wochenschnack: Lösung oder Problem?
Ist das E-Auto die Zukunft? Oder solle man auf E-Busse und E-Fahrräder setzen?
Nur noch absurd
Gernot Knödler liegt richtig, dass Individualverkehr in der Stadt total schlecht ist. Aber Andrea Maestro beweist, dass das niemanden interessiert. Insofern hat Sven-Michael Veit recht, dass jedes heute zugelassene E-Auto die Verkehrsstruktur der nächsten zehn Jahre zum Positiven verändert, ein heute zugelassener Verbrenner tut das Gegenteil.
Verleger Jörg Teepe will vor allem Parkgebühren sparen. Hoffentlich legt er seine Parkscheibe ins Fenster, denn nach zwei Stunden ist tagsüber in Hamburg Schluss mit Parkendürfen. Den Ladepunkt länger zu blockieren, als für das Laden notwendig, ist übrigens asozial. Das Große an seinem Tagebuch wird erst verständlich, wenn man seine Verbrauchsangaben in kWh durch 10 teilt, denn dann kommt man auf das energetisch Äquivalent in Liter Diesel. Der Mann fährt mit einem Verbrauch zwischen 1,1 und 1,4 Liter auf 100 km! Stadtverbrauch! Nicht laut Prospekt, sondern real!
Und wenn bei Habecks Dienstwagen der Minister selbst von Dumpingpreisen (unter Herstellungs- bzw. Selbstkosten) der Verbrennerlobby spricht, wird es kafkaesk. Ist die Annahme eines deutlich erkennbar nicht marktgerechten Preises keine Vorteilsnahme, die andere Hersteller benachteiligt, und damit verboten? Und wird die Verhältnismäßigkeit einer Anschaffung nicht auch durch den politischen Willen bestimmt? Kein reines E-Auto anzuschaffen, weil die deutschen Hersteller das quasi sabotieren, ist nur noch absurd. Wenn der Umweltminister nicht vorangehen darf, wer dann? André Podszus, Norderstedt
Öko-Bilanz viel besser
Lieber „nein-Sager“ Gernot Knödler,
zur Ökobilanz des Stromverbrauchs: Ein E-PKW benötigt für 100 km etwa 12 kW (ca 4 Euro für Privathaushalte). Würden diese 12 kW nur von dieselbetriebenen Kraftwerken stammen, würde hierfür nur etwa 1 Liter Diesel benötigt.
Man sollte den Blick mehr auf die gewerbliche Nutzung von E-KFZ legen. Die Post AG oder ihre Mitbewerber werden die Pakete nicht mit ÖPNV oder mit dem Fahrrad ausliefern. Die Post stellt die Paketzustellung auf E-PKW um (Steet-Scooter, baut die Post AG selber, weil die Autokonzerne zu blöd sind, diese herzustellen). Diese fahren im „stopp and go“-Modus durch die Bezirke, wobei sie kaum mehr Strom verbrauchen als auf langer Strecke (Rückgewinnung der Energie beim Bremsen).
Die Caritas kann die PflegerInnen auch nicht mit dem Fahrrad zu den Pflegebedürftigen schicken. Die Caritas hat beim deutschen E-PKW Hersteller e.go life 3.000 PKW für ihren Pflegedienst bestellt. Die PKW von e.go life sind ausgelegt für Kurzsteckenfahrten und sind viel günstiger als die E-PKW der klassischen Hersteller. Im Lieferdienst und für die häusliche Pflege eingesetzte KFZ fahren am Tag deutlich weniger als 100 km. Wenn diese dann auch noch in der Nacht aufgeladen werden, wenn viele Windkrafträder wegen Stromüberangebot gedrosselt oder sogar abgeschaltet werden, dann sieht die Öko-Bilanz viel besser aus.
Kleiner Scherz am Rande: Haben Sie schon mal eine Öko-Bilanz für E-Fahrräder gesehen? Ich auch nicht. Diese würde aber katastrophal ausfallen. Mehr Komponenten als bei Fahrrad ohne „E“, keine Einsparung von fossilen Brennstoffen, aber zusätzlich Stromverbrauch.
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Udo Endrigkeit, Bremen
Am Thema vorbei
Ich finde die Diskussion etwas am Thema vorbei, da ich das Zeitalter des PKW, des eigenen persönlichen Kraftwagens sowieso für gezählt halte. Sobald die Technik fürs autonome Autofahren weit und sicher genug ist, dass sie einem menschlichen Fahrer überlegen ist, wird sich der Besitz eines eigenen PKW, außer in der äußersten Provinz, nicht mehr rentieren. Die Versicherung für das autonome Fahrzeug wird dann deutlich günstiger und das Fahren mit „smarten“ autonomen Autos, die eventuell gleich mehrere Leute mitnehmen, dahin bringen, wo sie hinwollen und dann gleich die nächsten Leute aufnehmen, ohne groß Parkplätze zu verstopfen, ebenso deutlich billiger als der Besitz eines eigenen PKW. Den Verkehr der Zukunft sollte man sich als einem gesunden Mix aus klassischem Massentransport (Bus, Bahn) ergänzt durch algorithmengesteuerten Individualverkehr und Fuß und Fahrrad vorstellen. Dann müssen auch weniger neue Autos gebaut werden und die Elektrowende wird machbar. Snip Snap, taz.de
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