wohin morgen: Poetischer Realismus
Wer kennt sie nicht, die Großstadt-Tristesse? Anonymität, Einsamkeit, Hilflosigkeit. Das Gefühl, das Leben fließt spurlos vorüber, alles sei eintönig und unveränderbar. Und doch wirkt die Großstadt auf die meisten wie ein Magnet: Sue, eine attraktive, intelligente Mittdreißigerin, hat alles hinter sich gelassen, um in New York das Glück zu finden. Jetzt aber lebt sie in einer kleinen Wohnung in Manhattan, allein, ohne Arbeit. Sie verbringt ihre Zeit in Cafés, Parks und Ausstellungen, auf der Suche nach menschlichem Kontakt. Ben ist ernsthaft an ihr interessiert, und Linda bietet ihr Hilfe an, doch für Sue scheinen Nähe und Alleinsein gleich unerträglich. Das Scheitern dieser interessanten Frau an der Großstadt beschreibt Amos Kolleks Film „Sue“, den das Schauspiel Neukölln zum ergreifenden Theaterstück umgewandelt hat. Das Frauenporträt in poetisch-melancholischen Farben scheint den Zuschauer völlig zu vereinnahmen. Man sträubt sich gegen Sues Gleichgültigkeit und möchte eingreifen, wenn sie zu Ben sagt: Mein Leben ändert sich nicht. Nie. Weitere Aufführungen am 23., 24. und 27. Februar.
Saalbau Neukölln, Freitag 20 Uhr
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