge im Blick hatte und die von der Genderdebatte verdrängt wurde. Sie haben mich motiviert, meine Artikel zu Frauenarbeit und Gewalt gegen Frauen wieder herauszukramen. Dabei stelle ich erfreut fest, wie aktuell zutreffend diese nach wie vor sind. Veronika Bennholdt-Thomsen

Do it mit YouToo!

Wie peinlich, dass uns erst die MeToo-Kampagne ermutigt, über lange bekannte und feige verschwiegene Fakten zu sprechen. Warum, wieso, wieso erst so spät? Aber bitte zeigen wir doch nicht mit dem Finger auf den anderen, denn dabei zeigen immer drei Finger auf den Zeigenden zurück. Die Männer könnten doch ihren „sprichwörtlichen Mut“ beweisen und die endlich mutig gewordenen Frauen mit einer „YouToo-Bewegung“ unterstützen: Überall gegen Diskriminierung von Frauen in Wort, Tat und Bild und auch für Lohngerechtigkeit eintreten.

Es gibt doch keinen besseren Termin, damit zu beginnen – den Valentinstag: Do it mit YouToo! Georg Maus, Potsdam

Ein Lichtblick

„ ,I-Cut‘: Eine App gegen Genitalverstümmelung“, taz vom 6. 2. 18

Clever, diese Selbsthilfeinitiative von Schülerinnen in Kenia. Nur, zum Welttag gegen weibliche Genitalverstümmelung sollten die Informationen auch stimmen: Beschnitten werden nicht „Mädchen bzw. Frauen zwischen 15 und 49 Jahren“, denn sie sind es bereits, sondern Mädchen zwischen 0 und 14 Jahren. Und das waren in Kenia nicht 20 Prozent, sondern bereits 2014 nur noch 3 Prozent. Allerdings sind es in Mali noch 76 Prozent, in Gambia 56 Prozent, in Indonesien 49 Prozent und in Guinea 45 Prozent (Unicef FGMC-Daughter-prevalence Feb-2018). Und es ist richtig, dass die Fortschritte im Schneckentempo skandalös sind.

Genitalverstümmelung gibt es auch nicht nur „fast ausschließlich in muslimischen Ländern“. Die Praxis kam aus dem alten Ägypten den Nil herauf nach West- und Ostafrika, lange, lange vor dem Islam. Die Schwierigkeit, die Tradition der Frauenerniedrigung zu überwinden, liegt im animistischen Geisterglauben und der Angst der Eltern vor der Macht der Fetischeure und Marabouts.

Ein Lichtblick: In Benin und Togo, wo noch vor 20 Jahren in manchen Ethnien über 90 Prozent der Frauen beschnitten waren, sind nur noch 0,2 Prozent beziehungsweise 0,3 Prozent der unter 14-Jährigen beschnitten. Die Tradition wurde dort beendet, offiziell mit einem Staatsakt 2005, 2012. Danach hätte man einen Run auf die Strategien vermutet. Aber nein. Bis heute hat keine Studie, keine internationale Organisation, kein afrikanisches Familienministerium, keine NGO wissen wollen, wie man das macht. Man darf hier ein altes Problem der Entwicklungshilfe vermuten: Wenn es das Problem nicht mehr gibt, gibt es auch kein Geld mehr. Detmar Hönle, Lich, Saarbrücken

Es wird Zwang ausgeübt

„Das Böse an der Interstate 45“, taz vom 12. 2. 18

Erfreulich unabhängig von der üblichen taz-Berichterstattung über „selbstbestimmte Sexarbeiter*innen“ im Bordell Deutschland war die „Nahaufnahme“ des Umgangs mit dieser „Branche“ in Texas. Auf den Punkt gebracht wurde dieser Artikel in dem Zitat eines Harvard-Professors für Menschenhandel: „Theoretisch könnte es selbstbestimmte Prostitution geben, in der Realität aber ist es so, dass auf die überwältigende Mehrheit der Frauen Zwang ausgeübt wird.“ Danke dafür! Frank Geraets, Berlin

Es geht um die Sache

„Lob des Geschachers“, taz vom 13. 2. 18

Dem „Lob des Geschachers“ von Gereon Asmuth auf dem taz-Titel muss ich einfach widersprechen. Der Autor bezeichnet das „Gerangel um Ämter und Sitze“ als „Grundvoraussetzung“ von Politik: „Worum soll es denn sonst gehen als um Posten und um die Macht?“

Meine Antwort: um die Sache, den Fachverstand, den Sinn fürs Gemeinwohl. Wäre es nicht vernünftiger, politische Ämter nach Sachverstand, Fachkenntnissen und Empathie zu besetzen statt nach Flügel-, Geschlechter-, Herkunfts- und sonstigen unsinnigen Proporzen?

Gerhard Ott, Flensburg

Falsche „gute“ Nachricht

„Nass und gefährlich“, taz vom 10./11. 2. 18

Herr Tim Eckmanns vom Robert-Koch-Institut erklärt, der Antibiotikaeinsatz in der Tiermedizin sei deutlich zurückgegangen, von 1.700 Tonnen im Jahr 2011 auf 740 Tonnen 2016. Leider bleibt unerwähnt, dass sich die Konzentration der Wirkstoffe in den Mitteln verstärkt hat, zudem die Arten von Antibiotika in einem Mittel zugenommen haben. Somit werden weniger Trägerstoffe benötigt, es scheint eine Abnahme zu geben, gemessen an der Gesamtmenge der Substanzen, was jedoch nicht den Wirkstoff an sich aufzeigt. Die „gute Nachricht“ ist leider falsch.

Marcus Müller, Berlin

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