wochenschnack: Marktwirtschaft contra Kapitalismus?
„Leistung soll sich wieder lohnen“: Unter diesem provokanten Titel plädierten die Wachstumskritiker Oliver Richters und Andreas Siemoneit für eine Aufwertung der menschlichen Arbeit gegenüber einer ressourcenfressenden Automatisierung
Verkürzte Kritik
Es gibt eine oberflächliche und verkürzte Kritik an der modernen Wirtschaft. Sie sieht Profitstreben nur bei Großunternehmen und Banken, nicht beim Mittelstand. Sie erklärt den Konsum zur Hauptursache aller sozialen und ökologischen Übel. Und sie moniert am Kapitalismus, dass er „müheloses Geldverdienen“ privilegiere, zu Lasten „ehrlicher Arbeit“. Diese Schlagworte, zentral in den völkischen Gedankenwelten des rechten Antikapitalismus, werden von den taz-Autoren Oliver Richters und Andreas Siemoneit nicht hinterfragt. Im Gegenteil: Sie wollen „Leistungsprinzipien“ und „ehrliches Arbeiten“ fördern, durch eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus.
Das zeugt nicht nur von mangelnder begrifflich-ideengeschichtlicher Sensibilität. Richters und Siemoneit wiederholen auch einen in der aktuellen Postwachstumsbewegung überaus populären Trugschluss: Die Marktwirtschaft ließe sich vom Kapitalismus befreien.
Wo Güter für einen Markt produziert werden, entsteht aber gleichsam automatisch ein System der Warenproduktion, das der Profitlogik gehorcht. Eine aufgeklärte und radikale Kritik dieser Logik ist vonnöten, nicht das Glorifizieren von „Marktwirtschaft“ und „ehrlicher Arbeit“.Geert Naber, Oldenburg
Die Arbeit überwinden
Arbeit ist das Problem.
Das Ziel muss nach wie vor in der völligen Überwindung derselbigen liegen.
Niemand hat Interesse daran, zehn Stunden am Tag Unkraut zur rupfen, auch wenn es ein hervorragender Weg wäre, um Vollbeschäftigung zu schaffen und dabei noch so herrlich effizient.
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Entscheidend ist, dass erneuerbare Energien schnell ausgebaut und weiterentwickelt werden, sodass die endlichen Ressourcen geschont werden können. Zudem bedarf es eines Sozialstaats, der nicht ausschließlich Leistung belohnt, sondern die vorhanden Waren gerecht verteilt.
Wer etwas entwickelt, dass Tausenden von Menschen den Alltag erleichtert und das immer wieder und wieder eingesetzt werden kann, gewinnt auf der Langstrecke. Unsere Bemühungen sollten sich also darum drehen, den Fortschritt effektiver und nachhaltiger zu gestalten.Lukas Norden, taz.de
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